Spieletests

"Dolmen" im Test: Ein düsteres Sci-Fi-Soulslike

"Dolmen" versetzt uns in ein hartes "Dark Souls"-Setting – allerdings im Weltall und mit Aliens, Laserwaffen und etwas mehr Story. Ein knackiger Spaß.

Rene Findenig
Teilen
Grafisch nicht der ganz große Hit, spielerisch aber ein Leckerbissen für Souls-Fans: "Dolmen" im Test.
Grafisch nicht der ganz große Hit, spielerisch aber ein Leckerbissen für Souls-Fans: "Dolmen" im Test.
Prime Matter

Entwickler Massive Work Studio und Publisher Prime Matter reiten auf der Hardcore-Action-Rollenspiel-Welle, die erst kürzlich von "Elden Ring" massiv befeuert wurde. "Dolmen" heißt das neue "Soulslike", das uns auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Xbox Series X|S wieder beinharte Kämpfe, spannende Bosse, jede Menge Waffen- und Ausrüstungskombinationen sowie den typischen Kreislauf aus Spieltod, Frust und Erfolg abliefert. "Dolmen" zeigt dabei mehr als nur einen billigen "Souls"-Abklatsch und wartet mit frischen Ideen auf, hat aber auch seine kleinen Tücken.

Bei der Handlung gibt es etwas mehr Informationen als nur die bruchstückhaften Fetzen eines klassischen "Souls"-Games. So erfährt man gleich zu Beginn, dass man als All-Kommandeur zum unbekannten Planeten Revion Prime geschickt wird. Dort beziehungsweise auf einer Weltraum-Station, auf der das Spiel startet, soll man die als "Dolmen" bekannten Kristalle sammeln, die angeblich eine Verbindung zwischen verschiedenen Realitäten erschaffen können. Probleme sind da, wer könnte es geahnt haben, wenn man mit unbekannten Mächten und anderen Dimensionen spielt, natürlich vorprogrammiert.

Kaum Wow-Effekte bei der Story, aber interessantes Design

Schon bei der Ankunft auf der Station merkt der Spieler, dass hier einiges im Argen liegt. Viel wollen wir von der Handlung auch gar nicht verraten, denn einerseits gibt es wenige wirklich aufregende Story-Geschehnisse und noch weniger Plot-Twists, auf der anderen Seite verläuft die Handlung rund um Außerirdische, vielversprechende neue Energiequellen und parallele Welten genauso wie jeder typische Science-Fiction-Film. Die großen Wow-Effekte bleiben aus, was uns im Test allerdings gar nicht weiter störte, denn die Story will gar nicht das Highlight des neuen Action-Rollenspiels sein.

1/10
Gehe zur Galerie
    "Dolmen" heißt das neue "Soulslike", das uns auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Xbox Series X|S wieder beinharte Kämpfe, spannende Bosse, jede Menge...
    "Dolmen" heißt das neue "Soulslike", das uns auf PC, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One und Xbox Series X|S wieder beinharte Kämpfe, spannende Bosse, jede Menge...
    Prime Matter

    Statt verfallener Ruinen, Waffen und Rüstungen aus Stahl und Monstern wie Drachen und Dämonen wartet "Dolmen" mit Aliens, Laser-Waffen, futuristischen Kämpfern, sporen- und spinnenartigen Lebewesen, Hightech-Rüstungen, düsteren Raumstationen, aber auch überraschend vielen hellen und bunten Arenen auf. Das neue Design täuscht aber nur kurz – beim Gameplay geht es strikt nach dem "Dark Souls"-Vorbild zur Sache. Heißt: Kämpfen, scheitern, wiederholen, aufrüsten und -leveln, besser werden und beim nächsten Boss von vorne. Auch "Dolmen" ist zeitweise frustrierend, aber extrem belohnend.

    Das Gameplay zeigt sich ganz im Stil eines "Dark Souls"

    Das Prinzip geht auch hier auf: Als anfangs schwacher und durch gesammelte Items, Ausrüstungsgegenstände und Erfahrungspunkte immer stärker werdender Held bahnt man sich seinen Weg durch ziemlich linear verlaufende Level bis hin zu den jeweiligen Bossen der Abschnitte. Rasten, speichern und seine Energie- sowie Gesundheitsreserven auffüllen (oder gleich ins Weltraumstations-Gamehub zurückkehren) darf man dabei an Leuchtfeuer-Checkpoints, die aber – auch das ist klassisch "Dark Souls" – die Levels "zurücksetzen" und bereits besiegte Gegner und exklusive Bosse wieder auftauchen lassen. 

    Auch der Spieltod kommt ganz gewohnt: Unterliegt man einem Feind oder Boss, startet man entweder am Anfang des jeweiligen Areals oder am jüngsten Checkpoint neu – und hat einen Versuch, seine bis dahin erkämpften Erfahrungspunkte und Kristalle an der Stelle einzusammeln, an der man zuvor gescheitert ist. Scheitert man allerdings davor erneut, ist die Beute futsch. Während "Dolmen" außerdem die Gesundheitsleiste der "Souls"-Spiele ebenfalls übernimmt, kommt statt der Ausdauer- eine Energieleiste ins Spiel. Diese entscheidet darüber, welche Waffen und Effekte wir benutzen dürfen.

    Unser Held ist ein futuristischer "Iron Man"

    Bei den Waffen gibt es eine bunte Auswahl für den Nah- und Fernkampf, von futuristischen Äxten und Schwertern bis hin zu Laser-Pistolen und -Gewehren. Schön gelöst: Alles, was mit Energie betrieben wird, verbraucht auch ein Stück der entsprechenden Charakter-Leiste, schließlich werden unser Anzug ganz im Stile "Iron Mans" von einem Reaktor und unsere Laser-Waffen von Batterien betrieben. Das sorgt für nette Nebeneffekte: Laser-Waffen richten beispielsweise auch Effekt-Schaden an und unser Anzug kann mit einer Spezialfähigkeit überladen werden, um denselben Effekt auszulösen.

    Das führt auch zu einem neuen, taktischen Element im Spiel: In harten Kämpfen muss man die Batterien per Knopfdruck manuell auswechseln, um weiterfeuern oder Skills aktivieren zu können. Während dieses Wechsels ist die Spielfigur aber für einige Momente bewegungs- und wehrlos. Um in diesem Zeitfenster nicht von Feinden überrannt oder vom Boss plattgemacht zu werden, braucht es Geduld und ein Gespür für den richtigen Augenblick. Timing ist allerdings ein kleines Manko, mit dem das Spiel zu kämpfen hat, wie sich im Kreislauf von Bildschirmtod und erneutem Versuch zeigt.

    Fort- und Rückschritt im Vergleich zu "Dark Souls"

    Das Problem taucht bei einigen Feinden auf und kann vor allem bei Bossen schnell frustrierend werden – anders als in den "Dark Souls"-Teilen lassen sich einige Attacken nicht wirklich erkennen und abschätzen, bevor sie uns ins Spiel-Nirwana befördern. Statt bestimmte Bewegungsmuster abzuspulen, können Feinde auch einmal "aus dem Nichts" heraus eine vollkommen überraschende Attacke ausführen, gegen die man nur bei schnellsten Reaktionen noch eine Chance hat. Das "Souls"-Rezept eines genauen Beobachtens und Lernens der Angriffsmuster hilft in "Dolmen" da nicht immer weiter.

    Das öffnet auch etwas einem ungewollten Glücksfaktor die Tür. Umso stärker nutzt "Dolmen" aber die spielerische Abwechslung und lässt uns fast fließend zwischen Nah- und Fernkampf wechseln. Dieses dynamischere Gameplay ist eine der großen Stärken des Titels und stellt schon fast eine Weiterentwicklung des "Souls"-Rezepts dar. Boss-mäßig kann das Game allerdings nicht mit seinem Vorbild mithalten – nur wenige Gegner bleiben dem Spieler wirklich lange im Gedächtnis, der Rest wirkt wie ein zwar spannender, aber nicht allzu atmosphärisch umgesetzter "Souls"-Titel.

    Technisch bleibt ein zwiegespaltener Eindruck

    Generell gilt es auch, jede Menge Materialien zu sammeln, um damit Gegenstände und Waffen ausbauen zu können. Das Level-Design zeigt sich dabei abwechslungsreich – anfangs schleicht man durch unheimliche und dunkle Gänge, später wird es immer heller und bunter mit zahlreichen "offenen" Arealen. Dabei warten immer wieder auch kleinere Rätsel-Passagen, deren Anspruch sich aber fast vollständig auf das Finden und Aktivieren von Schaltern zum Öffnen neuer Bereiche beschränkt. Übersichtlich sind Skill-Tree und Ausrüstungs-Effekte geraten, doch auch sie erlauben nette Spielereien.

    "Dolmen" im Test: Das Level-Design zeigt sich sehr abwechslungsreich.
    "Dolmen" im Test: Das Level-Design zeigt sich sehr abwechslungsreich.
    Prime Matter

    Technisch bleibt ein zwiegespaltener Eindruck. Die Grafik sieht vor allem in den Kämpfen fantastisch aus und fällt mit guten Lichteffekten und einem ausgezeichneten Detailgrad auf. Im krassen Gegensatz dazu marschiert man aber auch öfters durch Gebiete, in denen arge Detailarmut herrscht und vor allem weiter entfernte Objekte beinahe matschig wirken. Auch die Kamera ist vor Fehlern nicht gefeit: Die Kamera wechselt je nach Umgebung von Third-Person-Perspektive (bei weitläufigeren Arealen) zur Ego-Perspektive (in engen Räumen), zeigt sich aber chaotisch sprunghaft und verliert den Feind aus dem Fokus.

    Es fehlt nicht viel, um zu den ganz Großen zu gehören

    Ebenfalls ärgerlich: Um ein Ziel zu erfassen, muss man extrem nahe an dieses heran – und steckt dabei manchmal bereits ungewollt den ersten Treffer ein. Als "Ausgleich" dafür macht uns jedoch eine andere Auffälligkeit das Leben etwas leichter: Viele Gegner reagieren beispielsweise gar nicht, wenn wir sie aus großer Entfernung angreifen. Auch das sollte nicht passieren, ist aber zumindest ein fairer Ausgleich. Schade ist zudem, dass der Online-Koop sehr eingeschränkt ist. So lassen sich Mitspieler nur mit raren "Dolmen"-Kristallen beschwören – und werden gekickt, wenn ein Boss besiegt wurde.

    "Dolmen" ist ein düsteres Sci-Fi-Soulslike, das technisch noch über einige Schwächen verfügt. Beim Gameplay allerdings stellen die Anzugs- und Waffenfähigkeiten eine interessante Weiterentwicklung des "Souls"-Konzepts dar. Auch grafisch kann sich das Game zum größten Teil wirklich sehen lassen. Gefeilt werden müsste allerdings noch unbedingt an den Bewegungsmustern der Feinde beziehungsweise der Erkennbarkeit von Attacken – dann könnte "Dolmen" auch zu einem ganz großen Vertreter der beinharten Action-Rollenspiele aufsteigen und vollkommen überzeugen.