Wien
60 % der Kinder mit Deutschproblemen schon hier geboren
Die ÖVP ist alarmiert: Immer mehr Volksschulkinder können schlecht Deutsch. Ein 5-Punkte-Programm soll dieses Problem in den Griff bekommen.
Ohne ausreichende Deutschkenntnisse tun sich Kinder auch in anderen Fächern wie Mathematik und Co schwer. Oft reicht es dann nur zu einem Pflichtschulabschluss - oder noch weniger. Die Jobaussichten sind dann mehr als düster.
Die Wiener ÖVP ortet beim Thema Deutsch massive Probleme bei Wiens Schülern, oft würde bereits im Kindergarten wichtige Zeit zum Erlernen der Sprache versäumt. Im Schuljahr 2020/21 gab es laut Statistik Austria in den Wiener Volksschulen 10.484 außerordentliche Schüler. Das entspricht 14,1 Prozent der Volksschüler. Ihre Kenntnisse der deutschen Sprache sind so schlecht, dass sie dringen zusätzliche Förderungen benötigen, um dem Unterricht zu folgen.
Diese Volksschüler haben Deutschprobleme
Laut einer Anfragebeantwortung von Stadtrat Wiederkehr sind mehr als 60 Prozent dieser 10.484 Volksschulkinder bereits in Österreich geboren. Das bedeutet, diese sind hier aufgewachsen und auch in den Kindergarten gegangen.
Rund 80 Prozent dieser außerordentlichen Schüler haben mehr als zwei Jahre Kindergarten (durchschnittlich 2,6 Jahre) besucht. Dennoch mussten sie aufgrund ungenügender Deutschkenntnisse als außerordentliche Schüler geführt werden.
31 Prozent dieser außerordentlichen Schüler haben die österreichische Staatsbürgerschaft, jedoch zu wenige Deutschkenntnisse, um als ordentliche Schüler geführt zu werden.
ÖVP fordert: Integrationsangebote der Stadt ausschließlich auf Deutsch
ÖVP-Landesparteiobmann Karl Mahrer: "Unser Ziel muss es sein, dass jedes in Österreich geborene Kind zu Schulbeginn ausreichend Deutsch kann, um dem Unterricht folgen zu können und als ordentlicher Schüler geführt zu werden. Die Kenntnis der Unterrichtssprache Deutsch ist schließlich die Grundlage für die Beteiligung an allen Bildungsprozessen, bildet eine wesentliche Voraussetzung für den Schulerfolg sowie die spätere Integration am Arbeitsmarkt und ist relevant für die Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Österreich." Alle Integrationsangebote der Stadt sollten ausschließlich auf Deutsch abgehalten werden, fordert die ÖVP.
"Die Stadt darf nicht wegschauen"
Und ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß ergänzt: "Wien schafft es offenkundig nicht, dass ausreichend Deutsch im Kindergarten gelernt wird. Was hier verabsäumt wird, kann nur mehr schwer in der Schule aufgeholt werden. Die Stadt darf nicht wegschauen, wenn Kinder in Deutschförderklassen durchschnittlich 2,6 Jahre im Kindergarten waren. Bei zwei Drittel der Kinder mit anderer Umgangssprache in Kindergärten sind 25 Kinder pro Gruppe deutlich zu viel. Wir brauchen in Wiener Kindergärten kleinere Gruppen, mehr Sprachförderkräfte und einen klaren Spracherwerb-Fokus. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse haben Kinder erheblich schlechtere Chancen im späteren Leben!"
Das sind die fünf Forderungen der ÖVP
Reduzierung der Gruppengrößen in Kindergarten inklusive einer Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels:
Zwar wurde die Anzahl der Assistenzstunden in privaten Kindergärten verdoppelt, der Fachkraft-Kind-Schlüssel ist jedoch gleichgeblieben. Um mehr Qualität in die Betreuung zu bringen, braucht es kleinere Gruppen mit mehr Pädagogen in den Gruppen, so die ÖVP.
Mehr Tempo bei Aufstockung der Sprachförderkräfte im Kindergarten:
Die Wiener Stadtregierung hat in ihrem Regierungsübereinkommen die Aufstockung der Sprachförderkräfte von 300 auf 500 festgeschrieben. Im letzten Herbst wurden 50 neue Sprachförderkräfte angestellt. Hier braucht es laut ÖVP mehr Tempo und Intensität.
Mindestanforderung von Sprachniveau C1 bei Kindergartenpersonal:
Das Personal in Wiens Kindergärten verfügt oft nicht über ausreichend gute Deutschkenntnisse, worunter auch der Spracherwerb von Kindern mit nicht-deutscher Umgangssprache leidet, stellt die ÖVP fest. In Wiener Elementareinrichtungen soll deshalb als Mindestanforderung für eine Anstellung Sprachniveau C1 eingeführt werden.
Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung als Frühwarnsystem nutzen:
Individuell: Werden bei der Sprachstandsfeststellung (BESK) im Kindergarten mangelnde Deutschkenntnisse bei den Kindern festgestellt, müssen die Eltern den Elternkurs des ÖIF – und im Falle mangelnder Deutschkenntnisse der Eltern auch einen Deutschkurs – verpflichtend besuchen, so die ÖVP.
Generell: Die MA 10 soll laut ÖVP die Ergebnisse der Sprachstandsfeststellung in den Kindergärten einmal jährlich veröffentlichen, um auf deren Basis rechtzeitig und treffsicher mit konkreten Maßnahmen fördern zu können.
Bekenntnis der Stadt zu Deutsch als Bildungs- und Umgangssprache:
Wer in Wien lebt, muss in seinem Alltag auf Deutschkenntnisse angewiesen sein, verlangt die ÖVP. Das bedeute, dass Informationen und Broschüren der Stadt mit wenigen Ausnahmen nur mehr auf Deutsch vorliegen sollen. Alle Integrationsangebote der Stadt sollen ausschließlich auf Deutsch abgehalten werden. Denn ohne Deutsch kein Fortkommen in Wien.
"Bildungssystem versagt bei der Integration"
Integrationssprecherin Caroline Hungerländer: "Diese Zahlen zeigen deutlich das Integrationsproblem der zweiten Generation in Wien. Einerseits gibt die Elterngeneration ihre Integrationsleistung und Deutschkenntnisse nicht an die Kinder weiter, andererseits versagt das Bildungssystem bei der Integration. Die Idee von Freiwilligkeit bei der Integration ist damit endgültig gescheitert. Eltern sind auch für den Bildungserfolg ihrer Kinder verantwortlich. Sie müssen in die Pflicht genommen werden. Die klare Botschaft muss sein: Ohne Deutsch kein Fortkommen in dieser Stadt."