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"Bin ich einfach nur eine Jammertante?"

Sandras Leben droht aus den Fugen zu geraten. Sogar ihre Arbeit und das Liebesleben leiden an ihren Stimmungstiefs.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Sandra (31) an Doktor Sex: Seit einiger Zeit beobachte ich, wie meine Gedanken immer düsterer und schwerer werden. Es gibt nichts, worauf ich mich noch freue, und auch kein Ziel, auf das ich hinarbeiten will. Obwohl mich mein Job und mein soziales Umfeld auf Trab halten und äußerlich alles den Anschein von Glück hat, falle ich täglich in melancholische Phasen und tiefe Trauer.

Das alles ist zunehmend auch für mein Berufs-, Familien- und Liebesleben sehr bedrückend, und langsam frage ich mich, wann es Zeit ist, um mir Hilfe durch eine Fachperson zu holen. Ich verletze mich nicht selbst und habe auch nicht vor, dies in Zukunft zu tun. Eigentlich habe ich alles, was ich brauche. Bin ich einfach nur eine Jammertante?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Sandra

Nein, das bist du nicht! Was du schilderst, sind nämlich typische Symptome einer depressiven Episode. Du solltest dich daher unbedingt bei einer Psychiaterin oder einem Psychiater zu einem Gespräch anmelden, damit du entsprechend unterstützt werden kannst und bald wieder aus diesem Stimmungstief herausfindest. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Heilungschancen.

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Von einer depressiven Episode Betroffene leiden – so wie du – unter einer gedrückten Stimmung und an vermindertem Antrieb. Ihre Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind reduziert. Häufig tritt schon nach einer kleinen Anstrengung eine große Müdigkeit auf. Der Schlaf ist meist gestört und der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer auch beeinträchtigt.

Auch bei der leichten Form treten oft Schuldgefühle oder Gedanken über die eigene Wertlosigkeit auf. Das Stimmungstief verändert sich von Tag zu Tag nur wenig oder gar nicht. Es reagiert auch nicht auf Lebensumstände und kann von weiteren körperlichen Symptomen begleitet werden, wie frühes Erwachen, ausgeprägtes Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Unruhe sowie Appetit-, Gewichts- und Libidoverlust.

Häufig stehen am Anfang einer depressiven Episode belastende Ereignisse oder Situationen. Abhängig von der Anzahl der Symptome und deren Schweregrad werden sie unterteilt in leichte, mittelgradige oder schwere Formen. Zusammensetzung und Intensität der Symptome können von Person zu Person sehr verschieden sein. Entsprechend individuell gestaltet sich auch die Behandlung.

Dazu können Psychotherapie, stimmungsaufhellende Medikamente, Stressbewältigungsverfahren, Entspannungstechniken und komplementärmedizinische Methoden wie Akupunktur, Shiatsu oder Pflanzenmedizin eingesetzt werden. Bei sehr schweren Fällen ist manchmal auch ein Klinikaufenthalt notwendig. Bei dir scheint mir ein solcher aber nicht angezeigt. Falls du dich vertieft informieren möchtest, findest du hier weitere Fakten. Alles Gute!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)

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