Niederösterreich

500 Schafe geschächtet! Milde Strafe für Tierarzt

Ein amtlicher Tierarzt und fünf weitere Angeklagte mussten am Dienstag für die Schächtung von knapp 500 Schafen in Korneuburg vor Gericht.

Die fünf Angeklagten mit ihrer Verteidigerin Elisabeth Gerhards
Die fünf Angeklagten mit ihrer Verteidigerin Elisabeth Gerhards
Lenger Thomas

Bereits vor dem Prozess wegen Tierquälerei hatten Vereine wie der "Verein gegen Tierfabriken" und "RespekTiere" vor dem Gerichtsgebäude Korneuburg protestiert. Angeklagte waren in Summe sechs Männer (23 bis 66), darunter ein Geschäftsführer eines auf Schafe und die Schlachtung nach muslimischen Ritual spezialisiertem Betrieb und ein in Rumänien geborener Amtstierarzt. Die restlichen vier Angeklagte waren "Hilfskräfte" aus der Türkei und Bulgarien.

Schächtungen für Kurbanfest

Der Schöffenprozess drehte sich um den 20. und 21. Juli 2021. In dem Schlachthof waren damals rund um das muslimische Kurbanfest Schächtungen von fast 480 Schafen erfolgt, ohne dass diese vorschriftsgemäß betäubt worden seien, lautete der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Eine Bewilligung der BH Korneuburg sei vorgelegen. Die ersten Schafe sollen noch via Bolzenschussapparat betäubt worden sein, rund 370 Tiere danach überhaupt nicht mehr.

1/13
Gehe zur Galerie
    Vor dem Prozess stellten sich Tierschützer vor das Gericht in Korneuburg.
    Vor dem Prozess stellten sich Tierschützer vor das Gericht in Korneuburg.
    Lenger Thomas

    Am nächsten Tag war in der Früh und am Nachmittag eine andere Amtstierärztin vor Ort, da lief alles ordnungsgemäß ab. Dazwischen wurden laut Anklage erneut 109 Schafe ohne Betäubung geschächtet. Laut Geschäftsführer sei es ein ausdrücklicher Kundenwunsch gewesen. 

    Tierarzt schaute weg

    Der angeklagte Tierarzt (Verteidigerin Anna Mair) ist entgegen seiner Pflicht nicht bei jedem Schächtschnitt anwesend gewesen und hat seine Kontrollfunktion nicht ausreichend ausgeübt. „Ich habe einen Fehler gemacht, es tut mir wirklich leid“, so der 63-Jährige bei der Verhandlung. Geld habe er im Gegenzug für das Wegschauen nicht erhalten.

    Der Schlachthof wurde 2021 nach Bekanntwerden der Vorfälle für rund drei Monate geschlossen. Laut Anwältin Elisabeth Gerhards, Vertreterin der Zweit- bis Sechstangeklagten, hat es seither keine Vorkommnisse mehr gegeben. 

    "Riesensauerei"

    Der Richter polterte: "Das ist eine Riesensauerei. So kann man mit Tieren im 21. Jahrhundert nicht umgehen." Die Urteile für die bis dato unbescholtenen und reuigen Angeklagten: Der amtliche Tierarzt wurde zu 10 Monaten bedingter Haft verurteilt, der Geschäftsführer zu 8 Monaten. Drei weitere Mitarbeiter wurden zu jeweils 3, 6 und 8 Monaten bedingter Haft verurteilt (nicht rechtskräftig).

    David Richter vom VGT war danach fassungslos: "Es ist ein Schlag ins Gesicht des Tierschutzes. Hier wurden hunderte Tiere völlig illegal gequält. Hätte es keine Kameras vom Tierschutz gegeben, wäre dieses unfassbare Leid weitergegangen. Dieses milde Urteil gegen den amtlichen Tierarzt, der nur 10 Monate bedingte Haft bekommen hat, ist ein Skandal und zeigt die geringe Wertigkeit unserer Mitgeschöpfe im Rechtssystem."