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"Lass Michael vorbei!" Die Skandale von Spielberg
2017 steigt der 30. Grand Prix von Österreich in 56 Jahren. Wir betrachten die Formel-1-Geschichte im Rückspiegel.
Wenn man an den Formel-1-GP von Österreich denkt, fällt einem sofort das Jahr 2002 ein. Der Stallorder-Skandal bei Ferrari hatte Nachwirkungen in der Motorsport-Königsklasse. 15 Jahre später könnte das Thema Stallorder aktueller denn je sein.
Was war passiert? 2002 fuhr Ferrari dem sicheren Doppelsieg entgegen - allerdings in der "falschen" Reihenfolge. Rubens Barrichello vor Michael Schumacher. Dies wurde in der letzten Runde korrigiert. "Lass Michael vorbei, für die Weltmeisterschaft", lautete der Funkspruch an Barrichello.
Der Brasilianer gehorchte, fuhr nach der letzten Kurve demonstrativ langsam, Schumacher gewann. Anschließend folgte das große Theater bei der Siegerehrung. Denn plötzlich stand Barrichello auf dem Siegertreppchen ganz oben.
Die Fans quittierten den teaminternen Platztausch mit Pfiffen. Ferrari kostete die Verletzung des Protokolls bei der Siegerehrung eine Million Dollar als Strafe. Die Stallorder wurde daraufhin bis 2011 verboten.
Doch das blieb nicht der einzige Skandal auf dem Ring in der Obersteiermark. Weil es keine Stallorder gab, kamen sich die beiden Mercedes-Rivalen Nico Rosberg und Lewis Hamilton 2016 in die Quere. In Kurve zwei crashten die "Silberpfeile". Rosberg rutschte auf Rang vier zurück, Hamilton gewann. Wieder war die Siegerehrung von Pfiffen begleitet.
Der Grand-Prix-Wochenende 1975 ging tragisch in die Geschichte ein. Am Sonntagvormittag verunglückte der US-Amerikaner Mark Donohue nach einem Reifenplatzer tödlich. Beim Grand Prix im strömenden Regen schlug die große Stunde von Vittorio Brambilla, der im Abbruch-Rennen seinen einzigen Sieg einfuhr. Vor Freude crashte der Italiener seinen March nach der Zieldurchfahrt in die Boxenmauer.
Der Australier Alan Jones brachte seinen Boliden nach seinem Premierensieg 1977 zwar heil zurück in die Boxengasse, bei der Siegerehrung erlebte der Shadow-Pilot allerdings sein blaues Wunder. Da der Australier aus der siebten Startreihe ins Rennen gegangen war, rechnete niemand mit einem australischen Sieg. Auch nicht die Musikkapelle, die die Hymne nicht einstudiert hatte. So wurde ein Musikstück zu Ehren des Siegers improvisiert.
Ganz im Gegensatz zu 1984. Da feierte Niki Lauda den einzigen Heimsieg eines Österreichers in der Obersteiermark. Zwei Jahre zuvor gab es einen der knappsten Zieleinläufe der Geschichte. Der Italiener Elio de Angelis siegte auf seinem Lotus nur 0,05 Sekunden vor dem späteren Weltmeister Keke Rosberg (Fin).
1987 stieg der vorerst letzte Grand Prix in Spielberg. Mitverantwortlich für das Ende des Rennens war der Start-Crash auf der als veraltet bezeichneten Strecke. Der Sieg ging an Nigel Mansell, der sich bei seinem Jubel auf der Ladefläche eines Pick Ups den Kopf anschlug.
Zehn Jahre später kam die Motorsport-Königsklasse in die Steiermark zurück, um 2003 schon wieder "Servus" zu sagen. Seit 2014 gastiert das Motorsport-Spektakel erneut in Österreich. (wem)