Kein Trinkwasser
26 Flut-Orte immer noch von Außenwelt abgeschnitten
Die Pegel sinken, aber nur langsam. Während mancherorts die Lage angespannt bleibt, beginnen andernorts die Aufräumarbeiten.
Nach den abermals heftigen Regenfällen vom Montag gilt Niederösterreich immer noch als Katastrophengebiet, 26 Gemeinden sind nicht erreichbar, 22 Gemeinden ohne Trinkwasser. Immerhin ist es mit dem Niederschlag jetzt praktisch zu Ende, Pegel sind im Sinken. Die Bilanz hält bei Maximalwerten von 420 Litern pro Quadratmetern und bislang vier Todesopfern.
Besonders brenzlig war es am Montag noch im Tullnerfeld, sieben Gemeinden mussten evakuiert werden. Glücklicherweise haben die Dämme gehalten, sagt der Ruster Bürgermeister Bernhard Heinl im "Ö1-Morgenjournal". Evakuierte Menschen kamen bei Angehörigen oder im Notquartier in der Messe Tulln unter, von wo sie jetzt langsam zurückgeholt werden.
Im Pielachtal hätten nur wenige Zentimeter bis zur Evakuierung gefehlt. Trotzdem gab es in einzelnen Gemeinden einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. Die genaue Höhe wird sich erst zeigen, wenn sich das Wasser zurückgezogen hat.
Größter Stein fällt vom Herzen
Der zweite Hotspot liegt nördlich der Donau am Kamp mit Orten wie Hadersdorf und Gars. Kurz nach Mitternacht war dann der Pegelhöchststand erreicht. "Uns fällt gerade der größte Stein unseres Lebens vom Herzen" war daraufhin der Tenor in den örtlichen Whatsapp-Gruppen. Nun gelte es, die Dämme ausreichend zu sichern, schildert ein Feuerwehrmann auf Ö1.
In Oberösterreich werden am Dienstag noch die Pegel von Donau und Inn steigen, dort hat es in der Nacht deutlich stärker geregnet. Im Bezirk Braunau ist die Mattig über die Ufer getreten, Menschen mussten evakuiert werden. In der Steiermark laufen bereits die Aufräumarbeiten, akute Feuerwehreinsätze gibt es aktuell keine mehr.
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Und wie schaut es in Wien aus? Dort hatte der Wienfluss zeitweise einen Pegel von 3,90 Meter, aktuell liegt er nur mehr bei 90 Zentimetern. In Penzing laufen ebenfalls bereits die Aufräumarbeiten. Allerdings bleiben die Parks wegen aufgeweichter Böden und Baumsturzgefahr nach wie vor gesperrt. Teilabschnitte der U-Bahn können vielleicht am Mittwoch wieder freigegeben werden.
Straßen frei, Gleise nicht
Mit Peter Vorhofer hat die Bundesregierung erst vor Kurzem eine neue Rolle geschaffen, die des Krisenkoordinators. Die in den letzten Jahrzehnten errichteten Schutzbauten und die gute Organisation der Katastrophenschutzeinheiten hätten einen enormen Effekt gehabt, sagt er im Ö1-Interview.
Auf den Autobahnen und Schnellstraßen herrscht wieder freie Fahrt, zahlreiche Landesstraßen in Niederösterreich hingegen bleiben gesperrt. Die ÖBB-Südstrecke ist schon wieder frei, auf der Weststrecke geht weiterhin gar nichts mehr.
Noch am Montag blieben viele Supermarkt-Regale leer. Das liegt daran, dass in den Spar-Zentrallagern etwa 40 Prozent der Mitarbeiter nicht in die Arbeit kommen konnte. Am Dienstag sollte das Sortiment aber großteils wieder uneingeschränkt verfügbar sein.
Folgen für die Politik
Nichtsdestotrotz ist immer noch Wahlkampf, der allerdings kollektiv pausiert wurde. Für Politiker sei solch ein Ereignis immer sehr schwierig, sagt Polit-Experte Peter Hajek. Sie laufen stets Gefahr, dem Vorwurf der Inszenierung ausgeliefert zu werden. Entsprechend zurückhaltend war Bundeskanzler Nehammer, SPÖ-Chef Andreas Babler in seiner Rolle als Feuerwehrmann sehr glaubhaft.
Einen großen Effekt auf das Wahlergebnis sieht er nicht, immerhin gingen die Umfragewerte auch während des Hitze-Sommers mit 53 Tropennächten in Wien konstant zurück. Kleinere Effekte könnte es aber schon geben, und zwar bei jenen, die sich von den Grünen abgewendet haben, ihnen jetzt aber doch noch einmal ihre Stimme geben, wo sie doch stets vor solchen Katastrophen gewarnt haben.
Auf den Punkt gebracht
- Nach den heftigen Regenfällen vom Montag gilt Niederösterreich weiterhin als Katastrophengebiet, wobei 26 Gemeinden nicht erreichbar und 22 ohne Trinkwasser sind
- Während die Pegelstände nun sinken und die Aufräumarbeiten beginnen, bleibt die Lage in einigen Regionen, wie dem Tullnerfeld und nördlich der Donau, angespannt, und es wurden erhebliche Schäden verzeichnet