Wien
Anstehen für Essen: "Bei uns geht es ums Überleben!"
Jeden Dienstag können sich Bedürftige bei der Wiener Volkshilfe kostenlos Lebensmittelpakete abholen. Immer mehr Menschen in Wien sind davon abhängig.
Wer registriert ist, darf sich einmal pro Monat bei der Volkshilfe in der Modecenterstraße 10 (Wien-Landstraße) gratis Lebensmittel abholen. Um halb acht wird die Vergabestelle geöffnet, die Rationen sind limitiert. Derzeit werden jeden Dienstag Essenssackerl ausgegeben, wir berichteten.
Insgesamt kümmern sich 1.500 Mitarbeiter der Wiener Volkshilfe mit freiwilligen Helfern um die Lebensmittelspenden für die in Wien gemeldeten Bedürftigen.
Frauen in Armutsfalle
Am Dienstag (22.6.) war die Schlange 300 Meter lang, darunter viele Frauen aber auch alte Menschen und Alleinerziehende holen sich hier etwas zu essen. Seit dem Frühjahr kommen auch viele Ukrainer. Ihr Anteil beträgt laut Volkshilfe derzeit schon 40 Prozent. Die Schlange der Menschen, die vor der Ausgabestelle warten, wird immer länger. "Angenehm ist es nicht. Aber jetzt gehe es ums Überleben", so die Mutter (47) einer 18-jährigen Tochter aus der Ukraine.
Zahl der Lebensmittelpaket verdreifacht.
Die Zahl der Lebensmittelpakete musste seit vergangenem Sommer mehr als verdreifacht werden. Und trotzdem müssen noch Menschen abgewiesen werden. Sie gehen mit leeren Händen nach Hause, einfach weil die 250 Sackerl nicht ausreichen für die große Anzahl an bedürftigen Menschen in Wien.
Logistische Meisterleistung
Der Tag der Vergabe ist nur der letzte Schritt in einer langen Reihe von Vorbereitungen der Wiener Volkshilfe für die wöchentliche Lebensmittelspende. Zu den Aufgaben gehört:
▶ Die finanziellen Mittel, die die Stadt Wien bereit stellt sowie die Geldspenden von Privatleuten zu verwalten.
▶ Mit dem kleinstmöglichen Budget das größtmögliche Lebensmittelsortiment für die Sackerl zusammen zu stellen.
▶ Das Packen der Spendenpakete.
▶ Die Koordination der freiwilligen Helfer.
▶ Die einmalige Registrierung der Bedürftigen, welche erstmals kommen.
"Es geht hier nicht um Almosen", so Lilli Gneisz, verantwortlich für Spenden und Fundraising bei der Volkshilfe. "Es geht auch nicht um Idealismus. Ich sehe hier einfach ganz klar eine gesellschaftliche Verantwortung: Der Staat muss auf die Schwachen schauen."