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"Jahrhundert-Überfall" auf Geldtransporter vereitelt

In Deutschland hat eine Bande über 20 Jahre ihr Unwesen getrieben. Dank moderner Ermittlungsmethoden konnten einige Mitglieder nun verhaftet werden.

Heute Redaktion
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Nach jahrelanger Fahndung waren die Ermittler in Hagen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen erfolgreich: Ende September verhafteten sie fünf Mitglieder einer Bande, der mindestens sechs Überfälle auf Geldtransporter zur Last gelegt werden. 1,5 Millionen Euro sollen sie dabei erbeutet haben.

Spezialkommandos mit über 200 Polizisten waren an der Großrazzia in Wuppertal, Hilden, Haan und Solingen beteiligt. Sie stellten Schnellfeuerwaffen, mehrere Fahrzeuge und einen sechsstelligen Bargeldbetrag sicher, den ein Geldspürhund erschnüffelt hatte.

Anklage wegen versuchten Mordes

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mit Berufung auf die Polizei Hagen schreibt, führten die mutmaßlichen Bandenmitglieder gegen außen ein unauffälliges Leben – sie arbeiteten als Elektriker, Schlosser oder Lastwagenfahrer. Von ihrer Beute hätten sie aber Grundstücke, teure Uhren oder hochwertige Motorräder gekauft.

Die fünf Deutschen mit Migrationshintergrund müssen sich jetzt vor Gericht verantworten – in zwei Fällen auch wegen versuchten Mordes, weil bei einem Überfall in Werl ein Fahrer beim Beschuss des Fahrzeugs durch Glassplitter verletzt worden war. Bisher kann man den fünf Männern unter anderem anhand von DNA-Spuren Überfälle in Hagen (1998), Neuss (2000), Werl (2001 und 2002), Volmarstein (2014) und Dortmund (2015) zuordnen.

Wachleute mit Panzerfaust-Attrappen bedroht

Die Hagener Polizei glaubt aber, dass die Bande noch für weitere Straftaten verantwortlich ist und dass weitere Personen an insgesamt 16 Überfällen beteiligt waren. Diese liefen immer nach einem ähnlichen Schema ab: Mit gestohlenen Autos keilten die Täter die Geldtransporter ein und zwangen die Wachleute zum Anhalten.

Ohne Vorwarnung beschossen sie dann die gepanzerten Transporter. Zwei Mal wurden die Wachleute auch mit Panzerfaust-Attrappen bedroht. In einem weiteren Fall haben die Ermittler noch nicht klären können, ob es sich nicht doch um eine funktionsfähige Panzerfaust handelte.

Besonders dreist ging die Bande beim letzten Überfall vor, der ihr zugeschrieben wird. In Dortmund zwangen die Täter den Fahrer eines Geldtransporters mitten in einem Wohngebiet an einer Verkehrsinsel zum Halten, beschossen das Fahrzeug und drohten einem anderen Verkehrsteilnehmer mit ihren Waffen. Während sich der Verkehr staute, schnitten die Täter den Transporter von hinten mit einem Trennschleifer auf und rissen 300'000 Euro Bargeld an sich.

Von langer Hand geplant

Auch diesen Überfall hatte die Bande nach Erkenntnissen der Polizei über einen langen Zeitraum geplant. So muss den Tätern bekannt gewesen sein, dass der Geldtransporter an jenem Dezember-Samstag vor zwei Jahren den ganzen Tag über zunächst in Duisburg unterwegs gewesen war, um im Weihnachtsgeschäft die Bargeldbestände zahlreicher Einzelhändler einzusammeln, bevor er sich nach Dortmund aufmachte. Die Fahrzeuge, mit denen die Täter in Dortmund den Geldtransporter blockierten, hatten Mitglieder der Bande schon ein Jahr zuvor gestohlen.

Trotzdem wurde dieser Überfall zum Wendepunkt bei der Aufklärung der spektakulären Serie. Denn auf die Spur kam die Polizei den Männern durch einen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht näher erläuterten Hinweis aus Dortmund. Zudem untersuchten die Kriminalisten alte Beweismittel mit neuen Methoden. (nk)

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