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"Deadpool": Best. Comic Movie. Ever.

Marvel ohne Jugendfreigabe: Mit viel roher Gewalt und noch mehr derben Gags feiert "Deadpool" sein erstes, geniales Kino-Solo.

Heute Redaktion
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Ryan Reynolds als Deadpool
Ryan Reynolds als Deadpool
Bild: Twentieth Century Fox

Robert Kirkman, Schöpfer der "Walking Dead"-Comics, Produzent der zugehörigen TV-Serie und Ehrengast eines Vorab-Screenings von "Deadpool", hatte absolut recht: "Der Film hat die beste[Anfangs-] Credits-Sequenz, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Du weißt von der ersten Minute an, dass es ein köstlicher Film wird."

Diese erste Minute ist die konzentrierte Essenz der einhundertundfünf, die folgen werden: Exzessive, comic-hafte Gewalt, Political Incorrectness, Selbstironie, Fourth-Wall-Breaker, ungezähmte Gags. "Deadpool" ist nicht jugendfrei und kostet diesen Umstand bis zum letzten Kunstbluttropfen und dem hämischsten Lacher aus. Endlich, endlich wieder ein Film, der sich, auf gut österreichisch, nix scheißt. Das Resultat: Best. Comicmovie. Ever.

Klar, manche der derben Schmähs wollen das R-Rating ein bisserl zu sehr, den einen oder anderen durchlöcherten Kopf hätte man sich sparen können, und die entblößten Brüste in der Nacktbar-Szene fallen in die Kategorie "weil's eh schon wuascht is". Aber das passt eben alles perfekt zu diesem Film, diesen Comics, dieser Hauptfigur. Die besten Lacher kommen zustande, wenn die Gags auf die Meta-Ebene klettern und Deadpool sich selbst (bzw. sein grottiges Kino-Debüt in "X-Men Origins: Wolverine"), seinen Darsteller Ryan Reynolds und das Comicverfilmungsgenre an sich aufs Korn nimmt.

Wurzeln und Antrieb

Das einzige (kleine) Manko von "Deadpool" liegt darin, dass sich die Macher bemüßigt fühlten, eine Origin-Story auf die Beine zu stellen: Ex-Elitesoldat Wade (Reynolds) lernt verrückte Traumfrau (Morena Baccarin) kennen, erkrankt an Krebs und nimmt für die Chance auf Heilung an dem geheimen Regierungsprojekt Weapon X teil. Dieses verleiht ihm regenerative Superkräfte, aber auch ein abstoßendes Äußeres. Um Looks und Ex wiederzubekommen, jagt Wade dem bösen Wissenschaftler (Ed Skrein) mit Hilfe zweier X-Men (Stefan Kapicic, Brianna Hildebrandt) hinterher, der ihn in einen vermeintlichen Superhelden verwandelt hat.

Dass der Film Deadpools Wurzeln und Antrieb zeigt ist Comicverfilmungsstandard (so ziemlich der einzige im gesamten Streifen) und hätte gerade bei diesem Franchise-Kickoff (Teil zwei ist bereits in Planung) getrost vernachlässigt werden können. Der Gute hat einen roten Anzug an, der Böse einen britischen Akzent, alle weiteren Infos kosten Action und Gags nur kostbare Zeit.

Aber nun Schluss mit dem Nörgeln auf hohem Niveau. "Deadpool" wird den hohen Erwartungen mehr als gerecht. Von den harmlosesten zu den härtesten Gags, vom gelungenen Debüt der Mutanten-Frischlinge (Negasonic Teenage Warhead!) zur genialen End-Credits-Scene, diese Marvel-Verfilmung ist einsame Spitze. Kein Wunder, dass selbst Rob Liefeld, Schöpfer der Comicvorlagen, vom besten Deadpool aller Zeiten spricht.

"Deadpool" startete am 12. Februar 2016 in den österreichischen Kinos.

P.S.: Wer genau hinsieht, wird im Film auch auf zwei österreichische Markenprodukte stoßen.