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Elke Winkens vergewaltigt: "Bin kein Opfer"

Elke Winkens wurde zweimal vergewaltigt. Heute ist sie endlich glücklich und kritisiert extreme Auswüchse von #metoo.

Heute Redaktion
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Elke Winkens
Elke Winkens
Bild: picturedesk.com

Elke Winkens verbrachte lange Zeit in einem "dunklen Tunnel", traumatisiert von zwei Vergewaltigungen. Sie brauchte Jahre, um über das Trauma hinwegzukommen.

Im aktuellen "News", Ausgabe 43-44 (Online-Auszug) spricht die Schauspielerin erstmals über ihre Erlebnisse. Warum gerade jetzt? "Weil ich wirklich wütend bin, seit ich all diese Geschichten über Roman Rafreider gelesen habe." Früher hätte man Menschen am Dorfplatz an den Pranger gestellt, "jetzt stellen wir die Männer im Internet an den Pranger - wo ist da der Fortschritt?"

"Gewalt ist immer falsch, egal, in welcher Form"

Elke Winkens wurde zum ersten Mal mit 16 Opfer einer Vergewaltigung. Ein Mann, von dem die ganze Familie abhängig war, traf sich mit ihr unter einem falschen Vorwand, wollte, dass sie seine Tochter im Tanzen trainierte. Stattdessen tat er ihr im Auto Gewalt an. Sie versuchte den Vorfall zu verdrängen. Beim zweiten Mal war sie 20, wieder war es ein Bekannter. Danach hasste sie Männer für eine lange Zeit. Sie verstehe, dass ein Mensch, der ähnlich Schreckliches erlebt, Menschen, vor allem Männer angreift. "Aber, und das ist das Traurige, dieses Recht hat er eben nicht. Gewalt ist immer falsch, egal, in welcher Form."

Elke Winkens selbst verurteilte alle Männer jahrelang. Erst spät gelang es ihr - mit viel Hilfe - umzudenken. Ausschlaggebend für die Wende war böser Tratsch. Jemand steckte ihr hinterrücks, dass ihr damaliger Freund fremdging. "Ich bin auf ihn losgegangen wie eine Furie - doch er blieb ganz ruhig und sagte: 'Moment, du hast mich noch gar nicht gefragt, ob ich's getan habe.'" Es stellte sich heraus, dass die Vorwürfe falsch waren. Und Elke Winkens sah ein, dass sie an sich arbeiten musste. "Ich war aggressiv, die Aggression war Teil der Traumatisierung." Sie arbeitete an sich und schaffte es, Umzudenken und ihr Verhaltensmuster zu durchbrechen.

Man verharmlost die einen, dämonisiert die anderen

Elke Winkens hat gelernt zu differenzieren. Deshalb regen sie einige Dinge an der #metoo-Debatte auch furchtbar auf. Wenn ein Politiker, der blöde Sprüche ablässt plötzlich gleich behandelt wird wie ein echter Vergewaltiger, werde eine Grenze überschritten. "Denn so verharmlost man die einen, die es wirklich getan haben - und die anderen werden dämonisiert. Man versucht, Bungalows und Wolkenkratzer gleich hoch zu machen, und das nützt niemandem."

"Rafreider zurück auf den Schirm"

"Wenn der ORF Rafreider jetzt vom Schirm nimmt, obwohl nichts bewiesen ist, ist das eine Einladung an alle Frauen, die noch eine Rechnung offen haben. Botschaft: Dich kann ich fertig machen" Wenn die Ermittlungen eingestellt werden, dann muss Rafreider zurück auf den Schirm, das ist die Botschaft, die unsere Gesellschaft jetzt braucht. Dann selbst wenn nichts rauskommt, wird es dennoch heißen: 'Na ja, aber arrogant war er schon immer, wird schon was dran sein.'"

(red)