Österreich

"Eigentlich sind wir Kuschelperchten"

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Nach den Negativmeldungen der letzten Wochen sind die wilden Gestalten ins schiefe Licht geraten. "Heute" traute sich dennoch in die "Höhle der Perchten".

Es ist ein gemütlicher Mittwoch-Abend in der Floridsdorfer Stuben in der Pragerstraße (Floridsdorf). Die ersten Weihnachtsfeiern finden hier ebenso statt wie die entspannten Bierchen nach der Arbeit. Noch wissen die Gäste nicht, dass es gleich wild werden wird.

"Wilde Jagd" übers Donaufeld

Denn ebenfalls im Lokal sitzen die "Dark Night Devils", einer von insgesamt drei Perchtenvereinen, die am Freitag, den 8. Dezember, bei der "Wilden Jagd" ab 17 Uhr den Sportplatz Donaufeld (21., Nordmanngasse 24) in einen Hexenkessel verwandeln werden. "Mit rund 100 Perchten ist die Veranstaltung der größte Perchtenlauf von Wien", erzählt der Veranstalter Fritz Enz stolz. Für "Heute" haben sich Günther, Walter, Alfred und Calvin schon heute in verschiedene Schiachperchten-Charaktere verwandelt. Übrigens: Ab 16 Uhr geht es schon mit Nikolo-Sackerln für die Kinder los, erst um 17 Uhr startet der Perchtenlauf.

Hörner und Krallen statt Wiener Schnitzel und Pommes

Damit ändert sich auch das gemütliche Bild in der Floridsdorfer Stuben, denn statt kulinarischen Köstlichkeiten wie dem Wiener Schnitzel stehen nun zottelige Gestalten mit Hörnern und glühenden Augen im Mittelpunkt.

Dass so etwas in Floridsdorf möglich ist, dafür haben Enz und seine Kollegen aktiv gearbeitet. "Wenn irgendwo was los ist, dann ist das immer mitten in der Stadt", sagt der ehemalige Fußballprofi und die jetzige Torhüterlegende. Deswegen sei es so wichtig, dass es auch in und für Floridsdorf solche Veranstaltungen gebe.

Der Perchtenlauf am Donaufelder Sportplatz findet heuer zum zweiten Mal statt. "Letztes Jahr hatten wir etwa 1.000 Besucher, heuer hoffen wir das verdoppeln zu können", erzählt der Vereinsobmann der "Dark Night Devils" Günther Meckl. Das besondere an der "Wilden Jagd" sei, dass es über einen reinen Perchtenlauf hinausgehe.

Mehr als "nur" ein Perchtenlauf

"Wir erzählen eine Geschichte. Jeder Akt ist mit einem eigenen Lied hinterlegt", so Meckl. Neben den klassischen Perchten gebe es auch andere Charaktere wie beispielsweise den Gevatter Tod, der einen weißen Engel mit langen Flügeln hat. "Zuviel will ich aber nicht verraten", lacht Meckl, der dann doch von pyrotechnischen Einlagen und einem rauchigen "Weg in die Hölle" für die Bösewichte berichtet.

Alkohol- und Schlageverbot für Perchtenläufer

Also bestrafen auch die Wiener Perchten? Ja, sagt Meckl, aber nur in der Show und nur ausgewählte Statisten. "Wir haben ein strenges Alkoholverbot vor und während der Show. Wer dagegen verstößt, wird heimgeschickt und braucht auch später gar nicht mehr kommen". Außerdem müssten Vereinsmitglieder, die als Perchten laufen wollen, unterschreiben, dass sie das absolute Schlageverbot verstehen und einhalten. "Bei Zuwiderhandeln wird derjenige sofort aus dem Verein ausgeschlossen. Da gibt es eine österreichweite Black List. Wir sind als Perchtenverein sehr gut mit anderen vernetzt und wissen, wenn da jemand drauf ist", betont Meckl.

Unfälle oft durch Zuschauer verursacht

Viele Unfälle würden aber passieren, weil die Zuseher an den Perchten herumreißen, vor allem Jugendliche wollten provozieren. "Immer wieder versuchen Leute, von hinten an den Hörnern oder am Fell des Kostüms zu ziehen. Das behindert die Perchtenläufer und kann auch zu schlimmen Verletzungen führen. Es ist schon so, dass eher die Zuschauer schuld sind, wenn was passiert, als wir Perchten", sind sich die anwesenden Perchtenläufer einig.

"Vor uns muss auf jeden Fall niemand Angst haben. Wir sind eher Kuschelperchten", grinst Meckl. Seit 24. November sind die "Dark Night Devils" mit ihren Fellen aus Ziegen- oder Yakfell und ihren beeindruckend fürchterlichen Masken in ganz Österreich unterwegs. "Die stärkste Zeit ist vor Weihnachten und dann bis zur letzten Rauhnacht am 5. Jänner", erzählt Meckl, der sichtlich stolz ist, dass österreichisches Kulturerbe und Brauchtum auch in Wien einen Platz hat. "Die Zuschauer sind immer begeistert, das freut uns dann natürlich auch".

Perchten laufen für einen guten Zweck

Wie schon im vergangenen Jahr kommen die Eintrittsgelder des Floridsdorfer Perchtenlaufs einem guten Zweck zugrunde. "Heuer unterstützen wir die 17-jährige Tamara aus Rannersdorf. Das blinde Mädchen will ein Mobilitätstraining machen, bei dem es lernt, zu kochen und ihr Leben selbstständig zu meistern", erzählt Meckl. Eine kostspielige Angelegenheit, denn alleine der Mitgliedsbeitrag für den Blindenverband habe 600 Euro gekostet, dieser sei für die Anmeldung zum Training erforderlich, der wiederum mit 3.600 Euro zu Buche schlage. "Hier helfen wir natürlich gerne", sagt Meckl.

Die "Wilde Jagd" am 8. Dezember

Wer fantastische Masken und eine feurige Show sehen und dabei noch Gutes tun will, ist beim Perchtenlauf "Die Wilde Jagd" genau richtig. Veranstaltungsort ist das Sportfeld Donaufeld in der Nordmannstraße 24 (Floridsdorf). Einlass ist um 16 Uhr, losgehen wird es um 17 Uhr.

Für Erwachsene kostet das Event fünf Euro – der Beitrag geht zur Gänze an die 17-jährige Tamara. Für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt frei. Zusätzlich hat sich auch der Nikolo angekündigt, der den Kindern eine kleine Überraschung überreichen wird. Übrigens: Bei den "Dark Night Devils" gibt es auch Damen, die sich in Perchten verwandeln. Und: Der Verein sucht neue Perchtenläufer. Wer Interesse hat, meldet sich hier.