Wien

30 Grad in Wohnung: Vermieter verbietet Klimaanlage

Eine hitzegeplagte Familie in Wien möchte auf eigene Kosten eine Klimaanlage einbauen. Der Vermieter weigert sich und zieht vor Gericht. 

Amra Duric
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Wiener Familie darf keine Klimaanlage einbauen.
Wiener Familie darf keine Klimaanlage einbauen.
iStock (Symbolbild)

In der Wohnung von Familie A. hat es 30 Grad, eine Abkühlung ist weiterhin nicht in Sicht. "Wir sind direkt unter dem Dach. Lüften und Außenbeschattung helfen alles nichts gegen die extreme Hitze", erzählt der Wiener im Gespräch mit "Heute". Seit sechs Jahren will die Familie nun schon eine Klimaanlage einbauen. "Die Kinder sind mittlerweile ausgezogen, meine Frau und ich leben noch in der Wohnung", berichtet der 50-Jährige. 

Das Ehepaar hatte sich bereits beraten lassen und dem Vermieter Planskizzen für die Split-Anlage vorgelegt. "Die Kosten würden sich auf etwa 14.000 Euro belaufen. Wir übernehmen diese auch selber." Doch der Vermieter lehnte ab. "Und das, obwohl es zu keiner Beeinträchtigung des Gebäudes kommen würde." 

Nach der Abweisung wandte sich die von der Hitze geplagte Familie an die Mietervereinigung. MVÖ-Jurist Martin Brunnhauser brachte für die Mieter einen Antrag bei der Schlichtungsstelle ein, um eine Zustimmung zu erwirken. Darin erklärte der Jurist, dass Klimageräte immer mehr dem Wohnstandard entsprechen und sich in der Nähe des Hauses bereits mehrere solche Geräte befinden würden.

Entscheidung liegt nun beim Obersten Gerichtshof

"Die Schlichtungsstelle stimmte zu, dass der Vermieter nicht berechtigt sei, uns eine Klimaanlage zu verweigern", so der Wiener. Das sorgte beim Vermieter für eine aufgeheizte Stimmung – er zog vor Gericht. Auch das Landesgericht stellte sich im Februar auf die Seite der Mieter. Trotz Sonnensegel, Außenbeschattung und Lüften ließe sich laut Gericht die Raumtemperatur nicht unter 29 Grad senken. 

"Vor Gericht hat der Vermieter keine Beweggründe angegeben, warum wir die Klima nicht einbauen dürfen. Wir haben sogar Gesundheitsatteste eingebracht. Durch die ständige Beschattung ist es den ganzen Sommer lang finster in der Wohnung, das ist psychisch belastend."

"Dass Wohnungen in Gebäuden, die noch bis in jüngster Zeit ohne technische Ausstattungen zur Klimatisierung errichtet wurden, mittlerweile aufgrund der in den letzten Jahren eingetretenen und noch zu erwartenden Klimaentwicklungen (Erderwärmung) nachgerüstet werden müssen und werden, um zu Wohnzwecken geeignete Räumlichkeiten zu erhalten, ist aber als notorisch anzusehen und ergibt sich mittlerweile aus der allgemeinen Lebenserfahrung", hieß es in der Entscheidung.

Dieses Urteil fand der Vermieter auch nicht "cool" und legte gegen den Beschluss des Rekursgerichts ein weiteres Rechtsmittel ein. Nun muss der Oberste Gerichtshof über die Klima-Causa entscheiden. "Vor Gericht hat der Vermieter keine Beweggründe angegeben, warum wir die Klima nicht einbauen dürfen. Wir haben sogar Gesundheitsatteste eingebracht. Durch die ständige Beschattung ist es den ganzen Sommer lang finster in der Wohnung, das ist psychisch belastend", ärgert sich der 50-Jährige.

Jurist Brunnhauser erklärte gegenüber "Heute": "Ich hoffe, dass bis zur nächsten Hitzesaison ein Urteil zugunsten der Mieter fällt." Auch die Nachbarn des Wieners warten gespannt auf das Urteil. "Sie hätten auch gerne eine Klimaanlage", so der 50-Jährige.

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