Bildungsdirektion dementiert

120 Kinder betroffen – Inklusive Schule vor dem Aus

Eltern und Lehrer protestieren gegen die Verlegung der Lernwerkstatt Wien West (17. Bezirk). Sie fürchten eine schleichende Schließung der Schule.
Christoph Weichsler
17.03.2025, 13:23

Die geplante "Standortverlegung" der Lernwerkstatt Wien West (LWWW) im Wien-Hernals sorgt für massive Kritik. Elternvertreter und Pädagogen erheben schwere Vorwürfe gegen die Stadt: Statt einer einfachen Umsiedlung werde hier eine funktionierende Inklusionsschule aufgelöst. Während die Bildungsdirektion den Umzug mit Raumbedarf begründet, sehen Betroffene eine "Abwicklung auf Raten". Schuldirektorin Marcella Feichtinger warnt vor schweren Folgen für die betroffenen Kinder.

Was passiert mit der Schule in Hernals?

Laut Bildungsdirektion wird die LWWW in den kommenden Jahren "verlegt" und soll bis 2029 im Wien-Ottakring in der Panikengasse DFDZZ werden. Der Elternverein spricht jedoch von einer Schließung, die über Jahre hinweg verschleiert wird. Ab 2026/27 sollen keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden, stattdessen werden bestehende Klassen nach und nach zusammengelegt.

Eltern fühlen sich getäuscht, denn die Entscheidung wurde ihnen erst nach der Schuleinschreibung mitgeteilt. Viele hatten sich bewusst für die Schule in Hernals entschieden, weil sie ein einzigartiges inklusives Konzept mit Mehrstufenklassen und spezieller Sprachförderung bietet.

Warum wird die Schule "verlegt"?

Die Bildungsdirektion argumentiert mit Platzmangel. Die LWWW teilt sich das Gebäude in Hernals mit einer Schule für Kinder mit körperlichen Behinderungen, die mehr Raum benötigt. Daher soll die Lernwerkstatt über vier Jahre hinweg aus dem Gebäude weichen.

Wer ist betroffen?

Besonders hart trifft die Entscheidung Integrationskinder und Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Die Lernwerkstatt ist ein Vorzeigeprojekt für gelebte Inklusion. In den Klassen lernen Regelschüler gemeinsam mit Kindern, die besonderen sprachlichen oder pädagogischen Förderbedarf haben.

Schuldirektorin Marcella Feichtinger warnt in der "Krone", dass diese Umstellung für viele Kinder gravierende Folgen haben könnte. Die geplante "Verlagerung" sei "pädagogisch bedenklich", weil Integrationskinder auf stabile Bindungen angewiesen seien. Zudem müssten viele betroffene Schüler künftig einen deutlich längeren Schulweg auf sich nehmen, was sie zusätzlich belaste.

Warum sind Eltern wütend?

Die Art der Kommunikation sorgt für Empörung. Eltern und Lehrer seien zu keinem Zeitpunkt in die Entscheidung eingebunden worden. Erst an einem Sonntagabend verschickte die Bildungsdirektion eine Einladung zu einem "Informationsaustausch" – für den nächsten Morgen! Dort wurde ihnen dann einfach mitgeteilt, dass die Entscheidung längst gefallen sei.

"Das ist keine Standortverlegung, das ist eine schleichende Schließung!", kritisiert Elisabeth Krail, Obfrau des Elternvereins. Eltern fühlen sich übergangen und haben kein Mitspracherecht.

Ist das ein Einzelfall?

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Inklusionsschule in Wien "verlegt" wird. Bereits im letzten Jahr wurde die Hans-Radl-II-Schule im 18. Bezirk (Währing) auf ähnliche Weise aufgelöst. Kritiker sehen darin ein Muster in der Wiener Bildungspolitik: Statt inklusive Schulen zu fördern, werden sie langsam abgebaut.

Ob die Bildungsdirektion auf die massive Kritik reagiert, bleibt abzuwarten. Eltern und Pädagogen kündigen an, sich mit der Entscheidung nicht einfach abzufinden.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 17.03.2025, 13:45, 17.03.2025, 13:23
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