Österreich

Anklage gegen Terror-Bubi fertig: Er plante Anschläge

Die Anklageschrift gegen Lorenz K. (18) ist nach einem Jahr endlich fertig: Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kinderzimmer-Bomber versuchten Mord vor.

Heute Redaktion
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Radikalisierung im Jugendhäfen, Bombenanleitungen und Terror-Anweisungen im Kinderzimmer: Mit erst 17 Jahren war Lorenz K. aus Neunkirchen wegen Terrorverdachtes in Wien festgenommen worden. Hinweise aus Deutschland hatten die Ermittler auf die Spur gebracht, am 20. Jänner 2017 wurde er in Wien verhaftet ("Heute" berichtete). Die Polizei fand bei ihm auch einen Ring mit IS-Flagge.

Viel würde über den Bubibomber berichtet, aber erst ein Jahr später ist jetzt die Anklage der Staatsanwaltschaft Wien fertig. Die (wichtigsten und heftigsten) Vorwürfe: Mitgliedschaft bei IS, Anstiftung zum Mord, versuchter Mord. Lorenz K. drohen bis zu 15 Jahre Haft (Jugendstrafsache).

Das sagt sein Anwalt

Laut seinem Anwalt, dem renommierten Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz, werde sich der im Feburar 19 Jahre alt werdende Lorenz K. nur zur IS-Mitgliedschaft und zur Verherrlichung des Massakers von Orlando (Anm.: 49 Tote in einer Bar) per Twitter mit der Meldung "In #Orlando, USA, sturmte ein Mann einen Club, der mehrheitlich von Homosexuel- len besucht wird//Omar Mateen/ Moge Allah ihn belohnen Amin!" schuldig bekennen. "Er war wirklich ein Hardliner, hat all diese IS-Propagandathesen geglaubt, aber er ist nicht der hochgefährliche Staatsfeind Nr. 1, als der er dargestellt wurde", meint der erfahrene Strafverteidiger, der bereits viele Terrorverdächtige vor Gericht vertreten hat.

Das sind die Paragraphen, die Lorenz K. vorgeworfen werden:

§ 12 2. Fall StGB, § 15 StGB §§ 75, 278c (2), 278c (1) Z 1 StGB; § 15 StGB, § 12 2. Fall StGB §§ 75, 278c (2), 278c (1) Z 1 StGB; § 12 2. Fall StGB, § 15 StGB §§ 173 (1), 278c (2), 278c (1) Z 7 StGB; § 15 StGB, § 12 2. Fall StGB §§ 173 (1), 278c (2), 278c (1) Z 7 StGB; § 282a (2) StGB; § 278f (1) StGB; § 278b (2) StGB; § 278a StGB

Das ist Lorenz K.

Lorenz K. wuchs in Neunkirchen (NÖ) auf, seine Eltern kamen von Albanien nach Österreich - in der Familie dürfte Religion keine große Rolle gespielt haben, die Eltern bezeichnen sich als Atheisten. Alle, inklusive Lorenz K., sind mittlerweile österreichische Staatsbürger.

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Nach Hauptschule und Poly kam Lorenz K. auf die schiefe Bahn, war Teil einer Gang im Süden NÖs, musste dann 2015 wegen Raubes vor Gericht und fasste damals 29 Monate teilbedingte Haft, davon 9 Monate unbedingt, aus. Nach der U-Haft in Wiener Neustadt wurde der damals 15-Jährige in die Jugend-Justizanstalt Gerasdorf überstellt, dort kam er mit radikalen Häftlingen in Kontakt, verinnerlichte mehr und mehr die IS-Parolen.

Aus Lorenz wird Sabur

Nach der Haft zog er in die elterliche Eigentumswohnung nach Wien und driftete völlig in den IS-Wahnsinn ab, konvertierte zum Islam. Seit seiner Konvertierung nannte er sich "Sabur Ibn Gharib". Der Name leitet sich laut dem Angeklagten wie folgt her: "Sabur" bedeutet der „Geduldige", "Ibn" bedeutet "von" und "Gharib" bedeutet "Fremden".

Er besuchte regelmäßig Moscheen, betete immer, schaute sich auf auf Youtube Gebete und Predigten an und nahm im Kinderzimmer Kontakt zu Gleichgesinnten auf. Lorenz K. hatte zahlreiche Handys und Social Media-Accounts. Chatprotokolle löschte er laut Anklage regelmäßig.

Übers Internet kam auch der Kontakt zu Yad A. (12, alias Irhab) und Kevin T. (21, alias "Sayfullah Muwahidd") zustande. Lorenz K. hat Kevin T. in Deutschland auch besucht. Laut Staatsanwalt hat er den 12-Jährigen dazu anstiften wollen, einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen (D) zu verüben. Der Bub wollte tatsächlich eine Bombe am Adventmarkt zünden, scheiterte aber an der Technik.

Probeanschlag in Deutschlang

Beim Besuch von Lorenz K. in Deutschland, nächtigte er bei Kevin T. - und sprengte mit diesem laut Anklage eine Art "Probebombe". In einer Pressekonferenz des Ministeriums wurde sogar von einer Testbombe gesprochen, ein Anschlag in der Wiener U-Bahn für möglich gehalten ("Heute" berichtete).

Nagelbombe in Mamas Küche

Auch Anleitungen zu Nagelbomben unter dem Titel "Baue eine Bombe in Mamas Kuche – Der Terroristen ChefKoch" soll Lorenz K. an Sympathisanten verschickt haben. Wie weit fortgeschritten der Radikalisierungsgrad des damals 17-Jährigen war, soll eine sichergestellte WhatsApp-Nachricht zwischen Lorenz K. und einem Ex-Gerasdorf-Häftling vom 18.1. 2017 (also zwei Tage vor der Verhaftung) zeigen. In der Nachricht wird über die Derad (Deradikalisierungsprogramm) gewitzelt: "Will mit mir entradikalisierungsprogramme durchfuhren hahahahaha...Wenn er wusste das wenn ich will ich diese ganze Gruppe dort radikalisiere Hahahahahaha..." (Anm.: Rechtschreibfehler in sämtlichen Nachrichten/Postings im Original)

Lorenz K. wird sich vor Gericht nur teilgeständig verantworten, laut Anwalt Blaschitz eben nur zur IS-Mitgliedschaft und zum Twittereintrag. Der Prozess am Landesgericht Wien wird voraussichtlich im Frühjahr stattfinden. Geladen sind neben den Eltern, auch der Bruder von Lorenz K., der in Deutschland inhaftierte Kevin T., der in einer betreuten Jugend-Therapieeinrichtung befindliche Yad A. sowie weitere Komplizen und Zeugen. Für Lorenz K. gilt die Unschuldsvermutung.