Netzbetreiber klagt
61-Jähriger verweigert Smart Meter – Strom abgestellt!
Johannes G. sieht sich selbst als elektrosensibel, weigert sich einen Smart Meter einbauen zu lassen. Nun wurde ihm der Strom abgedreht.
Johannes G. (61) bezeichnet sich selbst als elektrosensibel, lehnt daher den Einbau eines Smart Meters ab: "Mein Beweggrund ist die Gesundheit. Ich lebe sehr gesund und als Energetiker spüre ich sehr gut und habe eine sensible Wahrnehmung. Als ich zum Beispiel 2020 ein neues, stärkeres WLAN bekommen habe und es in Betrieb nahm, hatte ich unmittelbar danach ein starkes Ziehen am Hinterkopf", so der Salzburger zu "Heute".
Daraus zog der 61-Jährige Konsequenzen: "Da kein Gerät mit geringerer Leistung mehr lieferbar war, habe ich das WLAN und alle weiteren Strahlungsquellen, die möglich waren (Schnurlos-Telefon usw.), aus meinem Haus entfernt. Ich habe für die Nutzung des Internets die Räume wieder verkabelt und auch das Mobiltelefon zum Internetgebrauch an das Kabel angeschlossen. Zusätzlich habe ich in den Schlafzimmern Netzfreischaltungen installiert. Ich möchte diese mittlerweile so vielen und massiven Frequenzen so weit wie möglich aus meinem Haus halten", erzählt der Lebensberater und Schamane aus Mattsee (Sbg.), der für diese Maßnahmen nach eigenen Angaben rund 8.000 Euro ausgab.
„Ich will den Smart Meter keinesfalls in meinem Haus, deshalb habe ich den Zugang zu meinem Zählerkasten versperrt“
Auch ein Smart Meter (digitale Zählgeräte zur Erfassung des Stromverbrauchs in regelmäßigen Zeitintervallen) kommt dem 61-Jährigen, der rund 500 Meter von der oberösterreichischen Grenze entfernt wohnt, nicht ins Haus: "Da ich so nahe an der Landesgrenze wohne, werde ich von der Energie AG bzw. der Netz OÖ mit Strom versorgt. Seit 2019 wehre ich mich gegen den Einbau des Smart Meters – das ist alles Augenauswischerei. Es geht nicht mehr um die Gesundheit der Menschen, die ist mittlerweile egal, es geht nur noch um Geldmacherei", behauptet Johannes G.
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Der Salzburger deponierte die Ablehnung des Smart Meters auch schriftlich, verweigerte Mitarbeitern des Netzbetreibers immer wieder den Zutritt. Als die Eichung für die alten Stromzähler ablief, eskalierte die Situation – Johannes G. ließ die Arbeiter nicht ins Haus: "Ich will den Smart Meter und seine elektromagnetischen Felder keinesfalls in meinem Haus, deshalb habe ich den Zugang zu meinem Zählerkasten versperrt."
Klage des Netzanbieters
Da die beiden alten Stromzähler im Eigentum der Netz OÖ steht, verklagte das Unternehmen den 61-Jährigen auf deren Herausgabe. Laut Johannes G. beläuft sich die Klagssumme auf rund 10.000 Euro: "Die beiden Stromzähler, die bei Herrn G. installiert sind, sind alte Ferraris-Stromzähler. Diese sind seit 1. Jänner 2023 nicht mehr eichgültig und müssen gegen neue Modelle getauscht werden. Wir haben mehrmals versucht, mit Herrn G. eine Lösung zu finden, diese ist bis dato immer gescheitert, weshalb uns letztlich nichts anderes übrig geblieben ist, als diese Schritte zu setzen", erklärt ein Sprecher der Netz OÖ auf "Heute"-Anfrage.
In erster Instanz am Bezirksgericht wurde der Klage stattgegeben, auch die Berufung von Johannes G. am Landesgericht Salzburg wurde nun abgelehnt. Der Salzburger lehnt den Smart Meter dennoch auch weiterhin ab, besteht auf den Einbau von neuen, geeichten Zählern: "Der Ersatz für die alten Stromzähler sind bei der Netz OÖ elektronische Stromzähler. Der Netzbetreiber legt fest, welches Zähler-System eingesetzt wird. Das ist gesetzlich festgeschrieben. Wir haben uns für ein digitales System entschieden. Der Kunde kann keinen anderen Zähler verlangen. Jeder Kunde hat allerdings die Möglichkeit, die Art des Betriebsmodus und somit auch die Art der Datenerfassung zu wählen", so der Netz-OÖ-Sprecher.
Strom wurde nun abgedreht
Vergangenen Donnerstag wurde bei Johannes G. der Strom abgedreht: "Aus unserer Sicht sind die rechtlichen Grundlagen eindeutig: Wenn der Kunde kein entsprechendes Messgerät zur Verbrauchsmessung akzeptiert, wird auch kein weiterer Strombezug möglich sein. Dementsprechend wurde die Stromversorgung der Kundenanlage in Anwesenheit von Herrn G. stillgelegt. Die Wiederinbetriebnahme kann jederzeit nach Installation eines neuen Zählers erfolgen", heißt es seitens Netz OÖ.
"Ich lasse mich als kleiner Bürger von den Konzernmächten nicht erpressen. Ich werde weitermachen und gehe nun in die nächste Instanz", zeigt sich der 61-Jährige rebellisch. "Ich bin sehr viel in der Natur und werde mich jetzt halt im See waschen."