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Kapitänin Rackete taucht wegen Drohungen unter
Wegen zahlreicher Drohungen ist die "Sea Watch 3"-Kapitänin Rackete nach ihrer Freilassung an einen "sicheren Ort" gebracht worden.
Die freigelassene Kapitänin der "Sea-Watch 3", Carola Rackete, ist nach ihrer Freilassung untergetaucht. Aus Angst um ihre Sicherheit sei die 31-Jährige an "einen sicheren Ort" gebracht worden, teilte die deutsche Hilfsorganisation mit. Es habe einige generelle Drohungen gegen Rackete gegeben.
Keine "Belagerung"
Wo der neue Aufenthaltsort ist - in Italien, Deutschland oder in einem anderen Land - wurde wegen der Drohungen nicht bekanntgegeben. "Wir wollen, dass sie in Sicherheit ist und dass sie erstmal nicht belagert wird", sagte Sprecher Ruben Neugebauer. "Sie wird jetzt erst mal schlafen."
Am Vorabend hatte eine Ermittlungsrichterin in Agrigent den Hausarrest gegen Rackete aufgehoben. Die Käpitänin war am Wochenende ohne Erlaubnis der italienischen Regierung mit der "Sea-Watch 3" und 40 Migranten an Bord in den Hafen von Lampedusa gefahren und hatte dabei ein Schiff der Finanzpolizei gestreift.
Deutschland sehr erfreut
Der deutsche Bundesaußenminister Heiko Maas zeigte sich erfreut über Racketes Freilassung. "Ich hoffe, dass die Vorwürfe nun rasch geklärt werden", teilte er mit. "Der Fall macht erneut deutlich: Wir brauchen endlich eine Lösung für die Verteilung von Geflüchteten, bei der alle EU-Staaten ihren Beitrag leisten."
Italien komplett verärgert
Ganz anders die italienische Regierung: Sie reagierte grantig. "Mich überrascht die Haftentlassung von Carola Rackete", twitterte der italienische Vizepremier Luigi Di Maio. "Es bleibt jedoch bei der unmittelbaren Beschlagnahmung des Schiffes. Wenn wir sofort konfiszieren, können sie beim nächsten Mal nicht ans Meer zurückkehren und unser Land und unsere Gesetze provozieren."
Italiens Innenminister Matteo Salvini schimpfte in einem Facebook-Livestream, was das Zeug hielt: "Der Platz dieses Fräuleins wäre an diesem Abend das Gefängnis gewesen. Ein Richter hat entschieden, dass es nicht so ist", sagte er. Er sei "sprachlos": "Was muss man machen, um in Italien ins Gefängnis zu kommen?"
Salvini kündigte an, die italienische Justiz zu verändern: "Denn das ist kein Urteil, das Italien gut tut, es ist kein Urteil, das für Italien spricht." Auf Twitter schob er mit Blick auf Rackete noch nach: "Sie wird in ihr Deutschland zurückkehren, wo sie nicht so tolerant mit einer Italienerin wären, wenn sie das Leben von deutschen Polizisten in Gefahr gebracht hätte."
Noch eine Anhörung
Racketes Anwälten zufolge kommt am 9. Juli noch eine Anhörung der italienischen Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zu illegaler Migration auf die Kapitänin zu. Zwei weitere Vorwürfe des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Widerstand gegen ein Kriegsschiff wurden fallen gelassen.
(red)