Wirtschaft
Lufthansa lässt Niki-Übernahme platzen
Wegen kartellrechtlicher Zweifel der EU-Kommission hat die Lufthansa ihr Angebot zur Niki-Übernahme zurückgezogen. Noch vor Weihnachten droht die Insolvenz.
Die Lufthansa Group hat ihr Übernahmeangebot der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki am heutigen Mittwoch offiziell zurückgezogen. "Nach klaren Signalen aus Brüssel verzichtet die Lufthansa Group auf Übernahme von Niki", teilte die Airline am Mittwoch mit.
Als Grund nannte das Unternehmen die EU-Kommission, welche aus kartellrechtlichen Zweifeln dem Aufkauf der österreichischen Airline ablehnend gegenüberstehen würde. "Es gibt das Risiko, dass Lufthansa auf einigen Strecken faktisch ein Monopol wird, auf einer bedeutenden Zahl von Strecken", sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager noch am Dienstag.
Haltung der EU-Kommission
Die Lufthansa hätte "bereits umfangreiche Zusagen insbesondere durch den Verzicht auf Slots [Start- und Landezeiten, Anm.] angeboten", heißt es in einer Presseaussendung des Unternehmens. "Die Kommission beurteilt diesen Schritt als nicht ausreichend und hat klar signalisiert, dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Eurowings Gruppe aktuell nicht genehmigungsfähig ist." Aus diesem Grund habe man das Übernahmeangebot zurückgezogen.
Teile des ursprünglich vereinbarten Kaufpreises seien schon als Brückenfinanzierung an die insolvente Airline geflossen. Das restliche Geld werde man nach dieser Abfuhr stattdessen in den "organischen Kapazitätsaufbau in den Märkten von Niki" stecken. Wirtschaftlich führe dies für die Lufthansa Group zu "einem vergleichbaren Ergebnis".
1.000 Angestellte vor Weihnachten arbeitslos?
Für Niki könnte das das endgültige Ende bedeuten. Durch die Absage der Lufthansa geht der ehemaligen Airline von Niki Lauda noch vor Weihnachten das Geld aus und muss Insolvenz anmelden. Schon im Vorfeld hatte der Generalbevollmächtigte, Frank Kebekus, gewarnt, "dass kurz vor Weihnachten 1.000 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, zehntausende Passagiere stranden und hunderttausende Tickets ihre Gültigkeit verlieren."
Vor den Festtagen droht Niki-Passagieren ein Flugchaos, schon am Donnerstag (14. Dezember) könnten die ersten Flüge gestrichen werden – "heute.at" berichtet hier.
Deutsche Regierung gibt Niki auf
"Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", erklärte der Sprecher der deutschen Bundesregierung, Steffen Seibert. "Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge."
Ein schwacher Lichtblick am Horizont kommt ausgerechnet von der insolventen Airline-Mutter Air Berlin: "Die Air-Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die Niki Luftfahrtgesellschaft GmbH", betonte die Fluglinie nach dem Rückzieher der Lufthansa in einer Pflichtmitteilung an die Börse.
Hintergrund
Die insolvente Air Berlin hatte ihre Tochtergesellschaften Niki und Luftverkehrsgesellschaft Walter (LGW) im Ergebnis eines strukturierten und transparenten Bieterverfahrens am 12. Oktober 2017 an den einzigen Bieter mit einem tragfähigen Angebot, die Lufthansa Group, verkauft. Seit diesem Zeitpunkt kann Niki nur durch finanzielle Unterstützung der Lufthansa Group in zweistelliger Millionenhöhe überleben. Der geplante Verkauf beinhaltet auch eine Lösung für die 14 von der AirBerlin bei der TUI geleasten Flugzeuge.
(rcp)