Gesundheit

Alarmierend! Jugendliche denken immer öfter an Suizid

Die psychische Gesundheit der österreichischen Jugend hat im vergangenen Jahr stark gelitten. Bei Rat auf Draht schrillen die Alarmglocken.

Christine Scharfetter
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Rat auf Draht, Österreichs wichtigste Helpline für Kinder und Jugendliche, führt täglich vier Beratungen zum Thema Suizid durch.
Rat auf Draht, Österreichs wichtigste Helpline für Kinder und Jugendliche, führt täglich vier Beratungen zum Thema Suizid durch.
Getty Images/iStockphoto

Die Coronavirus-Pandemie, die damit verbunden Lockdowns, Schulschließungen und die darauffolgende Krise hat sich besonders auf die Psyche von Jugendliche ausgewirkt. Das zeigen aktuelle Zahlen von Rat auf Draht, Österreichs wichtigster Helpline für Kinder und Jugendliche. "Die Dramatik und Dringlichkeit der Themen hat seit dem ersten Corona-Lockdown stark zugenommen. Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir immer mehr Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid", so Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.

Die Beratungen bei der österreichischen Notrufnummer für Kinder und Jugendliche zum Thema Suizid hätten im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent zugenommen.

Eine der häufigsten Todesursachen

Suizid werde immer noch als Tabu-Thema behandelt, obwohl "er zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit zählt", ergänzt Satke. Das soll und müsse sich nun endlich ändern: "Zum Welttag der Suizidprävention wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, dass viele junge Menschen mit Suizidgedanken kämpfen."

Aus den Telefonaten wissen man, dass sich die Menschen in Verbindung mit Suizidgedanken oft zu kraftlos fühlen, um einen Ausweg aus einer schwierigen Situation zu erreichen, oder überhaupt keine Freude an Dingen empfinden können, die ihnen früher Spaß gemacht haben. "In solch massiv belastenden und scheinbar ausweglosen Situationen sind junge Menschen oft emotional äußerst eingeengt. Das führt dazu, dass sie die Tragweite bestimmter Überlegungen und Handlungen nicht real abschätzen können." Gerade dann sei Hilfe und Unterstützung von außen besonders wichtig.

147 rund um die Uhr erreichbar

Rat auf Draht ist für Kinder und Jugendliche rund um die Uhr sieben Tage pro Woche erreichbar. "Wichtig ist, gemeinsam mit den Betroffenen zu überlegen, wie wir schnell für Entlastung sorgen können", so Satke. "Etwa indem sich der oder die Jugendliche eine Vertrauensperson im direkten Umfeld sucht." Auch an Krisenzentren und andere Einrichtungen, die therapeutische Unterstützung anbieten, vermittelt Rat auf Draht bei Bedarf weiter. "Ein Problem hierbei ist, dass bereits vor der Corona-Krise rund 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche in Österreich gefehlt haben. Das Angebot müsste dringend massiv ausgebaut werden."

Suizidgedanken? Hol dir Hilfe, es gibt sie.

Wenn du unter Selbstmord-Gedanken oder Depressionen leidest, dann kontaktiere "Rat auf Draht" unter der Nummer 147
täglich 0-24 Uhr
www.rataufdraht.at | www.elternseite.at | www.sos-kinderdorf.at

Auch Angehörige können helfen

Wenn die eigenen Kinder von Suizidgedanken betroffen sind, ist das für die Eltern eine zutiefst schwierige Situation. Trotzdem gibt es Dinge, die Sie als Elternteil tun können, weiß Corinna Harles von der Rat auf Draht Elternseite: "Es gilt, im offenen Gespräch zu bleiben und liebevoll nachzufragen. Nehmen Sie sich Zeit und nehmen Sie die Sorgen Ihrer Kinder ernst. Denn die Probleme fühlen sich für Betroffene unlösbar an. Auch dann, wenn sie von außen betrachtet, vielleicht so wirken, als könnten sie leicht gelöst werden", so die Expertin. Eltern sollten nicht scheuen, Suizidgedanken direkt anzusprechen.

"Ebenso gilt es zu vermitteln, wie man sich entspannt. Aber auch, wie es ist, wenn es einem mies geht. Erzählen Sie von Momenten in denen es Ihnen schlecht gegangen ist. Beschreiben Sie, wie sich das angefühlt hat, dass sie möglicherweise gar keinen Ausweg gesehen haben und wie sich dieser dann aber doch ergeben hat", so Harles.

 Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf überwiegend über Spenden finanziert. Die Elternseite bietet fachlich fundierte Information und individuelle Video-Beratung für Eltern und Bezugspersonen.

Spendenkonto: IBAN: AT10 2011 1827 1734 4400

In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.