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Tausende Kinderpornos auf Campingplatz gedreht
Ein 56-Jähriger soll über Jahre hinweg etwa 20 Kinder sexuell missbraucht haben. Eines der Opfer wurde dem Mann womöglich von der eigenen Mutter zugeführt.
Die Polizei ist in Deutschland auf einen riesigen Fall von Kindsmissbrauch gestoßen: Auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde – 75 Kilometer nördlich von Frankfurt – sollen in den vergangenen 10 Jahren mindestens 23 Kinder missbraucht worden sein. Die Opfer waren im Alter zwischen vier und 13 Jahren.
Die Taten sollen sich zwischen 2008 und 2018 ereignet haben. Bereits über 1000 sexuelle Übergriffe auf die Kinder konnte den Tätern nachgewiesen werden. Die Polizei geht jedoch noch von weiteren Opfern aus; sie sei derzeit dran, weitere minderjährige Opfer zu identifizieren. Dafür erstrecken sich die Ermittlungen auch auf das angrenzende Ausland, da auf dem Campingplatz auch ausländische Familien ihre Ferien verbringen.
"Der Haupttäter hat seinen Opfern viel angeboten"
Wie die Ermittler am Mittwoch weiter mitteilen, handelt es sich beim Hauptverdächtigen um einen 56-jährigen Mann, der auf dem Campingplatz Eichwald einer von 280 Dauercampern war. Bei den anderen Verdächtigen handelt es sich um einen 33-Jährigen aus Steinheim bei Höxter und einen 48-Jährigen aus Stade in Niedersachsen. Alle drei sitzen seit Mitte November 2018 in Untersuchungshaft.
Obwohl das Ermittlungsteam im Fall "EK-Camping" erst am Anfang steht, konnte bereits eine Maße an Beweisen sichergestellt werden: 13'000 Kinderpornodateien liegen so nun dem Bundeskriminalamt vor. Das gesamte Datenvolumen betrage 14 Terabyte.
Und auch den Machenschaften der Täter kamen die Kommissaren während der letzten Wochen auf die Spur: Die betroffenen Kinder stammten größtenteils aus dem Umfeld des Campingplatzes. Unter ihnen soll auch die Pflegetochter des 56-jährigen Haupttäters sein. Laut Gunnar Weiß, Chefermittler im Fall, wurden die Opfer regelrecht angelockt: "Der Haupttäter hat seinen Opfern viel angeboten. Man ist in Freizeitparks gefahren, hatte Schwimmbäder besucht – er hat sich viel mit den Kindern umgeben", sagt Chefermittler Gunnar Weiß. So habe sich Täter die Möglichkeiten geschaffen, sich an den Kindern zu vergehen.
Treffpunkt Darknet
Auch der zweite Inhaftierte, der 33-Jährige, soll auf dem Campingplatz Kinder sexuell missbraucht und kinderpornografisches Material hergestellt haben. Der dritte Festgenommene, der 48-Jährige, war offenbar Abnehmer dieses Materials.
Die drei Komplizen sollen sich im Darknet kennengelernt und nun über Jahre in einschlägigen Chats über die Missbräuche ausgetauscht haben. Die Behörden sprechen dabei von einer "Vielzahl von Taten, bei denen Kinder schwer sexuell missbraucht wurden". Das ganze Ausmaß dieser Übergriffe sei erst im Laufe der Ermittlungen nach und nach deutlich geworden.
Erste Anzeige wurde nicht ernst genommen
Laut dem Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) soll eine Mutter dem Dauercamper auf dem Platz 2016 ihre Tochter überlassen haben. Kurz darauf gab es demnach Anzeigen, weil sexueller Missbrauch vermutet wurde. Doch die Ermittlungen von Jugendamt und Polizei brachten damals noch nichts Belastbares zu Tage, wie der Sender berichtete.
Trotz der Wohnsituation des Dauercampers und der vorliegenden Anzeigen habe das Jugendamt weiter in ein Pflegeverhältnis eingewilligt – das Kind sei dem Dauercamper anvertraut geblieben. Seit der Festnahme des Mannes 2018 ermittle die Polizei.
(red)