Wien

300 Euro mehr Miete – Delogierungen steigen rasant an

Explodierende Energiekosten und Mieterhöhungen treiben immer mehr Menschen in die Krise. Bei der Wohnungssicherung Fawos steigen die Anfragen.

Amra Duric
Anne Wehrum, Leiterin der Fachstelle für Wohnungssicherung der Volkshilfe Wien, verzeichnet heuer bei den Beratungen einen Anstieg von 35 Prozent.
Anne Wehrum, Leiterin der Fachstelle für Wohnungssicherung der Volkshilfe Wien, verzeichnet heuer bei den Beratungen einen Anstieg von 35 Prozent.
Sabine Hertel

Durch die Teuerungen haben immer mehr Menschen in Österreich Schwierigkeiten ihre Miete zu bezahlen. Vielen droht mittlerweile sogar der Wohnungsverlust. Die Fachstelle für Wohnungssicherung (Fawos) der Wiener Volkshilfe verzeichnet bei den Erstberatungen heuer einen Anstieg von rund 35 Prozent. "Wir rechnen damit, dass die Zahlen nächstes Jahr weiter ansteigen werden", erzählt Anne Wehrum, Leiterin der Fachstelle im Gespräch mit "Heute".

Im letzten Jahr gab es bei Fawos 1.700 Erstberatungen. Dieses Jahr sind es bereits 2.100. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt das eine Steigerung von 35 Prozent.

In den Beratungen werden laut Wehrum immer öfter hohe Energiekosten und steigende Mieten zum Thema. "Wir merken, dass es bei den Menschen generell schon knapp wird. Und wenn man dann merkt: die Stromkosten waren vorher 80, 90 Euro und sind jetzt 190 Euro, dann ist das schon der Teil, der dazu führen kann, dass die Wohnung gar nicht mehr leistbar ist."

Zwei Jobs reichen nicht für die Miete

Bei den Kategoriemieten kommt es mit 1. Dezember zur bereits dritten Erhöhung in diesem Jahr. Auch das macht vielen Bürger:innen zu schaffen. "Oft ist sich das um 30, 40 Euro ganz gut ausgegangen, wenn da aber Erhöhungen von 100 Euro bis 300 Euro kommen, ist das wirklich für viele sehr schwierig", betont Wehrum.

"Die alleinerziehende Mutter arbeitet Vollzeit, hat noch einen kleinen Nebenjob, bekommt die Familienbeihilfe. Im Prinzip ist alles, was sie an Einkommen aktuell bekommen kann, da und trotzdem ist die Miete mit den Energiekosten für sie und ihre Tochter zu hoch."

Die Teuerungen ziehen sich laut der Beratungsstelle mittlerweile durch fast alle sozialen Schichten. Laut Wehrum kommen auch Klient:innen aus der Mittelschicht. Eine Betroffene, die derzeit von Fawos betreut wird, hat zwei Jobs, kann ihre Miete aber dennoch nicht bezahlen. "Die alleinerziehende Mutter arbeitet Vollzeit, hat noch einen kleinen Nebenjob, bekommt die Familienbeihilfe. Im Prinzip ist alles, was sie an Einkommen aktuell bekommen kann da, und trotzdem ist die Miete mit den Energiekosten für sie und ihre Tochter zu hoch."

Betroffene verlieren Hab und Gut

Mit den zu hohen Mieten häufen sich bei Betroffenen auch Schulden an. Bei drohenden Räumungen wird die Fachstelle von den Wiener Bezirksgerichten informiert. "Bei einer Delogierung werden die Gegenstände aus der Wohnung komplett entfernt und eingelagert. Wenn die Mieter:innen es schaffen, innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Lagerkosten zu bezahlen, können sie die Dinge wieder auslösen. Aber, oft werden sie delogiert, weil sie keine finanziellen Mittel zur Verfügung haben. Dann ist, gleichzeitig mit dem Wohnungsverlust, auch ihr ganzes Hab und Gut weg."

"Wir raten den Menschen, sich so früh wie möglich bei uns zu melden und wirklich prioritär zu zahlen. Das heißt die Miete und Energiekosten zuerst zu zahlen und danach alles weitere."

Zu den Lagerungskosten kommen, laut Wehrum, auch Kosten für den Gerichtsvollzieher, das Verfahren und die Logistik hinzu. "Es sind sehr viele Schulden, die bei den Mieter:innen nach der Delogierung bleiben. Es kostet auch die Stadt mehr Geld, weil diese Personen in der Wohnungslosenhilfe untergebracht werden müssen. Auch die Vermieter und Rechtsanwälte bleiben oft auf Kosten sitzen, wenn ein Räumungstermin durchgeführt wird, weil die Personen oft nicht pfändbar sind."

Hilfe für Betroffene
Wohnschirm: +43 (0) 800 201 611
Schuldnerberatung Wien: 01 245 246 0 100
Fawos, Wohnungssicherung der Wiener Volkshilfe: 01 2185690

Miete statt Kredite zahlen

Deshalb rät Wehrum, sich bei finanziellen Problemen frühzeitig Hilfe zu suchen. "Wir raten den Menschen, sich so früh wie möglich bei uns zu melden und wirklich prioritär zu zahlen. Das heißt, die Miete und Energiekosten zuerst zu zahlen und danach alles weitere. Was wir in den Beratungen merken ist, dass Bankschulden prioritär bezahlt werden, weil die Banken mehr Druck als Vermieter:innen machen."

Um künftig den Anstieg von Delogierungen zu verhindern, braucht es laut Wehrum leistbaren Wohnraum und ein Stopp bei Mieterhöhungen. "Es braucht eine Anpassung von Gehältern, aber auch Transferleistungen, wie Mindestsicherung, Wohnbeihilfe, Mietbeihilfe, damit sich die Menschen die Mieten auch wirklich leisten können."

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