Politik
"Hercules" hat ausgedient – der Nachfolger ist nun fix
Die "Hercules" hat Kultstatus, doch das Bundesheer will die altgediente Transportmaschine in den Ruhestand schicken. Jetzt ist der Nachfolger fix.
Die Shopping-Tour des Militärs geht weiter: Österreichs Bundesheer bekommt nun eine nigelnagelneue Flotte Transportmaschinen. Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (VP) am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Rüstungsdirektor Generalmajor Harald Vodosek bekanntgab, wird das bisherige Aushängeschild, die C-130 "Hercules" des US-Herstellers Lockheed, bald ausgemustert.
Die Maschine wurde und wird in erster Linie zum Transport von Personal und Versorgungsgütern, vor allem im Rahmen von Auslandseinsätzen des Bundesheeres, genutzt. Durch die vier Rolls Royce Turbo-Propeller-Triebwerke erreicht sie aber nur mittlere Geschwindigkeiten (540 km/h) und Flughöhen (max. 8.077 m). Damit entspricht sie nicht mehr dem modernen Anforderungsprofil. Und: die damals gebraucht gekauften Flieger sind mittlerweile 56 Jahre alt, werden in der Erhaltung immer teurer. Zeit für einen Wechsel also.
Nachfolger aus Brasilien
"Getreu unserem Motto 'Mission Vorwärts' können wir heute einen neuen Meilenstein für die Zukunft unserer Luftstreitkräfte verkünden", begann Tanner ihre Pressekonferenz. Nach "ausführlichen Marktsondierungen" samt Wunschliste – so sollte laut "Kleine Zeitung" der Radpanzer Pandur EVO samt Waffenstation "in einem Stück" und auch ein Hubschrauber S-70 "Black Hawk" hineinpassen – sei nur noch einziges Flugzeugmodell über geblieben, das "alle unsere Anforderungen auch erfüllt." Und das ist die C-390 "Millennium" des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer.
VIDEO: Die Pressekonferenz von Verteidigungsministerin Tanner zum "Hercules"-Nachfolger:
Gleich vier der neuen Transportmaschinen sollen die drei alten "Hercules" bis spätestens 2030 ersetzen. Durch ihre zwei Mantelstromtriebwerke schafft die "Millennium" eine Reisegeschwindigkeit (etwa 850 km/h) und Flughöhe (11.000 m) ähnlich moderner Passagierflugzeuge und ist damit deutlich leistungsfähiger als die alte C-130.
Das kostet auch, pro Stück werden etwa 130 bis 150 Millionen Euro fällig. In Summe bewegt sich das C-390-Budget des Bundesheeres also in einer Größenordnung von rund 600 Millionen Euro. Tanner spitzt aber auf einen Rabatt, will sich hier mit den Niederlanden zusammentun. Die verhandeln bereits mit Embraer, wollen selbst fünf der C-390 als Hercules-Ersatz kaufen. Österreich, so der Plan, würde sich an diese Gespräche dranhängen.
"Der Vorteil einer Kooperation ist, dass wir identes Gerät bekommen. Es wird keine Ö-Lösung geben und damit keine Schnittstellenproblematik im Einsatz", erklärte Generalmajor Vodosek die Absichten. Die Zusammenarbeit soll aber auch über die Beschaffung hinaus gehen und auch die Bereiche Ausbildung, Logistik und Wartung umfassen. Tanner betonte aber, dass die Werft in Österreich bleibe. Die neuen Embraer sollen wieder im oberösterreichischen Hörsching stationiert werden. Portugal, Ungarn und Brasilien haben ebenfalls bereits C-390 im Einsatz.