Ukraine
Ukraine-Schock! "Doppelt so groß wie Österreich"
In vielen Regionen in der Ukraine droht selbst nach Abzug der Russen weiter tödliche Gefahr. Minenfelder riesigen Ausmaßes überziehen das Land.
Der Krieg in der Ukraine hat bereits unzählige Opfer gefordert: Rund 150.000 Verluste – Getötete und Verwundete – gibt es alleine unter den ukrainischen Verteidigern an der Front, dazu kommen noch Tausende ermordete Zivilisten.
Auf der Seite der russischen Invasoren sieht es ähnlich schrecklich aus: 22.644 tote Soldaten sind namentlich durch Recherche von BBC und "Mediazona" bestätigt. Das ist die Unterkante, die darauf basierende Schätzung ist etwa doppelt so hoch. Demnach dürfte es auch schon mehr als 158.000 Verwundete unter den Kreml-Truppen geben.
Riesige Minenfelder
Doch selbst wenn sofort die Waffen schweigen und Friede ins Land einziehen würde, droht den Bewohnern des Landes weiter eine tödliche Gefahr. "30 Prozent der Ukraine sind von Landminen betroffen", so das britische Verteidigungsministerium am Samstag. Die Schockrechnung der Engländer: "Eine Fläche doppelt so groß wie Österreich."
Zu wenige Räumtrupps
Eine Tragödie, die bereits vor dem 24. Februar 2022 ihren Anfang genommen hat. Schon vor der russischen Invasion galt die Ukraine laut den Vereinten Nationen als das Land, das weltweit am meisten durch Minen verseucht war. 1,8 Millionen Menschen lebten ab 2014 in der Nähe von solchen tödlichen Sprengfallen – ausgebracht von beiden Konfliktparteien. Durch den Einmarsch der Russen sind noch unzählige weitere dazugekommen.
Doch selbst in den Zonen, wo nach dem Rückzug der Russen relative Ruhe herrscht, gibt es nicht genügend Räumtrupps, um die riesigen Ackerflächen gründlich abzusuchen und für Sicherheit zu sorgen. Für jedes einzelne Feld wird eine kleine Ewigkeit benötigt. Deshalb greifen findige Bauern nun auf eigene Methoden zurück, um zumindest die Saat sicher ausbringen zu können.
Das machen sie mit teils selbstgebauten Fahrzeugen, die sie mit per Fernsteuerung über ihre Äcker schicken. Wie das genau funktioniert, zeigen folgende Videos:
Überraschende Bewegung an Bachmut-Front
Derweil ist bei Bachmut nun überraschend Bewegung in die Front gekommen. Zuletzt kämpften sich die Wagner-Söldner von Jewgeni Prigoschin unter schwersten Verlusten Straße um Straße mitten durch das Zentrum vor – am 3. April hatte "Putins Koch" die Einnahme der ostukrainischen Stadt verkündet – , während die russische Armee von außen versuchte, die Verteidiger in die Zange zu nehmen. Dabei wurden auch abscheuliche Mittel wie Phosphor-Bomben eingesetzt.
Wie der ORF berichtet, sind ukrainischen Truppen nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten in der Region nun Geländerückgewinne gelungen.
An zwei Randbereichen der Stadt sei es gelungen, die Russen zurückzudrängen, so die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar. Doch auch sie musste zugeben: Die Lage im Zentrum ist "kompliziert".
Die folgende Bildstrecke zeigt, wo genau:
Prigoschin spricht von Niederlage
Auch der Kreml musste am Freitag einräumen, dass sich die eigenen Truppen zurückziehen hatten müssen, um sich neu zu formieren. Währenddessen giftete Wagner-Chef Prigoschin neuerlich gegen Verteidigungsministerium und die reguläre Armee, sprach von einer "Niederlage". Die Ukrainer hätten demnach eine Anhöhe vor der Stadt zurückerobert und die wichtigste Zufahrtsstraße, die zuvor von den Söldnern gehalten worden war, wieder unter Kontrolle gebracht.
Die Beobachter im britischen Verteidigungsministerium sprachen von ungeordneten Rückzügen russischer Soldaten der 72. Motorisierten Schützenbrigade von mehreren Positionen rund um Bachmut während der vergangenen vier Tage. Laut einem Sprecher der örtlichen ukrainischen Streitkräfte hätte man "in drei Tagen der Gegenoffensive ein Gebiet von 17,3 Quadratkilometern befreit".
Ob das bereits die seit Wochen erwartete und vorbereitete Gegenoffensive ist, oder nur eine lokale Initiative ist zum aktuellen Zeitpunkt unklar. Ukraines Präsident Wolodimir Selenski antwortete auf eine entsprechende Frage während seines Rom-Besuches kryptisch: "Ich kann diese Frage nicht beantworten, aber Sie werden die Ergebnisse sehen, und Russland wird sie spüren".