Österreich
Hier kehrt der "See-Killer" an den Tatort zurück
Tatrekonstruktion am Montag in Wien: Der "See-Killer" Alfred U. kehrt in jene Wohnung zurück, in der Zszusanna S. starb.
Montag, 9.57 Uhr in der Wiener Brigittenau: Alfred U. (63) kehrt in Begleitung der Justizwache an jenen Ort zurück, an dem er Ende März Zszusanna S. getötet und zerstückelt haben soll.
Der Grund: Eine Tatrekonstruktion in der Jägerstraße, bei der er genau erläutern soll, wie er vorging. Wie er die flüchtige Bekanntschaft in seine Gemeindebauwohnung führte. Wie er sie zerstückelte. Wie er die Leichenteile in der Ruster Bucht versenkte.
Will wieder "Mensch sein"
Er ist nicht mehr so gut auf den Beinen, wirkt aber sehr gefasst – ist sich bewusst, "dass er in diesem Leben nicht mehr freikommt", sagt seine Anwältin Astrid Wagner. Nach seiner Verurteilung will er, so Wagner, seine Strafe in der Justizanstalt Stein (NÖ) absitzen – dort konnte er in den 90er Jahren "Mensch sein".
"Ihr könnt's ruhig Fotos machen, aber das mit den Enkerln war eine Sauerei", sagt der 63-Jährige zu den anwesenden Medien. Einige hatten Fotos des Verdächtigen mit seinen Enkelkindern veröffentlicht.
Am frühen Nachmittag wird die Rekonstruktion im Burgenland fortgesetzt – dort soll der Verdächtige die Leichenteile in sein Elektroboot verladen und im Neusiedler See versenkt haben.
Grusel-Detail: Der Killer vergaß ein Leichenteil in der Wohnung – zerteilte es und vermischte es mit Faschiertem, wollte später davon "kosten".
30 Jahre im Häf'n
Die Lagerung der Leichenteile in seiner Schilfhütte am See wurde dem Killer zum Verhängnis. Die Leichenspürhunde der Polizei schlugen an, bei der Überprüfung des Besitzers stießen die Ermittler auf seine lange kriminelle Vorgeschichte. Alfred U. saß bereits knapp 30 Jahre in Haft. Seine Laufbahn begann mit einem versuchten Totschlag, 1995 gesellte sich eine Vergewaltigung dazu, die der Ex-Druckereibesitzer bis zuletzt bestritt.
80.000 Euro für ein neues Leben
Die Hütte hatte der gebürtige Burgenländer, der sein ganzes Leben in Wien verbrachte, von seiner Mutter geerbt. Der Vater war schon früher gestorben. Nachbarn erinnern sich an die Eltern des mutmaßlichen Mörders. Sie seien sehr nette Leute gewesen. Die vorgeschobene Erklärung für die lange Abwesenheit des Sohnes während der Haftstrafe: "Er hat einen gut bezahlten Job in den USA."
Von einem neuen Leben in einem anderen Land könnte Alfred U. nach der Bluttat wirklich geträumt haben, denn er wollte die Schilfhütte mit dem dunklen Geheimnis für 80.000 Euro verkaufen. "Er hatte hohe Schulden. Alle seine sozialen Kontakte waren nach der langen Haftstrafe weg. Jetzt hat sich seine trostlose Lage mit einer immensen Wucht bei ihm entladen", erklärt seine Anwältin Wagner. Alfred U. weiß, dass er nie wieder freikommen wird. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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(coi/lu)