Niederösterreich
Spital Wr. Neustadt soll selbst Krankheitsfall sein
Das Wr. Neustädter Spital kommt aus der Kritik nicht heraus: Es soll kaputt gespart worden sein, die Corona-Lage verschärfte nur die Situation.
Das Landeskrankenhaus Wiener Neustadt ist selbst ein Krankheitsfall: Denn aktuell werden alle nicht lebensbedrohlichen Fälle, Therapien und Operationen verschoben - mehr dazu hier.
"Versorgung gesichert"
In einer internen Mail wurde am Freitag, 11. März, auf die prekäre Lage, durch Corona, hingewiesen. Landesgesundheitsagentur-Sprecherin Sabine Mloch beschwichtigte erst vor drei Tagen: „Von 2.500 Mitarbeitern fallen derzeit 150 durch Corona aus. Die Versorgung ist aber mit Sicherheit gesichert.“
Doch Pfleger, Verwaltungspersonal und Ärzte berichten von einer weit dramatischeren Lage: „Es sind rund 150 in Quarantäne und nochmals rund 150 im Krankenstand wegen anderer Dinge wie Long Covid.“ Viele OPs würden verschoben werden, weil es einfach keine Anästhesisten gibt. „Anästhesisten kommen tageweise extra aus Wien und dafür bezahlt das Spital 2.750 Euro pro Tag“, so ein Spitalsmitarbeiter. "Einer kommt meist 2 bis 3 Mal im Monat und legt dann ein Honorar in der Höhe von 5.500 oder 8.250 Euro - für zwei oder drei Arbeitstage", erklärt ein Verwaltungs-Angestellter.
"Pseudo-Führungskräfte"
„Es gibt vier bis fünf Stabstellen, wo keiner weiß, was er tun soll. Wir bräuchten Pflegepersonal und keine Pseudo-Führungskräfte, die das Doppelte bis Dreifache von Pflegern verdienen und irgendwelche Charts, Pläne und Statistiken machen“, meint auch eine Diplomkrankenschwester. Ein Arzt wird sogar noch deutlicher: „Das Land übt Druck aus, die Leute laufen in Scharen davon.“
"Personal läuft in Scharen davon"
SP-Vize Rainer Spenger kennt die angespannte Lage im Spital der "Allzeit Getreue" schon länger: „Covid verschärfte natürlich die Lage. Aber das sind die Auswirkungen des strikten Einsparungskurses, seit das Land NÖ die Spitäler übernommen hat. Und es herrscht ein krasses Missmanagement.“
Der Vizebürgermeister von Wr. Neustadt lobt aber auch die hervorragende Arbeit der Mitarbeiter, die alleine gelassen werden und unter erschwerten Bedingungen alles geben würden. "Die schlechten Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten führen dazu, dass reihenweise ärztliches und pflegerisches Personal davonläuft. Es wird sogar gemunkelt, dass es Prämien für eine Reduzierung des Beschäftigungstandes geben soll. Wäre dies tatsächlich so, wäre dies ein Skandal allererster Güte", so Spenger, der den zuständigen Landesrat sowie den LGA-Chef auffordert, die Versorgungssicherheit wieder herzustellen.
Strukturmangelanzeige
Der Betriebsrat des Landeskrankenhauses Wiener Neustadt hat bereits Mitte Februar eine Strukturmangelanzeige eingebracht. Aufgrund der aktuellen Situation und vielen Medienanfragen veranstaltet das Spital Wr. Neustadt am Montag, 21. März, ein Hintergrundgespräch.