Politik
"In manchen Bezirken sieht's aus wie in Saudi-Arabien"
Straches Comeback-Show in den Sofiensälen: 1.000 Fans, Sprechchöre, stehende Ovationen. Er verhöhnt Kickl und Hofer, fühlt sich als "Dauersündenbock" und sagt – fast – die Wien-Kandidatur an.
Er ist wieder da! Vor 251 Tagen (er hat es selbst ausgerechnet) machte Ibiza Heinz-Christian Strache zu einer politischen Insel. Er trat als Vizekanzler ab, seine FPÖ warf den Ex-Chef zuerst aus Facebook, dann aus der Partei. "Die beste Rache ist dein Kreuz für HC Strache", stand am Donnerstag auf Buttons, die Fans in den Wiener Sofiensälen trugen, auf allen Sesseln lagen Autogrammkarten (die man sich später unterschreiben lassen konnte). Aufdruck: "Ich war dabei", in der ersten Reihe Platzkarten für die Ehrengäste, eine lautete auf Paul Swarovski, Papa von Victoria Swarovski.
Für seine persönliche Mondlandung hat sich Strache neu zurechtgemacht. Er ist erschlankt, trägt Jeans, Rolex Daytona (ein Fingerzeig an Wiens FPÖ, die sie ihm für Verdienste geschenkt hatte), schwarzen Rolli, ein Hauch von Steve Jobs weht durch den Raum, es ist nicht der einzige Promi, der am Donnerstag herhalten musste. Aus den Lautsprechern wummern im Lauf des Abends Tina Turner ("Nutbush City Limits") und zwei Titel von Queen ("Crazy Little Thing Called Love" und "Don't Stop Me Now").
"Wahre Freiheitliche haben ein Rückgrat und sind keine Gummipuppen"
Als Strache in den Saal kommt (das Wort "herabkommen" fällt), stürzen sich TV-Teams und Fotografen auf ihn, zwei Bodyguards schieben den Weg frei. Die Fans im Saal stehen auf, jubeln. Er setzt sich in die erste Reihe, später stößt die Ehefrau dazu, er begrüßt sie als "meine bessere Hälfte, Nationalratsabgeordnete Philippa Strache".
Zunächst reden die Parteigründer der DAÖ, Allianz für Österreich. Karl Baron ("wahre Freiheitliche haben ein Rückgrat und sind keine Gummipuppen") ist am schärfsten. In manchen Wiener Bezirken, sagt er, "sieht es aus wie in Saudi-Arabien". Donnernder Applaus. Und zu Ibiza: "Wer hat noch nie a bsoffene G'schicht g'habt?" Schließlich gewagt: "Hier wird heute Geschichte geschrieben."
Rede dauerte 52 Minuten
Dann redet Strache, 52 Minuten lang. Er schießt gegen Ausländer (viel Applaus), Einwanderung ins Sozialsystem (mehr Applaus), wirft sich für die Raucher ins Zeug (am meisten Applaus), wettert gegen "sogenannte ehemalige Freunde", nennt Ibiza einen "feigen Anschlag", das Keywort, es fällt häufig, heißt "Strache-Bashing". Er verspottet Hofer und Kickl, die bei der ÖVP betteln gewesen seien, "bitte, bitte, wer will mich?".
Strache wünscht sich eine "neue Bürgerpartei". Sein Antreten bei der Wien-Wahl sagt er nicht direkt an, aber irgendwie doch. Nächste Chance auf Details: das DAÖ-Treffen am Aschermittwoch auf der Prateralm. Wetten, mit Strache?