Ukraine

"5 Minen pro Quadratmeter" – Ukraine schwer vermint

In der Ukraine erstrecken sich Minenfelder über Hunderte Kilometer. Rund 30 Prozent der Ukraine sollen inzwischen vermint sein.

Die Ukraine dürfte seit der russischen Invasion zu den am stärksten verminten Ländern der Welt gehören: 30 Prozent des Landes sind laut Kiew betroffen.
Die Ukraine dürfte seit der russischen Invasion zu den am stärksten verminten Ländern der Welt gehören: 30 Prozent des Landes sind laut Kiew betroffen.
REUTERS

Die russischen Verteidigungslinien sind teilweise so dicht vermint, dass an manchen Teilen der Front bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen. Das sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow dem britischen "Guardian". Er sprach von Millionen Sprengkörpern entlang der Front, wo es über Hunderte Kilometer hinweg Minenfelder gebe.

Beide Seiten: Riesige Bestände aus der Sowjetzeit

"Der Krieg in der Ukraine markiert aus militärischer Sicht die große Rückkehr des Einsatzes von Minen", sagt Stéphane Audrand, Experte für internationale Risiken. Dabei verfügen beide Seiten über riesige Minenbestände aus der Sowjetzeit. Allerdings sind die Minenfelder in der Ukraine ein Element der russischen Verteidigung. Moskau setze sie "extensiv ein, indem es Panzerabwehrminen und Antipersonenminen mit mehreren Auslösemechanismen kombiniert", schreibt das britische Forschungszentrum Rusi.

Hinzu kommen selbst gebaute Sprengfallen: "Die russischen Truppen sind bekanntlich kreativ", heißt es in einem Bericht der Denkfabrik Globsec aus Bratislava. "Sie versehen Tiere und Leichen mit Sprengsätzen, stellen Doppel- und Dreifachfallen auf Straßen, Feldern und in Wäldern auf." Das heißt, dass Minen etwa aufeinandergestapelt werden.

Das Ausmass: Viermal so groß wie die Schweiz

30 Prozent der Ukraine sind laut Kiew inzwischen vermint – sowohl von der russischen als auch von der ukrainischen Armee. Die verminte Fläche soll rund viermal so groß sein wie die Schweiz, so Schätzungen. "Das Ausmaß kann man kaum erfassen", sagt Baptiste Chapuis von der Anti-Minen-Organisation Handicap International.

Mitten im Krieg sei es unmöglich, genaue Zahlen zu ermitteln oder betroffene Gebiete zu kartografieren. Die Entminung des Landes könnte laut dem ukrainischen Verteidigungsminister 30 Jahre dauern. Die Weltbank schätzt die Kosten auf 37 Milliarden Dollar.

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    Ukrainische Soldaten bei Stabilisierungsoperationen im kürzlich befreiten Ort Staromajorske in der Oblast Donezk am 28. Juli 2023.
    Ukrainische Soldaten bei Stabilisierungsoperationen im kürzlich befreiten Ort Staromajorske in der Oblast Donezk am 28. Juli 2023.
    35th Separate Marines Brigade / Ukrainian Armed Forces via REUTERS

    Österreich unterstützt die Ukraine bei der Entminung mit zwei Millionen Euro, Deutschland hat bislang über 26 Millionen Euro bereitgestellt, die Schwiz will heuer mit rund 15 Millionen Euro unterstützen. Allerdings beschränkt sich das Engagement der Schweiz oder Österreichs ausschließlich auf die humanitäre Minenräumung, während Deutschlands Hilfe auch die militärische umfasst, die auf den Schutz der Truppen ausgerichtet ist. 

    Das sagt das internationale Recht

    Antifahrzeugminen gehören zur Kategorie der konventionellen Waffen. Antipersonenminen sind nach internationalem Recht verboten und durch das Ottawa-Übereinkommen von 1997 geächtet, das die Ukraine, nicht aber Russland unterzeichnet hat.

    Die Ukraine hatte laut Ottawa-Abkommen mit der Vernichtung seiner Minen-Bestände begonnen, stoppte damit aber 2014, zu Beginn des Krieges in der Ostukraine. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch rügt im Krieg so auch Kiew für den "offensichtlichen Einsatz" dieser verbotenen Waffen, etwa in der Region Isjum.