Szene
Modezar Karl Lagerfeld ist gestorben
Der berühmte deutsche Modedesigner Karl Lagerfeld ist im Alter von 85 Jahren gestorben.
Seit mehreren Wochen gab es allerlei Spekulationen über den Gesundheitszustand des legendären Designers. Im Jänner war er erstmals der berühmten Chanel-Show bei der Pariser Fashionweek ferngeblieben.
Am Dienstag ist Karl Lagerfeld nun im Alter von 85 Jahren gestorben, berichteten französische Medien. Demnach ist Lagerfeld im American Hospital von Paris im Stadtteil Neuilly-sur-Seine entschlafen, nachdem er am Vorabend eingeliefert worden war. Die näheren Umstände sowie die Todesursache sind noch unbekannt.
"Karl, der Grosse"
Karl Lagerfeld hat königliche Körper in Traumkreationen gehüllt und Outfits für Pop-Stars wie Madonna und Kylie Minogue entworfen. Er hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mitbestimmt. Mitte der 50er Jahre begann er in Paris grosse Couture-Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg zu führen.
Der deutsche Modeschöpfer rüttelte die traditionsreiche Luxusmarke aus ihrem Dornröschenschlaf. Die typischen Tweedstoff-Jacken poppte er mit Bändern und Fransen neu auf, Haute-Couture-Kleider kombinierte er mit Sportschuhen. Treu blieb er dem klassischen Cocktailkleid und dem rosa Kostüm. Kollektionen unter seinem eigenen Namen entwarf er ab Mitte der 70er Jahre. Heute hinterlässt der Wahlpariser ein Modeimperium, dessen Wert auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird.
Seine Mode war elegant, minimalistisch und innovativ. Unvergesslich sind das kleine Chanel-Jäckchen, die tiefe Rücken-Dekolletés, seine Wollmäntel mit Gürtelschliesse am Kragen. Lagerfeld hat klassische Formen erneuert und "Looks" geschaffen. Er schickte die schönsten Models über die Laufstege, darunter Claudia Schiffer und Inès de la Fressange.
Zuletzt müde gefühlt
Zuletzt fehlte er genau da, wo er jedes Mal frenetisch gefeiert wurde – auf dem Laufsteg zum Finale einer Chanel-Show. Die offizielle Begründung: Lagerfeld habe sich müde gefühlt. In Paris, wo er nach dem Tod von Modeschöpfer Yves Saint-Laurent der letzte noch verbliebene Modezar war, war die Sorge gross. Erst im November hatte er noch die berühmte Festtagsbeleuchtung auf der Pariser Prachtmeile Champs-Élysées eingeweiht.
Auch für H&M entworfen
Lagerfelds unermüdlicher Gestaltungswille beschränkte sich nicht nur auf die Haute-Couture. Für Aufsehen sorgte 2004 seine Ankündigung, kostengünstige Mode für den schwedischen Discount-Modefilialisten H&M zu entwerfen. Lagerfeld war der erste Design-Kooperationspartner. Ihm folgten unter anderen Lanvin und Versace.
Frankreichs Presse nannte den Sohn des Hamburger "Glücksklee"-Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld wegen seiner rastlosen Kreativität auch "König der Masslosigkeit" oder "Karl den Großen". Eine Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 814 König des Frankenreichs war, das unter ihm zu seiner grössten Ausdehnung und Machtentfaltung fand.
Schwarze Sonnenbrille, weißer Mozartzopf, steifer Vatermörderkragen und Ringe an jedem Finger: So kannte Lagerfeld die ganze Welt. Seinen fast schon maskenhaften Stil hat er zu seinem Markenzeichen gemacht.
Karl Lagerfeld
(baf)