Welt
38 Euro für einen Salat – hier regiert Preis-Wahnsinn
Als ob die Schweiz noch nicht teuer genug ist: Am World Economic Forum sind die Preise noch höher. Wer in Davos ist, muss tief in die Tasche greifen.
Das Leben in Davos ist teuer – am World Economic Forum (WEF) ganz besonders. Die Manager und Managerinnen, die am Event teilnehmen, geben sehr viel Geld aus. "20 Minuten" hat sich angeschaut, wo man wie viel zahlt.
Am Morgen geht es zuerst mal ins WEF-Areal mit Uber. Wer von Davos Platz zum Kongresszentrum fährt, sitzt rund vier Minuten im Auto und bezahlt dafür 34 bis 44 Euro. Zum Vergleich: Eine etwa gleich lange Fahrt in Zürich kostet knapp zehn Euro und damit 3,5 bis 4,5 mal weniger.
Nun gibt es Frühstück, im Café Klatsch, nahe beim Kongresszentrum: Hier kosten das Birchermüsli (8,65 Euro), ein Café Crème (4,30 Euro) und ein Pancake mit Butter und Honig (11,55 Euro), zusammen 24,50 Euro.
Wer seine Kleider mit Kaffee ruiniert, muss in die Reinigung. Etwa zur Firma Topclean, der die Kundschaft gerade die Türe einrennt, wie es auf Anfrage heißt. Eine Expressreinigung der Hose mit Veston und Hemd koste 82,50 Euro, die Expressgebühr von 14,50 Euro für jedes Kleidungsstück inklusive. Die Nachfrage sei so hoch, dass man das Personal aufstocken musste. Fast alle Aufträge seien Expressreinigungen.
Auch Rolex ist am WEF präsent. Da kann die Managerin oder der Manager schon mal schwach werden und zugreifen, etwa beim Modell Submariner Oyster aus Edelstahl. Kostenpunkt der Uhr: 8.250 Euro. Der Leiter des Geschäfts in Davos sagt, dass das WEF für das Unternehmen eine große Chance sei. Man verkaufe zwar nur "ein paar" mehr Uhren als normal, könne aber auch Kontakte aus aller Welt knüpfen, aus denen später mal Neukunden und -kundinnen werden könnten.
Bald ist Zeit für das Mittagessen. Das Hotel Europe verlangt in seiner Bel-Etage-Lounge 31,55 Euro für das Dessert "Auswahl Schweizer Käse" mit Feigensenf, Trüffelhonig, Dörrfrüchten, Nüssen und Birnenbrot. Die Tagliatelle mit Morchelrahmsauce und Parmaschinken kostet 51 Euro, ein Caesar Salad 38 Euro.
Nicht alle erhöhen die Preise – "unfair gegenüber den Kunden"
Nicht alle Firmen in Davos haben das WEF genutzt, um ihre Preise zu erhöhen. Im Gegenteil: Einige Geschäftsleiter und -leiterinnen ärgern sich über die zum Teil sehr hohen Preise und über die Unternehmen, die kurz vor dem WEF plötzlich teurer werden.
So etwa Walter von Ballmoos, der Geschäftsführer von Fullmoons Bergsport: "Das ist nicht fair gegenüber den Kundinnen und Kunden." Er und viele andere Geschäfte hätten die Preise wegen des WEFs noch nie erhöht. "Die Medien stellen Davos oft als Hochpreisinsel dar, doch das stimmt so nicht."
Ein Fashion-Laden gibt an, dass das WEF dem Geschäft sogar schade. Die Person, die ihn leitet, will anonym bleiben. Sie sagt, dass viele Besuche der Einheimischen ausblieben, weil diese nicht mehr das Auto nutzen können. Jetzt mache sie so wenig Umsatz, dass sie sich überlege, vorläufig zu schließen, so die Person.
Nach dem Mittagessen gibt es einen Notfall im Hauptsitz in Zürich. Nun geht es mit dem Limousinen-Chaufferservice Top-Alliance in die Limmatstadt und zurück. Ein Weg kostet 1.350 Euro.
Am Abend ist der Hunger zurück. Im Steakhouse des Hotels Ochsen schlägt das Elch-Entrecôte (360 Gramm) mit 69 Euro zu Buche. 400 Gramm Rindsfilet kosten 67 Euro und die gleiche Menge Pferdefilet 57 Euro.
Nach dem Essen gibts noch einen Drink, zum Beispiel im Lokal beim Dorfplatz. Hier kostet ein großes helles Bier aus der Hausbrauerei Black Peak 7,30 Euro, ein Peace Mule mit Vodka und Ginger Beer 16,50 Euro.
Die Beispiele zeigen: Wer es sich am WEF gut gehen lässt, muss tief in die Tasche greifen. Der beschriebene Tag kostet insgesamt über 11.200 Euro. Immerhin: Wer die Kosten tief halten will, kann beim Essen sparen – und in den Event-Sälen bei den unzähligen Gratis-Buffets zuschlagen, die nur für WEF-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bereitstehen.