Wirtschaft

Teuerung extrem – viele bald zu arm für Privatkonkurs

Rund 10.000 Privatkonkurs-Verfahren werden heuer in Österreich erwartet. Noch viel mehr Menschen können sich selbst das nicht mehr leisten.

Roman Palman
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Die Teuerung treibt immer mehr Österreicher in die Armut. (Symbolbild)
Die Teuerung treibt immer mehr Österreicher in die Armut. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Solange es weiter ein Einkommen gibt, kommen viele Österreicher selbst jetzt noch über die Runden. Doch geht der Job verloren, dann kann es auch ganz schnell in den Privatkonkurs gehen. Auch heuer werden von der Schuldnerberatung wieder 10.000 Verfahren erwartet, so viele wie vor der Pandemie. Besonders trifft es junge Männer unter 30 Jahren mit einem Einkommen, das unterhalb des Existenzminimums (aktuell 1.030 Euro) liegt.

Teuerung trifft Menschen hart

Im Gespräch mit dem Ö1 Morgenjournal zeichnet Clemens Mitterlehner, der Geschäftsführer der Schuldnerberatung, ein dramatisches Bild: "Durch die Pandemie hat sich die Überschuldung nicht aufgelöst. Es sind viele Menschen staatlich unterstützt worden und Kreditfristigkeiten ausgesetzt worden. Das muss jetzt aber wieder aufgeholt werden, weil sich die Überschuldung ja nicht einfach in Luft aufgelöst hat".

Die steigenden Sprit-, Energie- und Lebensmittelpreise sowie die Mega-Inflation von 8 Prozent drückt vielen Österreichern empfindlich aufs Geldbörserl. Laut Mitterlehner zeigt die Teuerung heftige Auswirkungen: "Bei vielen Menschen wird es viel viel knapper werden".

Kein Geld für Privatkonkurs

Einige trifft es noch schlimmer: "Auf der anderen Seite wird es auch viele Menschengeben, die sich keinen Privatkonkurs mehr leisten können". Denn, während eines Privatkonkurs-Verfahrens dürfen keine neuen Schulden gemacht. Die Crux: Man braucht also ein sicheres Einkommen, mit dem man auch ein Auskommen findet. Das wird für immer mehr Österreicher immer schwieriger.

Clemens Mitterlehner ist Geschäftsführer der Schuldenberatung.
Clemens Mitterlehner ist Geschäftsführer der Schuldenberatung.
Michael Indra / SEPA.Media / picturedesk.com

"Diese Menschen leben dann irgendwo zwischen Sein und Nicht-Sein. Es ist für solche Menschen schwierig, aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen, weil auch eine laufende Lohnpfändung negative Auswirkungen am Arbeitsplatz hat. Es ist für diese Menschen schwierig, Arbeit zu finden."

Besonders dramatisch für den Schulden-Experten: "Wenn Kinder in solchen Familien leben, sind die natürlich von Armut betroffen. Und das ist dramatisch, wenn da Perspektiven und Chancen vernichtet werden."

Ein so wohlhabender Staat wie Österreich sollte deshalb darauf schauen, dass wenige Bürger von Überschuldung betroffen sind und den Betroffenen schnell wieder aus dem Schuldenloch helfen.

Maßnahmen-Wünsche

Seine Ansage an die Regierung: "Die Menschen brauchen genug Einkommen, um leben, um überleben zu können und auch ihre Schulden zu zahlen." Weil die aktuelle Inflation aus dem aktuellen Grenzwert des Existenzminimums von 1.030 Euro schon knapp 82 Euro rausgefressen hat, solle der ASVG-Richtsatz angehoben werden.

Auch bei Arbeitslosen solle die Nettoersatzrate auf 70 Prozent angehoben werden. Denn jeder dritte Schuldenberatungs-Klient sei arbeitslos.

Und der Familienbonus sei in derzeitiger Form nicht sozial treffsicher und nicht sozial gerecht: "Man braucht ein relativ gutes Einkommen, um den Familienbonus voll auszunützen. Wenn man ein wenig Einkommen hat, bekommt man auch nur einen Bruchteil. Das ist genau verkehrt herum."

"Es ist nicht gut, wenn..."

Dabei sei eine rasche Hilfe durchaus im Sinne des Staatshaushaltes: "Klar ist, diese Menschen brauchen Hilfe. Nicht nur wegen diesen Menschen selbst, sondern auch für die Wirtschaft und den Staat. Es ist nicht gut, wenn ein Staat zu viele Menschen mit Überschuldung hat."

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