Welt
100 Tote – Blutiges Massaker an Christen in Nigeria
Dramatische Szenen spielten sich in einer Kirche in Südnigeria ab. Bewaffnete Männer stürmten das Gotteshaus und richteten ein Massaker an.
Das Hilfswerk für verfolgte Christen "Open Doors" berichtet von einem blutigen Angriff auf einen Gottesdienst am Pfingstsonntag in Owo, im Südwesten Nigerias. Mehrere Dutzend Christen, darunter auch Kinder, wurden durch Schüsse oder Sprengkörper in den Tod gerissen. Bislang hat sich keine Gruppe zum Anschlag bekannt. Im Norden Nigerias verübten islamisch-extremistische Gruppen in der Vergangenheit zahlreiche tödliche Angriffe auf christliche Versammlungen und Dörfer. Mit dem Angriff in Owo, im Bundesstaat Ondo, ist zum ersten Mal eine Kirche im christlich geprägten Süden des Landes Ziel eines großen Anschlags geworden.
Unbekannte bewaffnete Männer überfielen am Sonntag, den 05. Juni, die katholische Kirche St. Francis in der Stadt Owo im Bundesstaat Ondo im Südwesten Nigerias. Christen feierten gerade ihren Pfingstgottesdienst. Die Angreifer töteten laut Medienberichten etwa 100 Menschen und entführten laut BBC den leitenden Priester und eine unbekannte Zahl von Gottesdienstbesuchern.
Viele Kinder unter Opfern
Der Polizeisprecher des Bundesstaates Ondo, Funmilayo Ibukun Odunlami, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Bewaffneten hätten auf Menschen außerhalb und innerhalb des Kirchengebäudes geschossen und dabei Gläubige getötet und verletzt. Augenzeugen zufolge brachten die Angreifer auch Sprengstoff zum Einsatz. Der Politiker Ogunmolasuyi Oluwole sagte, unter den Toten seien viele Kinder.
Der Gouverneur des Bundesstaates Ondo, Arakunrin Oluwarotimi Akeredolu, der den Schauplatz des Angriffs und einige der Verletzten im Krankenhaus besuchte, bezeichnete den Vorfall vom Sonntag als "ein großes Massaker", das sich nicht wiederholen dürfe. Präsident Muhammad Buhari verurteilte den Angriff vom Sonntag als "abscheulich".
Zunahme islamisch-extremistischer Gewalt
Angriffe im Süden Nigerias sind selten, gezielte Angriffe gegen Christen im Norden und Mittelgürtel jedoch sehr häufig. Die Angreifer kommen nahezu immer ungestraft davon. Erst vor einer Woche wurde das Oberhaupt der Methodisten in Nigeria zusammen mit zwei weiteren Geistlichen entführt. Der methodistische Prälat sagte, er habe 240.000 Dollar für die Freilassung seiner Begleiter bezahlt. Vor zwei Wochen wurden zwei katholische Priester in Katsina, dem Heimatstaat von Präsident Buhari im Norden des Landes, entführt. Sie wurden bisher nicht freigelassen.
Open Doors ruft zum Gebet für die Hinterbliebenen auf. "Friedliche Gottesdienstteilnehmer wurden gezielt ermordet. Wir stehen in diesem großen Leid an der Seite unserer Brüder und Schwestern in Nigeria", so der Pressereferent von Open Doors, Ado Greve. Im vergangenen Jahr wurden laut Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors in Nigeria mehr als 4.650 Christen wegen ihres Glaubens getötet, mehr als 2.500 Christinnen und Christen entführt, viele Christinnen werden zwangsislamisiert und zwangsverheiratet. Es gab Angriffe auf etwa 470 Gottesdienste und Kirchen. Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Nigeria den 7. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.