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Anna Kiesenhofer – das ist unsere neue Olympiasiegerin

Anna Kiesenhofer ist Olympiasiegerin! Die Sensations-Frau ist Mathematikerin, kommt aus Niederösterreich und hatte ihre Profi-Karriere schon beendet.

Sebastian Klein
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Anna Kiesenhofer strahlt über ihr sensationelles Olympiagold. Silber ging an die Niederländerin Annemiek van Vleuten, Bronze an Elisa Longo Borghini aus Italien.
Anna Kiesenhofer strahlt über ihr sensationelles Olympiagold. Silber ging an die Niederländerin Annemiek van Vleuten, Bronze an Elisa Longo Borghini aus Italien.
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Die Sportwelt staunt über Anna Kiesenhofer. Die 30-Jährige radelte am Sonntag völlig überraschend im Straßenrennen von Tokio zu Olympiagold. Keiner hatte die Niederösterreicherin auf dem Zettel. Sie setzte sich schon zu Beginn der 137 Kilometer ab und düpierte sämtliche Top-Favoritinnen.

Kiesenhofer: "Es ist sehr schwer zu begreifen, ich habe es einfach nicht glauben können. Ich hatte noch nie so eine schwere Medaille. Es hat einfach alles gepasst. Beim Straßenrennen spielt natürlich der Faktor Glück eine große Rolle. Die Ausreißergruppe war eine große Rolle. Ich bin zum perfekten Zeitpunkt weggefahren. Als bekanntere Fahrerin hätten sie mir sicher nicht so viel Vorsprung gelassen, das war auch der Faktor der Überraschung. Erst auf der Ziellinie konnte ich es dann glauben."

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    Anna Kiesenhofer strahlt über ihr sensationelles Olympiagold. Silber ging an die Niederländerin Annemiek van Vleuten, Bronze aus Elisa Longo Borghini aus Italien.
    Anna Kiesenhofer strahlt über ihr sensationelles Olympiagold. Silber ging an die Niederländerin Annemiek van Vleuten, Bronze aus Elisa Longo Borghini aus Italien.
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    Wie sensationell ihr Erfolg ist, lässt sich mit der österreichischen Sportgeschichte einordnen. Aber auch die ganz spezielle Karriere Kiesenhofers unterstreicht das deutlich. Am plastischsten beschrieb es Superstar Annemiek van Vleuten, unfreiwillig und ganz ohne Worte. 

    Silberne vergaß auf Kiesenhofer

    Die Niederländerin war als klare Favoritin ins Rennen gegangen. Nach einem Sturz rappelte sie sich wieder auf, teilte sich ihr Rennen in der Verfolgergruppe gut ein und überholte die Italienerin Elisa Longo Borghini im Finish. In ihren Augen ein schier perfektes Rennen. Sie riss bei der Zieldurchfahrt die Arme in die Höhe, jubelte über Gold. Das gab sie wenige Momente auch offen zu, als sie darüber aufgeklärt wurde, dass ihr eine Dame aus Niederkreuzstetten die begehrteste Medaillenfarbe schon mehr als eine Minute zuvor weggeschnappt hatte. Van Vleuten hatte ganz einfach auf Kiesenhofer vergessen.

    Annemiek Van Vleuten
    Annemiek Van Vleuten
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    Durch Zufall dabei, nichts dem Zufall überlassen

    Die Olympiasiegerin überraschte aber nicht nur die Konkurrenz. Auch das eigene Team gab nach der Zielankunft zu, die Siegerehrung nicht im Kalender angestrichen zu haben. Harald Mayer, Präsident des Radsportverbandes, strahlte: "Dieser Sieg bedeutet für den österreichischen Radsport eine großartige Ausgangslage. Wir dürfen Anna nicht nur gratulieren, wir müssen uns auch ganz herzlich bedanken."

    ÖOC-Boss Karl Stoss: "Sie wäre gar nicht vorgesehen gewesen. Dann hat der Sportdirektor gesagt, das ist eine Topradlerin, die müssen wir mitnehmen. Der ÖOC hat dann in Abstimmung mit dem Radverband gesagt: okay. Für das Zeitfahren hatte sie sich nicht qualifiziert …" Warum Stoss das Zeitfahren herausstrich? Weil das eigentlich die Stärke der Siegerin ist. Eigentlich.

    Eigentlich hatte sie auch schon ihre Karriere beendet. Verletzungsbedingt mehr als zwei Jahre lang pausiert. Einen Profi-Vertrag abgelehnt.

    Eigentlich unterrichtet die Doktorin der Mathematik auch in der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne integrale Differenzialrechnung, geht also einem fordernden Job nach.

    So vieles sprach auf dem Papier dagegen, dass Kiesenhofer in Tokio um die Spitzenplätze mitfahren würde, geschweige denn den Olympiasieg. Und trotzdem war es ausgerechnet die Mathematikerin, die das erste heimische Gold nach Athen 2004, 6.176 Tage nach dem Sieg der Segler Roman Hagara / Hans-Peter Steinacher, holte.

    ÖRV-Boss Mayer: "Ein Sieg der Intelligenz? Mit Sicherheit. Ich habe mich immer gefragt, wie man eine derartig hochklassige Ausbildung haben kann und sich so körperlich für Rad-Events in Form bringen kann."

    Und Kiesenhofer selbst? "Ich bin ein wenig kompliziert und habe immer viele Extrawürschte, jetzt kann ich mich so beim Team bedanken." Die Extrawünsche: drei verschiedene Iso-Drinks, genaue Vorgaben beim Equipment. Die Mathematikerin überlässt nichts dem Zufall.

    Historischer Triumph

    Es war das vierte heimische Olympia-Edelmetall in der Radsportgeschichte. Das erste einer Frau. 1896 räumte Adolf Schmal bei der Olympia-Premiere drei Medaillen ab, eine davon in Gold. Das ist also noch ein gutes Stück länger her als das Segel-Gold von Hagara / Steinacher. Vor Kiesenhofer hatte Christiane Soeder 2008 in Peking mit Platz vier die erste Medaille einer österreichischen Athletin knapp verpasst.

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