Welt
4.000 Schneekanonen sollen Gletscher retten
Die Klimaerwärmung setzt den Alpengletschern stark zu. Ein Forscher will jetzt die Patentlösung gefunden haben. Das Motto: Kunstschnee.
Der Morteratschgletscher im Schweizer Kanton Graubünden gilt als Gletscher mit dem stärksten Volumen in den Ostalpen. Doch die Lage ist prekär, jedes Jahr verliert er 30 bis 40 Meter an Länge.
Der niederländische Forscher Johannes Oerlemans präsentierte bei einem Fachtreffen Ende April in Wien einen kuriosen Rettungsplan. Laut Bericht des Fachmediums "New Scientist" sollen 4.000 Schneekanonen die Eisfläche des Gletschers mit Schnee bedecken und das, was vom Gletscher übrig geblieben ist, schützen.
Der Clou
"Der Haupteffekt des Schnees ist die Reflektion von Sonnenlicht", sagte Oerlemans in Wien. "So lange Schnee darauf liegt, bleibt das Eis darunter unberührt." Angeblich soll bereits eine wenige Zentimeter dicke Schneeschicht ausreichen, um das Eis zu schützen.
Würde der Gletscher in den kommenden zwanzig Jahren laufend mit Kunstschnee bedeckt werden, könnte der Morteratschgletscher 800 Metern an Länge zurückgewinnen, rechnete der Forscher vor.
Das für die Kunstschneeproduktion benötigte Wasser sollen von nahe gelegenen Bergseen bezogen werden.
Ohne Schweizer Franken geht nichts
Oerlemans wird vorerst in einem Pilotversuch eine Saison lang Schnee auf einen kleinen, künstlichen Gletscher am Fuße des Diavolezzafirn streuen. "Wir werden den Gletscher über den Sommer bringen müssen", sagte der Niederländer.
Stellt sich der gewünschte Erfolg ein, hofft er darauf, dass die Schweizer Regierung mehrere Millionen Euro zur Verfügung stellt, um seine ehrgeizigen Pläne umzusetzen.
Die Strategie wäre freilich auch in anderen Regionen der Alpen – etwa in Österreich – anwendbar. (aj)