Sportlerin des Jahres
500 Tage Leiden! "Dunkle Stunden und Selbstzweifel"
Leichtathletik-Ass Ivona Dadic hat exakt 500 Tage keinen Wettkampf bestritten. "Ich konnte nicht einmal mehr Joggen." Jetzt gibt sie ihr Comeback.
500 Tage hat Siebenkämpferin Ivona Dadic keinen Wettkampf bestritten. Das sind mehr als 16 Monate Leidenszeit. Österreichs Sportlerin des Jahres 2020 stoppte eine Knie-OP.
"Es macht etwas mit dir, so lange weg zu sein", sagt die WM-Zweite von 2018 im "Heute"-Gespräch. "Es waren dunkle Stunden voller Selbstzweifel, weil so viel gefehlt hat. Man verliert sich. Ich konnte ja nicht einmal mehr schmerzfrei joggen. Ganz ehrlich: Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass es gut wird."
Die Muskeln schwanden
Jetzt gibt Dadic ihr Comeback! Am Wochenende bestreitet die 30-Jährige einen Fünfkampf in Tallinn (EST). Bei den schwedischen Staatsmeisterschaften war sie zuletzt in zwei Disziplinen am Start, ließ sie ihre Klasse mit einer Zeit von 8,62 Sekunden über die Hürden bereits aufblitzen. Der Bewerb in Estland ist ihr erster Mehrkampf nach der langen Leidenszeit. "Ich bin da alleine durchgegangen. Das macht mich zu einer besseren Athletin", ist die Oberösterreicherin positiv.
Nach der dritten OP am dominanten rechten Bein stolperte Dadic bei der Regeneration. "Es war keine große OP. Aber ich habe das Bein falsch belastet. Es tat jede Kniebeuge weh. Ich konnte nichts mehr machen, kämpfte mit Muskelschwund."
100.000 Kilometer im Auto
Dadic brauchte einen Fassadenwechel. Sie wechselte den Trainer, übersiedelte zu Vlado Petrovic nach Stockholm. "Das half mir, weil sich der Blickwinkel änderte und nicht mein Leidensweg das wichtigste Thema war. Er hat mit mir nach vorne geschaut und mich nur als Sportlerin mit Potential gesehen."
Zuvor pendelte Dadic fürs Training mit Philipp Unfried, der im Trainerstab blieb, auf der Westautobahn zwischen Oberösterreich und Wien. "Ich saß in zwei Jahren 100.000 km im Auto. Das war zu viel."
Sieben Minuten ins Stadion
In Stockholm hat sie sieben Minuten ins Stadion. "Ich falle nicht auf, werde optisch für eine als Schwedin gehalten", grinst sie. Trainingspartnerin ist Bianca Salming. "Sie gehört zu den Besten, ist verrückt wie ich, will auch in jedem Training die Beste sein."
Ihr Ziel beim Comeback? "Ich darf nicht zu hart zu mir sein. Ich vertraue meinem Körper wieder. Das Ziel ist Olympia in Paris."