Österreich
Muslime fühlen sich in Österreich wenig wohl
Die EU-Grundrechteagentur (FRA) veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht über das Zugehörigkeitsgefühl von Muslimen zur EU. Österreich liegt hinten.
Österreich zählt zu jenen EU-Staaten, denen sich Muslime am wenigsten verbunden fühlen. Das ist unter anderem ein Ergebnis einer Studie, die von der EU-Grundrechteagentur (FRA) am Donnerstag vorgelegt wurde. Der Bericht ist Teil einer 2016 erhobenen Umfrage von 25.000 Migranten und Angehörigen von Minderheiten in allen 28 EU-Staaten und erfasst die Erfahrungen von 10.527 Muslimen (sowohl Einwanderer, als auch deren in der EU geborenen Kinder).
Österreich auf den hinteren Rängen
Im EU-Durchschnitt fühlen sich 76 Prozent der Muslime dem Land, in dem sie leben, verbunden. Die Befragten vergaben auf einer Fünf-Punkte-Skala entweder vier oder fünf Punkte, was einen EU-Durchschnitt von 4,1 Punkten ergibt. Österreich liege mit durchschnittlich 3,5 Punkten auf einem der letzten Plätze - nur die Niederlande und Italien reihen sich noch dahinter ein. Das im EU-Vergleich "schlechte" Ergebnis hänge mit den Erfahrungen mit Diskriminierung zusammen. "Die Daten zeigen, dass immerhin 40 Prozent der befragten Muslime in Österreich in den letzten fünf Jahren auch tatsächlich Diskriminierung aufgrund der Herkunft erfahren haben", erklärt FRA-Sprecherin Katya Andrusz mehreren Medien zufolge.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
In Bezug auf antiislamische Diskriminierung in Österreich konnten zudem geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt werden. So berichteten 16 Prozent der befragten Männer, aber 36 Prozent der Frauen von Diskriminierung. Außerdem sei Österreich nur eines von zwei Ländern, in dem die nicht-muslimische Bevölkerung die Diskriminierung von Muslimen geringer einschätzt, als die Muslime selbst das tun.
Interessant ist auch, dass das Tragen von traditioneller Kleidung nach eigenen Angaben beeinflusst, wie Muslime behandelt werden. So gaben 39 Prozent der muslimischen Frauen, die in der Öffentlichkeit ein Kopftuch oder einen Gesichtsschleier tragen, an, dass sie Belästigungen erlebt hätten - verglichen mit 23 Prozent der nicht verschleierten Muslima. 35 Prozent der muslimischen Frauen, die sich aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder ihres Migrationshintergrunds bei der Arbeitssuche diskriminiert fühlten, denken, dass dies an ihrer Kleidung gelegen habe.
Größeres Vertrauen als Allgemeinbevölkerung
Der Großteil hat zudem großes Vertrauen in demokratische Institutionen. "Die Ergebnisse unserer Erhebung zeigen, dass es vollkommen lächerlich ist zu behaupten, Muslime wären in unseren Gesellschaften nicht integriert. Denn das Gegenteil ist der Fall: Wir stellen fest, dass ihr Vertrauen in die demokratischen Institutionen größer ist als bei weiten Teilen der Allgemeinbevölkerung," sagt FRA-Direktor Michael O'Flaherty und stellt außerdem fest: "Allerdings verhindert jeder einzelne Fall von Diskriminierung und Hasskriminalität ihre Inklusion und verringert auch ihre Möglichkeiten, Arbeit zu finden."
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass 31 Prozent derjenigen, die auf Arbeitsuche sind, in den letzten fünf Jahren vor der Erhebung Diskriminierung erfahren haben und 42 Prozent der Befragten, die im letzten Jahr von der Polizei angehalten wurden, diese Kontrollen aufgrund ihres Migrationshintergrunds bzw. ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit vermuten.
Aufgeschlossen gegenüber anderen
Muslime zeigen sich in der Regel gegenüber anderen Menschen
aufgeschlossen. So sagten beispielsweise 92 Prozent, dass es ihnen nichts ausmache, Nachbarn mit anderer Religionszugehörigkeit zu haben. 48 Prozent gaben zudem an, es würde ihnen "überhaupt nichts ausmachen", wenn ein Familienangehöriger eine nichtmuslimische Person heiraten würde. (Red)