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"Als ich 13 Stunden am Handy war, merkte ich es"

Heute Redaktion
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Die Schülerin Chae-rin (16) verbrachte mehr als die Hälfte ihres Tages mit dem Smartphone. "Ich konnte nicht aufhören", sagt sie. Nun zog sie die Reißleine.

"Obwohl ich wusste, dass ich aufhören sollte, Zeit mit dem Handy zu verbringen, machte ich einfach weiter", erzählt die 16-Jährige Chae-rin auf CNN. Eines nachts um 4 Uhr habe sie realisiert, dass sie die letzten 13 Stunden nonstop vor dem Handy-Display verbracht gehabt habe.

Sie chattete mit Freunden via Kakaotalk, einem beliebten Instant-Messenger in Südkorea, oder scrollte durch ihren Facebook-Feed. "Ich hatte das Gefühl, dass mein Realitätssinn nachließ. Selbst wenn der Tag eigentlich lustig war, fühlte sich alles irgendwie wie ein Traum an", sagt Chae-rin dem TV-Sender.

Einzug ins Detox-Camp

Jae-ho, ihr Vater, machte sich ebenfalls Sorgen um das exzessive Handy-Nutzungsverhalten seiner Tochter. "Wir redeten nicht mehr viel. Jedes Mal, wenn es ums Handy ging, gab es Streit", sagt er. Und: Obwohl er ein Limit von zwei Stunden am Tag festgelegt gehabt habe, habe Chae-rin Möglichkeiten gefunden, diese zu umgehen. Schließlich habe die Tochter aber freiwillig die Reißleine gezogen.

Sie meldete sich für ein Detox-Camp an. Das Handy wird am Eingang eingezogen. Der Entzug dauert zwölf Tage. Das Camp ist kostenlos und wird von der Regierung finanziert. Einzig eine Gebühr fürs Essen werde fällig, so CNN. Die Jugendlichen werden dort ermutigt, sich handwerklich zu betätigen, Sport zu treiben und sich auszutauschen. Auch Meditieren steht jeden Abend auf dem Programm.

Suchtgefahr Internet

Am ersten Tag des Camps hätten die Kinder jeweils noch einen gequälten Ausdruck auf ihren Gesichtern, erklärt die Camp-Direktorin, Yoo Soon-duk. "Sie fragen sich, was sie hier machen. Ab dem dritten Tag kann man sehen, wie sie sich positiv verändern", sagt sie.

Südkorea ist eines der meist vernetzten Länder der Welt. Laut Pew Research Center haben 95 Prozent aller Erwachsenen im Land ein Handy. "Südkorea ermöglicht den einfachen Zugang zu Online-Games und vielen anderen Aktivitäten im Netz", so Sungwon Roh von der Hanyang Universität in Seoul zu Npr.org. Der Psychiater studiert Internetabhängigkeit. Rund 20 Prozent der Bevölkerung seien durch eine Internetabhängigkeit gefährdet.

Die Detox-Camps sind nur eine Maßnahme eines ganzen Pakets, das die Regierung unterstützt. Und wie geht es Chae-rin, nachdem sie zwölf Tage ohne Handy verbracht hat? Sie habe gelernt, wieso sie so viel Zeit vor dem Display verbracht habe. Das habe geholfen, den Teufelskreis zu durchbrechen, sagt sie. Sie verbringe nun pro Tag nur noch rund zwei bis drei Stunden mit dem Smartphone.