Österreich

Die schräge Welt des Spital-"Energiereinigers"

Heute Redaktion
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Für 95.000 Euro holte sich das KH Wien-Nord Tipps, um sich vor "negativen Energien" zu schützen. Der Mann, der das Gutachten verfasste, ist, nun ja, seltsam.

"Wer die Liebe lebt, hat die freie Wahl". So steht es auf der Homepage von Christoph Fasching, laut eigener Auskunft "Bewusstseins-Forscher". Es müssen solche Sätze gewesen sein, die die Projektmanagerin des Krankenhauses Wien-Nord der Überzeugung zutrieb: Das ist unser Mann.

Um das Wiener Mammut-Spital ranken sich viele Mythen, vor allem, dass es noch viel später fertig wird als zum ohnehin mehrfach verschobenen Termin. Und dass es viel teurer als geplant gerät, von 1,4 Milliarden Euro ist die Rede.

Was man bisher nicht wusste: Dass das Krankenhaus energetisch ein Waterloo ist und "die Verlegung eines Schutzrings, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen" dringend geboten ist. Die Erkenntnis verdankt man Christoph Fasching, mit dessen Namen man keine Scherze machen sollte, der aber mutmaßlich Wiens Spitalspolitik zum Narren gehalten hat.

Denn: Er lieferte sechs Seiten Studie ab, kassierte 95.000 Euro Gage (das Geld ist schon überwiesen) und sorgte dafür, dass die Kabarettisten dieses Landes die Notizblöcke zuschlagen können: Was Besseres kommt heuer nicht mehr.

Wer aber ist Christoph Fasching?

Nun, eigentlich ist er Autoverkäufer, jedenfalls arbeitete er von 1986 bis 2000 in der Branche. Gelernt hat er Groß- und Einzelhandelskaufmann, aber man sollte einen kleinen Sprung zurück machen, nämlich zum 10. September 1966, um ihn ganzheitlich zu erfassen, denn da wurde er in Salzburg geboren und das beschreibt er so: "Ich habe entschieden, als jüngster von 3 Söhnen einer Unternehmerfamilie zu inkarnieren".

Der Lebenslauf auf der Webseite, der gewisse Längen aufweist, ist übrigens eine Empfehlung an jede Krankenanstalt der Welt, Christoph Fasching ins Haus zu holen, zu welchem Zwecke auf immer. Er heißt: "Mein Weg ins Licht". In lichte Gagenhöhen hat er es jedenfalls dank Wien geschafft.

Wohnung energetisch nicht frei

Wann genau ihn die Erweckung packte, bleibt unklar, aber es muss erstmals so um 2000 gewesen sein. Da absolvierte er in München eine Kommunikations- und Coachingausbildung. Danach rutschte er zwar wieder ins bodenständige Gewerbe, war erneut Autoverkäufer, dann Immoblienmakler, aber 2009 gründete er schließlich das "Forschungszentrum für Bewusstsein" in Anthering (Salzburg), nennt sich fortan "Channel Medium". Er hat auch einen Gewerbeschein für Unternehmensberatung und ist "NLP-Master-Practitioner (Coaching und Kurzzeittherapie)" - aber wer ist das heute nicht?

Am Bau holte ihn das Genie ein und das beschreibt er so: "Nach einer weiteren Besichtigung mit einer sympathischen, aber leicht merkwürdigen Dame eröffnete mir diese, dass die beiden Wohnungen nicht verkäuflich seien, weil diese energetisch nicht frei seien. Etwas verwundert ging ich dieser Aussage näher auf den Grund und erfuhr, dass sie von Beruf Energetikerin war ...und ich fragte, ob man die Energie in den Wohnungen beeinflussen könne, damit diese dann zum Verkauf frei wären – ihre Antwort war ein klares "JA"!

Fasching channelt Erzengel Gabriel

Da war es um ihn geschehen. Christoph Fasching hat inzwischen schon sieben Bücher geschrieben, eines heißt so: "Die Erde, ein neuer Stern. Aufstieg und Leben in der 5. Dimension, Band 2 Christoph Fasching channelt Erzengel Gabriel". Wenn so einer nicht einem Krankenhaus erscheint, wer denn dann, muss man sich fragen?

Vor allem weil er Kluges von sich gibt, Sätze, die ein Spital gut brauchen kann: "Durch den großen Wandel, den ich selbst durchlebt habe, durfte ich dazu beigetragen, dass viele Menschen mit mir gemeinsam oder anhand meines Beispiels einen ebensolchen Wandel durchlebt haben. Wenn sich in weiter Folge durch die Impulse, die ich mit meiner Arbeit setzen durfte, die ganze Welt zu wandeln beginnt, dann ist dies eine ganz besondere Ehre für mich!"

"Ja, geliebter Christoph"

Was er meint? Er durchlebte eine Scheidung, verletzte sich am Knie, verliebte sich neu, und startete die "Zusammenarbeit mit der geistigen Welt". Die sah so aus: "Nach anfänglicher Funkstille passierte eines Tages das schier Unmögliche – plötzlich war da eine Stimme und ich war überrascht und zweifelte an meiner Zurechnungsfähigkeit. Zögerlich fragt ich: "Ist da jemand?" Die Stimme antworte: "Ja, geliebter Christoph, wir sind hier – sei willkommen, wir haben schon auf Dich gewartet!" Aufgeregt und zutiefst erfreut begann ein langer Dialog mit meiner geistigen Führung und mir wurde mitgeteilt, dass man noch viel mit mir vor hätte, denn ich sollte als Botschafter für die geistige Welt fungieren und Informationen verbreiten und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen".

Dann schlug Wien zu. Ob die 95.000 Euro Steuergeld nun weg sind? Man wird sehen, denn es gibt noch einen Funken Hoffnung. In einem Interview auf La Gomera für einen TV-Sender sagte er: "Geld ist nicht wichtig. Wenn ich in der Familie koche, verlange ich ja auch kein Geld. Die ganze Welt ist eine Familie".

Da sollte Wien ansetzen.