Wohnen
"Die teuerste Pflanze wird für 16.000 Euro gehandelt"
Seltene und teure Gewächse sind im Trend: Ronny (38) von Skinkplants in Zürich erzählt, wer Pflanzen für fünfstellige Beträge kauft.
Ronny und Sanem führten in Zürich eigentlich ein Tattoostudio, in dem es Pflanzen nur in einer kleinen Ecke gab. Doch dann kam Corona. Im ersten Lockdown mussten Tattoostudios schließen. Zimmerpflanzen erlebten einen neuen Hype und entsprechend zog auch das Geschäft mit den Skinkplants an. Ronny spezialisiert sich dabei nicht auf beliebige Pflanzen, sondern seltene und teure Pflanzen. Anfangs lief der Vertrieb lediglich über Instagram, mittlerweile gibt es einen Onlineshop und sogar ein Gewächshaus. Ronny im Interview:
Ihr habt einfach Pflanzen verkauft, anstatt Tattoos gestochen?
Ja! Anfangs haben wir unsere Pflanzen sogar über Instagram verkauft. Das war unfassbar erfolgreich: Ende 2019 haben wir 50 bis 100 Pflanzen pro Monat verkauft, ein halbes Jahr später waren es über 1000. Inzwischen haben wir nicht nur einen richtigen Onlineshop, sondern auch ein eigenes Gewächshaus in einer Gärtnerei in Dietikon. Das war uns wichtig, weil wir die seltenen Pflanzen auch selbst züchten wollen. Das ist nachhaltiger, als sie um die ganze Welt zu schicken.
Welche sind die teuersten seltenen Pflanzen in eurem Sortiment?
Das Angebot wechselt immer mal wieder, aber aktuell haben wir zum Beispiel eine Monstera Epipremnoides "Esqueleto" für 950 Euro. Oder einen Philodendron Lynamii, das ist eine seltene Pflanze aus Peru für 1.240 Euro. Unsere teuerste Pflanze ist im Moment aber die Monstera Thaiconstellation. Sie kostet 1.450 Euro.
Ich möchte eine besonders seltene Pflanze kaufen. Findet ihr die für mich?
Klar! Wir haben einen sogenannten Plant Hunter in Holland. Er sucht für uns nach ganz besonderen, seltenen Pflanzen. Bei manchen Arten muss man aber beim Import aufpassen.
Was meinst du damit?
Einerseits gibt es bei seltenen Pflanzen das Risiko, dass an ihrem Herkunftsort Raubbau betrieben wird und die Pflanzen einfach reihenweise in freier Natur entnommen werden – das geht natürlich nicht. Andererseits gibt es diverse Einfuhrbestimmungen, die Pflanzen müssen gesund sein, frei von Schädlingen, und so weiter. Wenn man Pflanzen bei uns bestellt, kümmern wir uns um den Zoll. Das ist übrigens ein großes Problem bei Anbietern wie Etsy oder Amazon: Dort ist oft unklar, wo die Pflanzen herkommen und richtig deklariert sind sie auch nicht.
Wer kauft denn diese richtig teuren Pflanzen?
Hauptsächlich Sammler und Pflanzen-Nerds. Der durchschnittliche Konsument wird sich kaum eine Pflanze für mehrere Tausend Franken leisten, richtige Fans aber schon. Die sparen dann auch dafür. Die Preise schwanken aber auch stark. Eine der teuersten Pflanzen überhaupt ist derzeit eine Monstera Minima (Rhaphidophora tetrasperma variegata) mit weißer Färbung an Blättern und Stamm, sie wird für fast bis zu 16.000 Euro gehandelt. Das kann sich aber schnell ändern, wenn aufgrund der Nachfrage viele davon gezüchtet werden.
Was, wenn die Pflanze nach kürzester Zeit eingeht? Gibts da eine Garantie?
Wer eine so teure Pflanze kauft, der weiß in der Regel, was er tut. Wir geben keine Garantie im dem Sinne, achten aber auf jeden Fall darauf, dass die Pflanze gesund ankommt: Wenn wir sie aus dem Ausland importieren, lassen wir sie in unserem Gewächshaus akklimatisieren und für den Versand verwenden wir spezielle Kartons. Wenn es nachts unter 0 Grad wird, verschicken wir keine Pflanzen mehr. Ich glaube übrigens nicht, dass man einen grünen Daumen für Pflanzen braucht – es braucht ein bisschen Erfahrung und Aufmerksamkeit, dann können das alle!