Wien

Wegen Impfgegnern: Krebs-OP ohne Narkose für Kult-Wirt

Eine Komplikation von Krebsmedikamenten zerstört den Kiefer eines Wieners. Jetzt muss sein Gaumen im AKH aufgeschnitten und abgeschliffen werden. 

Heute Redaktion
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Frank Zimmermann (62) steht eine schmerzvolle Behandlung bevor.
Frank Zimmermann (62) steht eine schmerzvolle Behandlung bevor.
Sabine Hertel

Wer Angst vorm Zahnarzt hat, will sich nicht vorstellen, was Frank Zimmermann am Donnerstag droht. Der Wiener (62) ist kein Hasenfuß. Aber beim Gedanken an den Behandlungsstuhl in der AKH-Kieferchirurgie wird sein Herz zum Schlagzeug: "Mir soll bei nur örtlicher Betäubung der Gaumen aufgeschnitten werden“, berichtet Zimmermann: "Ich werde hören, wie der Arzt abgestorbene Teile vom Kieferknochen schabt und mich vor Schreck versteifen. Was fatal ist, weil ich beim Steißbein einen Tumor habe, der bei Belastung höllisch schmerzt."

Zimmermann führte das "Hudriwudri"

Die Operation war unter Vollnarkose geplant. Aber infizierte Corona-Leugner binden jetzt in der Klinik die Kapazitäten der Anästhesisten. Beim Kommentar bricht die Stimme des Krebspatienten: "Impfgegner wissen offenbar nicht, was sie anderen antun."

Ein langer Leidensweg hat Zimmermann mürbe gemacht. Im Leben vor der schwarzen Wolke indes war er eine sonnige Erscheinung. Mit seinem Lokal "Hudriwudri" hat Franky einst den Villenbezirk Hietzing aufgemischt. Plötzlich gab es einen Szenetreff, in dem der junge Kicker Andi Herzog seine heutige Ehefrau kennenlernte. Plötzlich wirkten Bürgersöhne nicht mehr, als würden sie sogar im Bett Zweireiher tragen, sondern tanzten in der Bar auf der Bar. Oder neben Ski-Olympiasieger Leonhard Stock, Kumpel des Chefs.

Termine zwei Mal geplatzt

Lokal und Kolorit sind Vergangenheit. Denn ein Stakkato von Karzinomen hat Ex-Wirt Zimmermann von den Beinen geholt. Erst Nierenkrebs, denn zwei Herde auf der Lunge und 2019 ein Tumor am Sakralgelenk (untere Wirbelsäule). Eine fatale Nebenwirkung der dort eingesetzten Medikamente lässt Zellen des Kieferknochens absterben (Osteonekrose). Die Operation im AKH soll den Verfall stoppen. Aber fest vereinbarte Termine sind zwei Mal geplatzt.

Am 20. Oktober, weil offenbar Befunde vertauscht wurden. Und am 29. November, weil Corona alle Narkoseärzte beschäftigt hat. Jetzt soll Zimmermann brachial behandelt werden. AKH-Sprecherin Karin Fehringer versucht auf Nachfrage zu beruhigen: "Die Operation wird von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt, der einschätzen kann, dass man im speziellen Fall mit örtlicher Betäubung genauso erfolgreich sein kann wie mit Vollnarkose. Wenn der Patient trotzdem Bedenken hat, macht es Sinn, offene Fragen noch einmal zu besprechen."

Für Franky Zimmermann macht nur ein Adventwunder Sinn, das ihm Anästhesie beschert. Drei Tage hat sein Schutzengel noch Zeit.

Wolfgang Höllrigl

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