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20 Jahre 9/11: Österreicher hörte Funksprüche vor Crash
Vor 20 Jahren fanden die Attacken vom 11. September in den USA statt. Der Österreicher Reinhard Heinisch erlebte die Anschläge damals hautnah mit.
"Crash, Repeat, Crash!" Der Funkspruch vor dem Absturz der "United Airlines"-Maschine, die am 11. September 2001 im US-amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania abstürzte, hat sich in das Gedächtnis von Reinhard Heinisch eingebrannt. Al-Quaida-Terroristen kaperten damals vier Flugzeuge. Zwei davon rasten in das World-Trade-Center in New York, eines in das Verteidigungsministerium. "United Airlines"-Flug-93 erreichte als einziger nicht sein Ziel und stürzte in einem Feld bei Shanksville ab – 15 Kilometer entfernt vom damaligen Arbeitsort des Politologen.
Heinisch lehrte damals als Dozent an der Universität von Pittsburgh. "Bereits als ich kurz nach 9 Uhr mit dem Auto auf dem Weg zum Uni-Campus war, hörte man im Radio, dass Flugzeuge in das World-Trade-Center einschlugen", erinnert sich der Austro-Amerikaner für "Heute" zurück. Bei Ankunft des Wissenschaftlers in seinem Büro herrschte unter seinen Kollegen bereits helle Aufregung. "Ein Kollege war beim Zivilschutz als First Responder, hatte Bereitschaft und deswegen den Funk abgehört. Wir wussten schnell, dass es ein drittes Flugzeug gab."
Österreicher über Moment des Absturzes: "Dann riss das Signal ab"
Doch erst nach und nach realisierten er und der Rest seins Büros, dass die Maschine Kurs in ihre Richtung nahm. "Wir waren zuerst sehr irritiert davon", so der Forscher. Doch weitere Informationen waren schwer zu bekommen. "Die Fernseher funktionierten ja nur soweit, dass man Videokassetten mit ihnen anschauen konnte." Nach einiger Zeit konnten sich die Uni-Mitarbeiter in Sicherheit wiegen. "Über den Funk hatten wir mitbekommen, dass sie über den Campus drüber geflogen ist." In der Zwischenzeit hörte der heute 58-Jährige plötzlich Dinge, auf die er sich erst später einen Reim bilden konnte. "Wir konnten Telefonate hören, die Passagiere noch aus dem Flugzeug geführt haben. Aber die Dramatik war uns in diesem Moment nicht bewusst."
Zur Person
Reinhard Heinisch ist Professor und hat sowohl die österreichische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach Aufenthalten an Hochschulen in Virginia, Michigan und Pittsburgh forscht und lehrt er derzeit als Leiter des Fachbereichs für Politologie an der Paris-Lodron-Universität in Salzburg. Er gilt als USA-Experte.
Doch bereits der nächste Funkspruch versetzte ihn in Schockstarre. "Nach zehn Minuten meldete sich eine Stimme: 'Crash, Repeat, Crash!'. Dann riss das Signal ab." Der Uni-Professor geht heute davon aus, dass es sich bei der Stimme um einen Augenzeugen des Absturzes handelte. Kurz darauf rauschten bereits Einsatzfahrzeuge der Behörden am Unicampus vorbei. Als der Salzburger vor die Tür der Hochschule trat, sah er bereits Rauchschwaden hinter einem Bergrücken aufsteigen.
Einen Tag später bei einem Termin in Washington wurden ihm die Folgen der Angriffe bewusst. "Es standen überall Soldaten in Kampfmontur. Bei der Fahrt durch Washington sah man Flugabwehrgeschütze áuf Brücken", so der USA-Kenner. Auch in der Gegend um Pittsburgh blieb das Grauen der Anschläge allgegenwärtig. "Die Behörden haben noch Monate später nach dem Absturz Teile des Flugzeuges gefunden."
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