Oberösterreich
18-Jährige ist jüngste Corona-Patientin auf Intensiv
Eine 18-Jährige ist die jüngste Covid-Intensivpatientin im Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum Steyr. "Heute" sprach mit Intensiv-Chef-Mediziner Martin Genger.
62 Patienten liegen laut AGES-Dashboard aktuell (Stand 4. November) auf Oberösterreichs Intensivstationen. Zwischen 15 und 18 Jahre alt sind die Jüngsten unter ihnen. Zwei sind zwischen 19 und 29, 20 der 62 Patienten unter 59 Jahre alt – so die Zahlen des Landes-Krisenstabs.
Gerade einmal volljährig ist die jüngste Corona-Intensivpatientin im Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum Steyr. Das Ärzteteam rund um Intensivmediziner Martin Genger kämpft mit vollem Einsatz um ihr Überleben. Zum Zustand der 18-Jährigen darf der Abteilungsleiter für Innere Medizin aus Datenschutzgründen nichts sagen, wie er uns um Verständnis bittet, dafür erzählte uns aber von der dramatischen Lage auf der Intensivstation.
Personal arbeitet schon lange über seine Verhältnisse
"In all meiner Zeit als Intensivmediziner war es noch nie so schwierig wie jetzt. Durch diese Krise haben wir als medizinisches Personal viel gesehen, was wir nicht erwartet hätten", sagt Genger. Seit 2010 arbeitet der zweifache Vater auf der Intensivstation in Steyr. Was es schwierig mache, sei, dass zur 4. Welle auch der Normalbetrieb an Akutfällen, die auf der Intensiv landen, dazukomme. Das Personal arbeite schon lange über seine Verhältnisse, ein Versorgungsengpass entstehe so schon sehr viel früher, so Genger.
Aktuell betreue ein Pfleger einen Patienten. Nimmt die Zahl der Covid-Intensivpatienten weiter dramatisch zu, müsse die Betreuung ausgedehnt werden. Auf zwei bis drei Patienten werde dann ein Pfleger kommen, skizziert der Intensivmediziner das Zukunftsszenario. In den schlimmsten Fällen kommen zu den Lungen- und Atem-Problemen der Patienten weitere Organversagen wie etwa Probleme mit der Niere oder dem Herzen hinzu. Je mehr Organe betroffen sind, desto intensiver sei auch die Betreuung, erklärt Genger.
"Mit 18 hat man sein ganzes Leben eigentlich noch vor sich"
Welche Situation ihn am meisten belaste? "Es ist immer hart, wenn man jemanden in den Tiefschlaf versetzen muss und man einfach nicht weiß, ob derjenige je wieder aufwachen wird können. Einer der schlimmsten Momente ist es sicher, wenn man mitbekommt, wie Patienten noch ein letztes Mal mit ihren Angehörigen telefonieren und man als Arzt daneben steht. Der Überlebenskampf bei besonders jungen Patienten ist nicht schlimmer, als bei älteren Patienten, aber es trifft einen schon. Mit 18 hat man sein ganzes Leben eigentlich noch vor sich", sagt Genger.
Das alles passiere noch dazu in einer derartigen Menge, sodass man sich emotional Mechanismen schaffen müsse, um damit umgehen zu können, erklärt der Intensivmediziner weiter.
Seit Tagen ohne Pause im Dauereinsatz
Und welche Mechanismen sind das bei ihm? "Ich versuche, in der wenigen freien Zeit, die mir bleibt, wann immer ich das Krankenhaus verlasse, Zeit mit meinen zwei Kindern zu verbringen und mich von der Schönheit, die das Leben zu bieten hat, zu begeistern. Auch Sport hilft, um Frustration und Enttäuschung abzubauen", so der Intensivmediziner der seit den letzten eineinhalb Wochen jeden Tag im Dienst ist.
Trotzdem stellt er für sich und stellvertretend für das Pflegepersonal fest: "Wir empfinden uns nicht als arm, wir kämpfen nur bis zum Letzten." Als Mediziner sehe er, dass die Impfungen Wirkung zeigen. Umso mehr bedauere man es, wenn man einen Patienten mit schwerem Verlauf betreuen müsse, der Schlimmeres durch eine Impfung hätte verhindern können, so Genger.