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Chinesen zensieren WHO-Chef nach Lockdown-Kritik

Die Volksrepublik China duldet keine Kritik an den harschen Lockdown-Maßnahmen.

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Es hagelt kritische Kommentare. Die Volksrepublik China weiß damit "umzugehen".
Es hagelt kritische Kommentare. Die Volksrepublik China weiß damit "umzugehen".
Zhang Bowen Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Ein Beitrag des WHO-Direktors Tedros Ghebreyesus im chinesischen sozialen Netzwerk Weibo wurde nach kurzer Zeit und viel Kritik wieder gelöscht. Der umstrittene Vorsteher der Weltgesundheitsorganisation hatte darin die Corona-Politik der Regierung kritisiert. "Wir glauben nicht, dass eine Zero-Covid-Strategie nachhaltig ist angesichts der aktuellen Verbreitung des Virus", hatte er am Dienstag in einer Pressekonferenz erklärt, wie CNN schreibt.

Die chinesische Regierung sieht sich wegen ihres Vorgehens mit zunehmender Kritik konfrontiert. Vergangene Woche wurden die Ergebnisse einer Studie öffentlich, die bei einer ausbleibenden Immunisierung der Bevölkerung Chinas von bis zu 1,5 Millionen Toten innerhalb kürzester Zeit ausgeht.

Worte des WHO Chefs sind verantwortungslos

Die Worte Ghebreyesus’ wurden am Mittwochmorgen auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo publiziert, worauf es offenbar kritische Kommentare hagelte. Wenige Stunden später war der Post entfernt. Als Begründung gab der Dienst an, dass die Entfernung aufgrund von Einstellungen des Users geschah. Die Erklärung ist wenig glaubwürdig, kommt es auf Weibo doch immer wieder zu staatlicher Zensur. Auch der Messenger Dienst "WeChat" entfernte sämtliche Beiträge, die auf Ghebreyesus’ Äußerungen referenzierten. Und auch die Zentralregierung in Peking melde sich zu Wort. Ein Regierungsvertreter nannte die Worte des WHO-Chefs "verantwortungslos", wie CNN berichtet.

Ganze Städte abgeriegelt

Derweil sind wegen eines Anstiegs der Ansteckungen aufgrund der Omikron-Variante in China weiterhin ganze Städte abgeriegelt, Menschen dürfen ihre Zuhause nicht verlassen. Wer sich mit dem Virus angesteckt hat, muss in Gemeinschaftsunterkünften, die zum Teil völlig überfüllt sind, unterkommen. In Städten wie Hong Kong scheint es allerdings schon zu spät zu sein. Nirgendwo auf der Welt sterben derzeit so viele Menschen am Virus, wie in der ehemaligen britischen Kolonie, in der seit Jahren gegen die drohende Einverleibung durch den chinesischen Zentralstaat demonstriert wird. Die Menschen leben dort auf engsten Verhältnissen: Kommt es zu einer Ansteckung mit Omikron, greift das Virus mit überwältigender Geschwindigkeit auf weitere Personen über, wie die BBC in einem Bericht vor kurzem eindrücklich aufzeigte.