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"Kingsman 2": Bunte Blödelei im Action-Sequel

Mit Regenschirmen und Bourbon gegen das Böse. Überspitzte Comicverfilmung mit grandiosen Wow-Momenten und bitteren Peinlichkeiten.

Heute Redaktion
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Drogenbaronin Poppy (Juliannes Moore) löscht fast alle Superspione der britischen Geheimorganisation "Kingsman" auf einen Schlag aus. Nur Eggsy (Taron Egerton) und der Quartiermeister Merlin (Mark Strong) überleben. Um Poppy das Handwerk zu legen, müssen sie sich mit ihren amerikanischen Kollegen, den "Statesman" verbünden. Die Zusammenarbeit mit Whiskey (Pedro Pascal), Tequila (Channing Tatum), Ginger (Halle Berry) und Champagne (Jeff Bridges) gestaltet sich anfangs aber schwierig. Glücklicherweise erhalten Eggsy und Merlin Unterstützung eines totgeglaubten Freundes...

Besser als Bond

"Spectre" und "Kingsman" starteten im selben Jahr (2015) in den österreichischen Kinos. Während Daniel Craigs vierte Mission im Dienste ihrer Majestät den zuvor an den Tag gelegten Bourne-Realismus vorsichtig gegen eine klassischere Auslegung des Kinospions tauschte, setzte "Kingsman: The Secret Service" (nach dem gleichnamigen Comic von Mark Millar and Dave Gibbons) unverschämt und höchst unterhaltsam auf uralte 007-Traditionen. "Spectre" fiel bei den Kritikern durch, "Kingsman" wurde zum hochgelobten Überraschungshit des Jahres.

Persiflage statt Hommage

Großartig war die Comicverfilmung vor allem, weil Regisseur und (Co-)Drehbuchautor Matthew Vaughn der perfekten Mix aus Bond-Hommage und -Persiflage gelang. Teil zwei ist hingegen reiner Schabernack und pure Überzeichnung, selten blitzt die Eleganz des Originals auf.

Im direkten Vergleich offenbaren sich die großen Schwachstellen der Fortsetzung. Der überschaubaren Menge behutsam aufgebauter Charaktere folgt ein wirrer Haufen bunt zusammengewürfelter Figuren, die großteils lieblos entsorgt oder (wortwörtlich) auf Eis gelegt werden, wenn in den Actionszenen nicht genug Platz ist. Julianne Moore kann als extravagente Superschurkin mit ihrem Vorgänger Samuel L. Jackson zwar mithalten, ihre Sidekick (Edward Holcroft) ist seinem (Sofia Boutella) aber sowohl in Charisma als auch Bond-Tauglichkeit um Welten unterlegen. Und dann das große Finale: Völlig irre und unvorhersehbar im Original, peinlich nach Hollywoodklischee-Vorschrift im Sequel.

Bester Cameo des Jahres?

Trotzdem hat "Kingsman: The Golden Circle" seine Wow-Momente - etwa wenn der Scotch-liebende Merlin den Bourbon seiner amerikanischen Kollegen mit einer satten verbalen Ohrfeige zur Sau macht, oder der US-Präsident sich trotz fehlender Fönfrisur als Trump-Klon herausstellt. Den besten Grund, sich "Kingsman 2" anzusehen, liefert allerdings Elton John im bislang grandiosesten Gastauftritt des bisherigen Kinojahres.

"Kingsman: The Golden Circle" startet am 21. September 2017 in den österreichischen Kinos.

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