Welt
"Frauen warfen uns ihre Babys zu"
Nach dem Wirbelsturm Idai befürchten Helfer in Mosambik, dass von den Eltern getrennte Kinder in die Hände von Menschenhändlern fallen.
Die Zeit in Mosambike und Zimbabwe drängt: Hunderttausende Menschen warten nach dem verheerenden Wirbelsturm Idai dringend auf humanitäre Hilfe. Die katastrophale hygienische Situation in den Überschwemmungsgebieten setzt die Helfer zusätzlich unter Druck. Das Risiko ist hoch, dass sich durch Wasser übertragbare, lebensbedrohliche Krankheiten wie Typhus oder Cholera ausbreiten.
Bereits hat die Regierung in Mosambik erste Cholera-Verdachtsfälle registriert. "Unseren Schätzungen zufolge sind in der ganzen Region über 2,9 Millionen Menschen betroffen, davon rund 1,5 Millionen Kinder. Die größten Gefahren sind zurzeit der Ausbruch von Krankheiten, Lebensmittelknappheit und mangelnde Notunterkünfte", sagt Unicef-Sprecher Jürg Keim. Die Behörden gehen von mindestens 706 Toten aus, hunderte Menschen werden zudem noch vermisst.
Kinder könnten in die Hände von Menschenhändlern geraten
Die Hilfsorganisationen sorgen sich besonders um Kinder, die beim Sturm ihre Angehörigen verloren haben: "Wir tun alles, um die Kinder, die von ihren Eltern getrennt sind oder ihre Eltern verloren haben, vor Ausbeutung und Missbrauch zu schützen", so Keim. Und Claire Rogers von World Vision Australien warnt: "Wir müssen jetzt sehr schnell handeln, damit diese Kinder nicht in die Hände von Menschenhändlern fallen." Die Errichtung von Schutzzentren für Kinder habe deshalb Priorität.
"Frauen haben uns aus den Bäumen ihre Babys zugeworfen"
Das hohe Wasser erschwerte die Rettungsarbeiten der Helfer massiv. Gerettete berichten, sie hätten inmitten der Fluten rund eine Woche auf Hausdächern, in Baumkronen oder in höheren Gebäuden ohne Essen ausharren müssen.
In Mosambik gehörte Travis Trower zu den ersten Helfern, die im Katastrophengebiet eintrafen. Der Südafrikaner seilte sich für die Hilfsorganisation SA Rescue mehrfach aus einem Helikopter ab, um Menschen aus den Fluten zu retten. "Wir sahen teilweise nur die Baumkronen aus dem Wasser ragen. Frauen haben uns aus den Bäumen ihre Babys zugeworfen", sagt der 37-Jährige.
Bei einem der ersten Einsätze sei das Wasser jedoch so schnell angestiegen, dass die Mission nach der Bergung von 22 Menschen habe abgebrochen werden müssen. Die Übrigen mussten zurückgelassen werden, wie er berichtet. "Wir flogen am nächsten Morgen wieder hin, aber sie waren fortgespült worden."
Lebensmittel für 600.000 Menschen
Inzwischen haben sich die Bedingungen für die Rettungsaktionen nach Angaben von Mosambiks Umweltminister Celso Correa verbessert. Sebastian Rhodes Stampa von der UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten erklärte, neben 30 Lufteinsätzen seien jetzt auch Hilfslieferungen auf dem Landweg unterwegs. "So können wir wirklich große Mengen liefern."
Das Welternährungsprogramm WFP plant, rund 600.000 Menschen mit Nahrungsmittelhilfe zu versorgen. Die Organisation geht davon aus, dass die Zahl der Hilfsbedürftigen in den kommenden Wochen noch steigen wird. "Für die nächsten Tage sind vor allem in Moçambique und Malawi neue schwere Regenfälle angekündigt", warnte Generalsekretär Mathias Mogge.
Wer helfen will – Spendenmöglichkeiten:
„NACHBAR IN NOT – Hilfe für Mosambik"
Spendenkonto:
IBAN: AT21 2011 1400 4004 4003
BIC: GIBAATWWXXX
(red)