Albtraum
Warum träumen wir von ausfallenden Zähnen?
Etwa 40 Prozent erleben mindestens einmal einen Zahntraum. Bislang ist es nicht gelungen, eine Erklärung dafür zu finden. Nun könnte es soweit sein.
Es gibt Träume, die fast jeder zu haben scheint: Man erscheint zu einer Prüfung und hat völlig vergessen, dafür zu lernen, oder wird von einem böswilligen Angreifer gejagt, um nur einige zu nennen. Einer der rätselhaftesten, aber erstaunlich häufigen Albträume betrifft jedoch den Verlust der Zähne. Die Wissenschaft hat jetzt vielleicht eine Erklärung für diese Vorstellung.
So genannte "Zahnträume", also Träume von ausfallenden oder faulenden Zähnen, sind eines der häufigsten und universellsten typischen Traumthemen", schrieben die Forscher. Etwa 40 Prozent der Menschen erleben mindestens einmal einen Zahntraum, wobei 8,2 Prozent diese nächtliche Tortur regelmäßig durchmachen.
Körperliche oder psychologische Ursache?
Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob Zahnträume mit einem tatsächlichen körperlichen Reiz, insbesondere einer Zahnreizung, oder mit einem psychologischen Ursprung, insbesondere einer psychischen Belastung, oder mit beidem zusammenhängt. Dafür rekrutierten Forscher in Israel im Jahr 2018 210 Studenten, die an einer Traumanalyse-Studie teilnahmen. Die Teilnehmer füllten Fragebögen aus, um die Themen ihrer Träume sowie ihren Grad an psychischer Belastung und ihre Schlafqualität zu bewerten. Die Forscher befragten die Teilnehmer auch zu Zahnreizungen und wollten wissen, ob sie im Schlaf mit den Zähnen knirschen oder nach dem Aufwachen Spannungen oder Schmerzen in den Zähnen, dem Zahnfleisch oder dem Kiefer verspüren.
Zahlreiche Erklärungsversuche
"Es ist schwer zu erklären, warum so viele Menschen – manchmal regelmäßig – von der Erfahrung träumen, dass Zähne ausfallen, brechen oder verrotten. Also Erfahrungen, die im Wachleben von Erwachsenen nicht besonders häufig vorkommen", schreiben die Autoren der Studie. Die Schwierigkeit, eine Erklärung für diese Träume zu finden, hat im Laufe der Zeit zahlreiche Interpretationen hervorgerufen, angefangen mit dem antiken griechischen Traumdeuter Artemidorus, der den Verlust von Zähnen im Traum mit der Begleichung finanzieller Schulden in Verbindung brachte. Später definierte ein Text im jüdischen Talmud Zahnträume als Prophezeiung für den bevorstehenden Tod eines Familienmitglieds, während der Psychoanalytiker Sigmund Freud solche Träume mit sexuellen Themen wie Masturbation und Kastration in Verbindung brachte.
Spiegelung körperlicher Empfindung
Die Studienautoren fanden einen Zusammenhang zwischen Zahnträumen und Zahnreizungen beim Aufwachen, was darauf hindeutet, dass diese Träume tatsächlich eine Manifestation körperlicher Empfindungen sein könnten. Träume von knirschenden Zähnen haben möglicherweise nichts mit psychischen oder emotionalen Problemen zu tun, sondern spiegeln lediglich eine tatsächliche körperliche Empfindung wider.