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"Stress schaltet den inneren Rhythmus aus"
Wer seine innere Uhr kennt, kann effektiver trainieren und besser entspannen. Sportarzt Kurt Mosetter mit Tipps, damit der Biorhythmus richtig tickt.
Jeder Mensch hat einen Rhythmus, die sogenannte innere Uhr. Ticken alle Menschen gleich schnell?
Wir Menschen haben von der Evolution her beim inneren Rhythmus Gemeinsamkeiten. In der Nacht regeneriert und repariert er und macht uns wieder fit. Am Tag ticken alle bisschen anders: Frühaufsteher sind morgens leistungsfähig und aktiv, Nachtmenschen abends. Wer seinen Rhythmus kennt, kann diesen im Alltag nutzen.
Der moderne Lifestyle bringt den Körper mit zu viel Zucker, Stress und Schlafmangel außer Takt. Wie kann ich ihn wieder richtig takten?
Vereinfacht gesagt: mit dem ganzen Lebensstil. Wichtig ist, was und wann ich esse, wann ich schlafe und mich bewege. Ursprünglich waren alle die Vorgänge aufeinander getimt. Der innere Rhythmus funktioniert wie ein Ökosystem: Es steckt einiges weg, bei zu viel Belastungsfaktoren jedoch kippt es. Wenn Sie halbwegs achtsam mit dem Körper umgehen, lässt er sich wieder richtig takten, selbst nach größeren Schäden.
Welches sind die tonangebenden Dirigenten für den Biorhythmus?
Es sind mehrere Orchester, die sich gut synchronisieren. Wichtige Taktgeber sind Magen-Darm-Trakt, die Nebennieren, das Gehirn und auch das Stressverhalten. Harmonieren sie gut miteinander, regeneriert sich der Körper und Sie schlafen gut.
Welche weiteren Taktgeber im Alltag beeinflussen den Rhythmus?
Das Tageslicht, es aktiviert eine ganze Kaskade von Genen. Es schaltet sie an, wir werden munter. Genauso wichtig wie Licht ist der Darm. Wird der mit zu viel Fastfood und Zucker überfallen, gerät er außer Takt. Er hat nie Feierabend, die Folge ist ein Energiemangel. Auch die Leber will Ruhe am Abend. Bekommt sie zu viel Alkohol und Zucker, schaltet sie nicht in den Regenerationsmodus. Abends gehen Cortisol und Insulin ins Bett, ist der Stress jedoch zu groß, feuert der Körper weiter. Statt Bettruhe herrscht Ausnahmezustand. Eine chronische Stressaktivierung schaltet den inneren Rhythmus aus!
Wie kann ich die Ernährung nutzen, um den Körper wieder in Schwung zu bringen?
Legen Sie Abstand zwischen den Mahlzeiten ein, sodass der basale Insulinspiegel schön ruhig bleibt. Sie können tagsüber alles essen, von allem ein bisschen, je nachdem wie viel Sie sich bewegen. Der kritische Zeitpunkt ist abends. Verzichten Sie wenn möglich auf kurzkettige Kohlenhydrate. Brot, Pizza und Pasta, Süssgetränke und Alkohol bedeuten für den Körper Schwerstarbeit. Stattdessen tun Wildkräuter, Suppe, Gemüse oder ein wenig leichtverdauliches weißes Fleisch dem Körper gut.
Aus dem Rhythmus kommen ist nicht schwer, doch wie finde ich ihn wieder?
Die wichtigste Entscheidung ist, achtsam mit sich umzugehen. Achten Sie auf die Ernährung und bewegen Sie sich genug. Bauen Sie im Alltag Achtsamkeit ein und machen Sie sich Gedanken zu ihrem Lebensstil. Wann schlafe ich, was esse ich, wann arbeite ich? Bildschirme und Blaulicht am Abend sind schlafraubend.
Ihr persönlicher Tipp, damit ich schneller wieder richtig ticke?
Viele Wildkräuter, Gewürze, Ingwer, Beeren, Kichererbsen und Linsen. Lieber morgens gut frühstücken und mittags essen, aber abends nicht mehr zu viel. Ein bisschen Linsensuppe mit Sellerie und Kurkuma ist das beste antientzündliche und schlaffördernde Menü. (20 Min / Sulamith Ehrensperger)