Politik

"400 € zu wenig", "Verbrecher" – großer Zorn vor Wiener 

Eine Reform des AMS-Geldes wird hitzig debattiert. Einige Betroffene wüten. Doch es gibt auch Zustimmung: "Drei Monate sind ok, dann muss Aus sein."

Heute Redaktion

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) betonte in seiner Rede zur "Zukunft der Nation" vergangenen Freitag auch das Thema Arbeitslosengeld. Es bräuchte laut dem Kanzler ein neues Modell. "Die einen arbeiten für's Geld, die anderen bekommen das Geld. Es braucht ein neues Arbeitslosengeld", forderte Nehammer.

Nehammer lieferte auch gleich ein konkretes Beispiel, wie dieses neue Arbeitslosengeld aussehen könnte. Für den Kanzler käme ein degressives Modell, welches zu Beginn der Arbeitslosigkeit ein höheres und mit zunehmender Dauer ein geringer werdendes Arbeitslosengeld vorsieht, in Frage. Dadurch entstehe für Betroffene zunehmender finanzieller Druck. Das soll dazu motivieren, möglichst schnell wieder ins Berufsleben einsteigen zu wollen.

"Von 400 Euro kann keiner leben"

„Heute“ wollte von den Wienern wissen, wie sie zu diesem Modell stehen und befragte Arbeitssuchende in Margareten. Für Aleksandar schlägt Kanzler Nehammer die verkehrte Richtung ein: "Von 400 Euro kann keiner leben. Statt es zu kürzen, sollte man das Arbeitslosengeld erhöhen", so der 29-Jährige. Dass man Arbeitssuchende so motivieren könne, hält er für unsinnig.

Ähnlich sieht es auch Herbert, der gerade auf sein Motorrad steigt: "Ich bin eigentlich nur hier, weil ich bis Juni überbrücken muss. Dann beginne ich schon bei meiner neuen Stelle", erklärt der künftige Sicherheitsmann.

Obwohl es ihm besser gehe also manch anderem, sieht er das Nehammer-Modell kritisch: "So ein System schadet nicht nur den Arbeitssuchenden. Das schadet uns allen", ist er überzeugt. Für den Kanzler selbst, findet er ebenfalls scharfe Worte: "Nehammer ist sowieso ein Verbrecher!"

"Drei Monate und dann ist es genug"

Einige können dem Vorstoß des Regierungschefs aber offensichtlich doch etwas abgewinnen. "Ich bin selbst Ausländer. Ich bin seit den 70er-Jahren hier und war keinen einzigen Tag arbeitslos gemeldet. Ich habe immer gearbeitet", erzählt der 72-jährige Selbständige. Und zum Thema Arbeitslosengeld? "Drei Monate sind ok, aber danach muss Aus sein. Dann werden sie sich kümmern, dass sie einen Job finden", so der Unternehmer.

Die angehende Kindergartenpädagogin Rahat wählt den diplomatischen Weg: "Ich denke es kommt darauf an, wie lange und in welchem Ausmaß die Menschen gearbeitet haben." Was die Geldfrage angeht, ist auch sie stark betroffen. "Ich bin Mutter von vier Kindern", erklärt sie. "Ich kann nicht Teilzeit arbeiten, da kann ich mir den Alltag gar nicht leisten! Wenn, dann Vollzeit, Stellen gibt es aber so gut wie keine", klagt Rahat. 

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    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View