Oberösterreich

"12 Stunden auf harter Trage" – Ambulanzen überlastet

Drastische Diagnose: Immer öfter müssen Patienten in der Notaufnahme lange Wartezeiten auf sich nehmen. Die Lage in den Spitälern spitzt sich nun zu.

Johannes Rausch
Patienten auf der Notaufnahme müssen dieser Tage teils mit stundenlangen Wartezeiten rechnen.
Patienten auf der Notaufnahme müssen dieser Tage teils mit stundenlangen Wartezeiten rechnen.
KUK, iStock

"Bitte warten!" bekam eine 66-Jährige zu hören. Sie musste sich in der Ambulanz des Linzer Kepler Universitätsklinikums (KUK) vier Stunden gedulden. Die Pensionistin hatte plötzlich starke Hüftschmerzen und suchte die Notaufnahme auf. Nach der langen Warterei habe sie eine Cortison-Spritze bekommen und sei wieder nachhause geschickt worden.

Daraufhin rief sie einen niedergelassenen Orthopäden an. Den frühesten Termin hätte sie allerdings erst in sechs Wochen erhalten. "Heute" hat berichtet.

"Ansturm auf Notaufnahme nicht zu bewältigen"

Mittlerweile gehören laufend mehrstündige Wartezeiten zur Normalität: „Der Ansturm auf die Notaufnahme an Aufnahmetagen ist nicht zu bewältigen", sagt Helmut Freudenthaler, Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender, gegenüber "Heute". "Es ist ganz schwer, von der Notaufnahme aus ein Bett für Patienten auf einer Station zu finden." Täglich kommen rund 350 Menschen in die Ambulanz. An einem Tag seien es sogar 400 gewesen, so Freudenthaler.

"An einem Tag haben wir 400 Patienten in der Notaufnahme gehabt."

Er arbeitet seit 28 Jahren im KUK und vertritt die Interessen von zirka 5.000 Mitarbeitern. Mit rund 6.700 Angestellten und 1.830 Betten ist es Österreichs zweitgrößtes und Oberösterreichs größtes Krankenhaus. Das Spital befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum des Landes.

Dramatischer Befund

Freudenthalers Befund ist dramatisch: "Es ist viel zu wenig Platz in unserer Notaufnahme". Im Warteraum des KUK gebe es 24 Sitzplätze und im Endoskopiezentrum nebenan weitere 24, wenn es geschlossen ist. Laut Freudenthaler gingen Patienten immer wieder frühzeitig heim, weil die Wartezeiten so lange seien.

Der Betriebsratsvorsitzende berichtet von einem Extremfall: "Öfters werden Patienten aus Seniorenzentren aufgenommen. Dabei müssen diese bis zu zwölf Stunden auf einer harten Trage liegen. Teilweise wurden sie aber wegen eines wunden Gesäßes zugewiesen."

"Es ist wie ein Ping-Pong-Spiel: Es dauert lange, bis klar ist, auf welcher Station die Patienten aufgenommen werden sollen." 

Die jungen, in der Ambulanz arbeitenden Ärzte seien ständig "einer hohen Frequenz an Patienten ausgesetzt". "Das Pflegepersonal in der Notaufnahme ist spitze ausgebildet, da sind wir gut aufgestellt", erklärt Freudenthaler. "Aber das Problem sind die dort arbeitenden Ärzte mit geringer Ausbildung und Erfahrung. Sie werden oft kurzfristig verdonnert, in der Notaufnahme ihren Dienst zu machen.“

"Es ist viel zu wenig Platz in unserer Notaufnahme", sagt Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender Helmut Freudenthaler.
"Es ist viel zu wenig Platz in unserer Notaufnahme", sagt Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender Helmut Freudenthaler.
Ursula Hellein Fotografie

Der typische Arbeitsablauf sehe so aus: Wenn ein Patient in der Ambulanz aufgenommen wird, telefoniert der zuständige Arzt mit den Abteilungen. Von diesen bekommt er dann häufig die Antwort: 'Wir sind schon voll.'"

Warum Notaufnahmen überfüllt sind

"Es gibt keine wohnortnahe Rund-um-die-Uhr-Gesundheits-Versorgung in Oberösterreich", so der Betriebsratschef. Darum würden die meisten Patienten in die Notaufnahme gehen. "Wir brauchen mehr Primärversorgungszentren. Diese sollten 24 Stunden 365 Tage offen haben."

Viele Ärzte haben ihm bereits ihr Leid geklagt, dass man aus dem Aufnahmerad heraus müsse. Es sei nicht sinnvoll, immer nur an den Aufnahmetagen so viele Patienten zu behandeln: "Wir müssen diese Spitzenbelastungen verhindern. Das ist aber eine politische Entscheidung."

"Die Lösung wäre: Notaufnahmen müssen mit mehr Fachärzten besetzt werden."

Darüber hinaus fehlen "viele Hausärzte und koordinierte Öffnungszeiten von Arztpraxen", so Freudenthaler. Wichtig sei außerdem ein Betten-Manager, der den Betrieb kennen muss. Seine Forderung wurde bis jetzt aber nicht umgesetzt: "Da heißt es dann: 'Wir können die fehlenden Posten erst nach der Betriebsbewilligung offiziell anstellen.'"

Sicherheit von Patienten in Gefahr

Auch in Wiener Krankenhäusern sei die Situation "besorgniserregend". Der Patientenanwalt Gerhard Jelinek sieht aufgrund des Personalmangels im medizinischen Bereich die Sicherheit von Patienten in Gefahr. Die Gründe dafür sind Terminverschiebungen bei Operationen und natürlich fehlendes Personal.

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