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#OscarsNotSoWhite: Das neue Gesicht der Academy

Die Academy soll endlich vielfältiger werden - und das mit zahlreichen neuen Mitgliedern.

Heute Redaktion
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Von links: Viola Davis, Naomie Harris und Mahershala Ali
Von links: Viola Davis, Naomie Harris und Mahershala Ali
Bild: imago stock & people

Zwei Jahre in Folge waren keine Schwarzen Schauspieler und Aktricen für einen Oscar nominiert. Heuer sind es gleich sechs, und auch Filme mit "afroamerikanischen Themen" sind zahlreich auf der Nominierungsliste vertreten. Von #OscarsNotSoWhite ist plötzlich die Rede, doch wie nachhaltig ist die neu entfachte Diversität?

Die Academy bemüht sich, sie bemüht sich sehr. Das war bereits bei der Bekanntgabe der heurigen Oscar-Nominierungen zu bemerken. Nur ein einziger heterosexueller, weißer Mann (Regisseur Jason Reitman) wurde für die Verlesung vor die Kamera gebeten. Unter anderem sorgten Terrence Howard, Jennifer Hudson, Ken Watanabe und Guillermo del Toro für die lange vermisste Vielfalt im Academy-Award-Pool.

Die Nominierungen selbst zeichneten ein ähnliches Bild. Mit Denzel Washington, Ruth Negga, Mahershala Ali, Naomie Harris, Octavia Spencer und Viola Davis haben vier afroamerikanische SchauspielerInnen, eine dunkelhäutige Britin (Harris) und eine gebürtige Äthiopierin (Negga) Chancen auf einen der renommierten Filmpreise. Mit "Moonlight", "Fences" und "Hidden Figures" rittern zudem drei Filme mit sogenannten "afroamerikanischen Themen" um den Haupt-Oscar (Best Picture). Ava DuVernay (für "Selma" noch außen vorgelassen) und Raoul Peck können in der Doku-Sparte gewinnen.

Ablenkung vs. Veränderung

Das sieht ja alles sehr gut aus, es bleibt allerdings abzuwarten, ob der frische #OscarsNotSoWhite-Trend mehr Blendwerk als tatsächliche Veränderung bedeutet. Die glamourösen Filmpreise ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und lenken somit von den tiefsitzenden Missständen in der US-Filmindustrie ab. Etwa von (regelmäßig angeprangerten) rassistischen Tendenzen oder der Tatsache, dass vorwiegend alte, weiße Männer in Hollywood die Fäden ziehen.

Die Academy hat das Potential, langfristig ein System der Gleichberechtigung zu etablieren. Ob das aktuelle Oscar-Tableau die angekündigte Diversifizierung widerspiegelt oder nur als beschwichtigende Ablenkung einzustufen ist, werden aber erst die nächsten Jahre (und Jahrzehnte) zeigen. (lfd)

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