Auch AMS kann nicht helfen

1.900 Euro für 3-Tage-Woche – Lokal findet keinen Koch

Seit sechs Monaten sucht das beliebte Lokal "Sperling" im Augarten einen Koch. Den Betreibern gehen langsam die Ideen aus, wo sie noch suchen sollen.

Wien Heute
1.900 Euro für 3-Tage-Woche – Lokal findet keinen Koch
Aurelio Nitsche und Andreas Sael (l.) betreiben gemeinsam das "Sperling" im Wiener Augarten.
Helmut Graf

"Wir suchen seit 6 Monaten, über Facebook, Instagram, Gastrojobs, Hotelkurier und hokify", so Sperling-Betreiber Andreas Sael im Gespräch mit "Heute". Das Lokal in der Oberen Augartenstraße 1 (Wien-Leopoldstadt) hat bisher 35 Bewerbungen erhalten. Davon waren nur acht Bewerber mit Gastroerfahrung.

Für den Job als Koch zahlt das Unternehmen 1.900 Euro netto, für die 3-Tage-Woche. Das klingt nach einem guten Angebot, aber es scheint nicht zu genügen, um engagiertes Personal zu finden.

"Ich bin gut vernetzt in der Gastro und weiß, alle suchen ständig Mitarbeiter. Mögliche Gründe für den Mangel könnten sein: Die Arbeitseinstellung und das Bashing in den Medien "Man wird ausgebeutet und verdient nichts", das wird immer wieder verbreitet." Das Klischee stimme aber nur in Einzelfällen.

Das Gehalt ist fair – mehr würden einem die Gäste auch nicht verzeihen

"Ich finde das angebotene Gehalt fair – würde ich jedem meiner Mitarbeiter 3.500 Netto zahlen, was ich gern tun würde, würde das Schnitzel 85 Euro und das Bier 24 Euro kosten. Das will dann auch keiner." In der Küche hat das Lokal Sperling aktuell acht Köche: davon einen Lehrling.

Eine Beobachtung des Gastronomen ist, dass die meisten Köche nur sechs bis zwölf Monate bleiben, während das Servicepersonal meistens lange bleibt und sehr treu ist. Aber auch hier hat sich was verändert: "Früher, als ich in der Ausbildung war, war das Personal im Service um die 20. Heute sind die meisten in meinem Alter, um die 40."

Ich bin relativ verzweifelt und habe keine Idee mehr, wie wir den Job noch attraktiver machen können
Andreas Sael
Lokal "Sperling"

Die Betreiber des Sperling haben sogar einen Coach vom AMS engagiert, um Tipps zu bekommen, wie man fähiges Personal finden kann. "Wir wollen es so attraktiv wie möglich machen, wir haben mit einem Berater vom AMS zusammengesessen, der hat gesagt, er kann nichts hinzufügen." Laut dem Herrn vom AMS, ist das Angebot für Mitarbeiter im Sperling bereits super: gemeinsame Ausflüge, Schulungen z. B. bei Winzern, 50 Prozent günstiger essen und trinken, maximal 43 Arbeitsstunden pro Woche, auch in der Hochsaison mit maximalen Überstunden – 22 Uhr ist Schluss, sehr gute Work-Life-Balance.

"Ich bin relativ verzweifelt und habe keine Idee mehr, wie wir den Job noch attraktiver machen können. Vielleicht sind die Menschen visionslos, Eigentum ist kaum noch möglich, arbeiten lohnt kaum noch – vielleicht sehen viele Menschen einfach keinen Sinn mehr darin, arbeiten zu gehen", so Andreas Sael zu "Heute". Andreas Sael appelliert dabei auch in eine andere Richtung: "Ich finde, dass es wichtig ist eine Entlastung für die Betriebe zu schaffen, damit wir qualifizierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr bezahlen können und sich Fleiß auszahlt ohne, dass es für Klein- und Mittelbetriebe unleistbar wird."

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    <strong>20.10.2024: Tourist (29) braucht ein Sackerl – soll 200 Euro zahlen</strong>. Ein  29-jähriger Brasilianer hat an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt das Papiersackerl nicht gescannt. <a data-li-document-ref="120067032" href="https://www.heute.at/s/tourist-29-braucht-ein-sackerl-soll-200-euro-zahlen-120067032">Das kommt ihn nun teuer zu stehen.</a>
    20.10.2024: Tourist (29) braucht ein Sackerl – soll 200 Euro zahlen. Ein 29-jähriger Brasilianer hat an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt das Papiersackerl nicht gescannt. Das kommt ihn nun teuer zu stehen.

    Auf den Punkt gebracht

    • Das beliebte Lokal "Sperling" im Augarten sucht seit sechs Monaten verzweifelt nach einem Koch, hat aber trotz intensiver Bemühungen und eines fairen Gehaltsangebots von 1.900 Euro netto für 32 Stunden pro Woche bisher keinen geeigneten Kandidaten gefunden
    • Die Betreiber vermuten, dass negative Medienberichte über die Gastronomiebranche und eine veränderte Arbeitseinstellung mögliche Gründe für den Personalmangel sein könnten, und haben bereits alle ihnen möglichen Maßnahmen ergriffen, um die Stelle attraktiver zu gestalten
    red
    Akt.