Ukraine
14.000 Werke weg: Putin-Truppen plündern Cherson-Museum
Die Direktorin des Kunstmuseums von Cherson steht vor leeren Regalen und leerstehenden Lagerräumen. 14.000 Kunstwerke wurden geplündert.
Von den mehr als 14.000 Werken seiner Sammlung ist kaum noch etwas da – das Kunstmuseum Cherson ist von den russischen Behörden leergeräumt worden. Wie Museumsdirektorin Alina Dotsenko sagt, sei der Kunstdiebstahl "eine gut geplante Operation" gewesen, mit dem Ziel, all das, was finanziell oder kulturell wertvoll sei, mitzunehmen.
Die Plünderungen in Cherson umfassten von Spitaleinrichtungen und öffentlichen Denkmälern bis hin zu einem Waschbären, der im Zoo lebte. Doch gestohlene Geräte könnten ersetzt werden, unbezahlbare Kunstwerke jedoch nicht, meint die 72-jährige Dotsenko nachdenklich.
Plünderungen von Sängerin beaufsichtigt
Alles, was von dem Museum, das einst eine der reichsten Sammlungen der Ukraine beherbergte, übrig geblieben ist, ist das Gebäude selbst und die beiden letzten Mitarbeitende, die sich weigerten, mit Russland zusammenzuarbeiten.
Dotsenko steht während des Gesprächs mit "Kyiv Independent" in einem kalten und dunklen Saal des Museums. "Ich kann nicht mehr dort sitzen, wo sie gesessen hat", sagt sie und meint damit das Büro von ihrer von Russland eingesetzten Nachfolgerin – die lokale Sängerin Natalia Desiatova soll nach Angaben der Direktorin die Plünderung der Museumssammlung beaufsichtigt haben.
Wenige Tage, nachdem die Sammlung abtransportiert worden war, tauchten auf Social Media Bilder von Dutzenden von Werken auf, die im Taurida-Museum, im besetzten Simferopol auf der Krim, gestapelt zeigen.
Cherson wird wieder angegriffen
Seit ihrem Rückzug aus Cherson vor zwei Wochen haben die russischen Streitkräfte ihre Offensive gegen die Stadt nun wieder verschärft. Bei dem Beschuss von der anderen Seite des Dnipro aus wurden nach Angaben der Militärverwaltung allein letzten Donnerstag mindestens vier Menschen getötet und zehn verletzt. Getroffen wurden Wohngebäude und Gewerbekomplexe, die zum Teil in Flammen aufgingen. In einigen Wohnvierteln, die bislang vom Krieg verschont geblieben waren, wurde schwere Zerstörung angerichtet.
Am Sonntag flüchteten erneut zahlreiche Bewohner und Bewohnerinnen aus der südukrainischen Stadt. "Der Grad der Zerstörung, das Ausmass der Zerstörung – es ist gewaltig", sagte die UN-Nothilfekoordinatorin für die Ukraine, Denise Brown, der Nachrichtenagentur AP. UN-Teams würden derzeit Essen, Wasser, Medikamente, Decken und Matratzen herbeischaffen, um der Bevölkerung zu helfen. "Es ist natürlich Eile geboten, bevor es zu einer absoluten Katastrophe wird", so Brown